Alois Schöpf
Für die Umwelt in die Rezession
Apropos

Eine tragende Säule des Wirtschaftswachstums ist der private Konsum. Für diese Erkenntnis muss man kein Universitätsprofessor sein. Aber auch nicht, wenn man in Erfahrung bringen möchte, warum Private derzeit kaum größere Investitionen tätigen. Man muss sich nur im Bekanntenkreis umhören: viele wären sehr wohl und gern dazu bereit, sich etwas Größeres anzuschaffen. Sogar im Dienst an der Umwelt. Aber sie wissen beim besten Willen nicht, was!

Beginnen wir bei den PV-Anlagen. Als sich die meisten eine solche bestellten, bekamen die wenigen, die schon eine hatten, fast 50 Cent pro Kilowattstunde. Heute, wo die meisten ihre Anlage endlich haben, bekommt man dafür ein Zehntel, 5 Cent! Eingefahren? Selber schuld? Die Wahl ist bitter!

Oder nehmen wir die Heizung: In Bauten ohne Fußbodenheizung ist eine Luftwärmepumpe völlig ineffizient, sagen zumindest jene Installateure, die es gut mit einem meinen. Statt nun die alte Ölheizung für die kälteste Zeit im Jahr weiter einsetzen zu dürfen, muss man sie herausreißen, sonst bekommt man keine Förderung. Also entscheidet man sich, bei der alten Ölheizung zu bleiben, solange es geht.

Ganz ähnlich spielt es sich beim Autokauf ab: Natürlich wäre es vernünftig, ein E-Auto zu kaufen. Aber wo soll man es problemlos aufladen, wenn man in der Stadt wohnt? Oder zum Urlaub an die Adria fährt und dabei die meisten Ladestationen nicht funktionieren bzw. Fantasiepreise verlangen? 

Das Vernünftigste, ein Plug in Hybrid Auto, das man auf kurzen Strecken mit Elektrizität und auf langen auch mit Benzin fahren kann, ist für den Normalverbraucher zu teuer. Also verzichtet er auf ein neues Auto, denn das alte tut es noch einige Zeit.

Die Energiewende wurde zu ideologisch und fernab von Realität und Fairness angegangen. Das Ergebnis der Träumerei besteht darin, dass die Wirtschaft kränkelt und die Umwelt erst recht warten muss.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 28.09.2024

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Karlheinz Veit

    Ein hervorragender Kommentar Herr Muskat!
    Man mache nur seinen Kleiderkasten auf und verweile in aller Stille und Ehrlichkeit einige Minuten !
    Kopfschütteln ist eigentlich die logische Konsequenz und ich nehme mich da überhaupt nicht raus….!
    Einzig beim Auto kann ich voll mitkritisieren als Nurradler, der nicht einmal einen Führerschein hat!
    Wie hielt ich diese Variante des Lebens nur 77 Jahre aus – unvorstellbar für manche der Benzinbruderschaft……

    1. Robert Muskat

      Lieber Herr Veit,
      meine Hochachtung für Ihre Radlerkarriere! Ich war immer froh um meinen Lappen, da ich als Lieferer für eine Teppichfirma begann und anschließend 47 Jahre lang ein Taxi betrieb, was anderen das Fahren erspart hat. Ich bin überzeugter eBay und willhaben-Käufer, da ich weder Zulieferer-Produkte, die einen Markenstempel tragen und das Vierfache desselben Ersatzteils ohne Markenstempel kosten, kaufe, noch Label-Kleidung, da mir Jeans um 19,90€ den gleichen Dienst leisten. Ich unterstütze nur Betriebe, die Sinnvolles erzeugen, bin gegen den überbordenden touristischen Ausbau mancher Gierschläuche und für mich ist „Wachstum“ meistens gleichbedeutend mit Geldgier.
      In diesem Sinne liebe Grüße an Sie.

  2. Robert Muskat

    Für die Umwelt in die Rezession? Ja sicher! Wie soll der private Konsum aktiviert werden, wenn eine „normale“ Familie bis zu 70% eines Einkommens einem gierigen Vermieter in den Rachen schieben muss, damit der sich seine Wurstfinger nicht mehr mit Arbeit schmutzig zu machen braucht. Außerdem, wofür soll man Geld ausgeben? Damit man noch mehr kurzlebige Produkte daheim hat, die zwei Wochen nach Ablauf der Garantie den Geist aufgeben? Eigentum schaffen kann man sich durch restriktive Kreditvergabe auch nicht mehr, es ist ja wichtiger, dass aufgespritzte Oligarchinnen in Österreich Eigentum erwerben.
    Neue Autos sind eine Frechheit: viel zu teuer (für das, was man heute für einen Dacia zahlt, bekam man früher einen Mercedes 250) und urhässlich! Meinem Jaguar von 1996 schauen alle von 10-80 nach, wenn ich an einem neuen BMW vorbeigehe, verspüre ich Brechreiz. Gilt übrigens für fast alle Marken. Lademöglichkeit hat man an undurchsichtigen Ladestationen, die gerne schwache Leistung anbieten, weil sie nach Ladezeit abrechnen, bei privaten Stationen muss man in einer Wohnanlage um Erlaubnis hausieren gehen und unsympathische Eigentümer zeigen da gerne ihre Macht. Solaranlagen sind teilweise brandgefährlich und daher auch nicht das Wahre.
    Nebenbei sei auch noch angemerkt, dass sich die Wirtschaft ohnehin einbremsen sollte. Es geht nicht an, dass Vergrößern, Ausbau und Produktionssteigerung die wichtigsten Faktoren werden. Die landwirtschaftliche Produktion wird heute schon zum Teil am Feld aussortiert, da der Handel ja makellose Früchte verkaufen will, die Industrie produziert Sachen, die absolut niemand braucht. Warum wird von den Mobilfunkern alle 2 Jahre ein neues Handy angeboten, wenn das alte locker 10 Jahre funktioniert? Wozu braucht man in der Mode pro Jahr 5-6 „Kollektionen“? Damit man die unmodischen Stücke nach fünfmal tragen wegwirft?
    Das alles ist nur Wachstum auf Teufel-komm-raus, das niemand braucht.
    Und zum Schluss noch eins:
    Hat in Österreich jemand eine innovative Idee, entwickelt er ein wirklich gutes neues Produkt, dann wird das Ganze spätestens nach 5 Jahren an einen „Investor“ verkauft, der Entwickler „legt“ das Geld in Wohnungen an, damit er/ sie ja bis ans Lebensende nicht mehr arbeiten muss. Das würde ich als Ausverkauf Österreichs bezeichnen!

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