Leonhard Steiger
Ernst Schöpf hat niemals behauptet,
dass das Problem
der verfassungswidrigen Übertragung
von einem Drittel der Fläche Tirols
inzwischen gelöst sei.
Notizen

In der Kolumne Kopf des Tages der Tiroler Tageszeitung stand, dass Ernst Schöpf für die Tiroler ÖVP nie bequem war, und das stimmt. Er hat mit seiner Meinung nie hinter dem Berg gehalten und hat sich nie gescheut, öffentlich und lautstark gegen den Mainstream seiner Partei Laut zu geben (wie er zu sagen pflegt). In besonderer Weise und immer wieder – bis heute – wies er auf die bestehenden Ungerechtigkeiten und Ungesetzlichkeiten hin, die wegen der verfassungswidrigen Enteignungen vieler Gemeinden zugunsten von Agrargemeinschaften zum größten Teil heute noch bestehen. 

Wenn nun in dem Artikel berichtet wird, dass mit seinem Zutun diese Ungerechtigkeiten gelöst seien, so ist dies geradezu ein Hohn gegenüber Ernst Schöpf und seinem Einsatz für die Gemeinden!!

Ernst Schöpf hat die Gemeindegutsfrage nie für gelöst, schon gar nicht für beendet erklärt; ganz im Gegenteil: er forderte bis zuletzt als Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes (TGV) die Rückübertragung der riesigen Liegenschaften von den Agrargemeinschaften zu den Gemeinden. Dies fordert übrigens auch der derzeitige Präsident des TGV.

Umfangreiche Erhebungen in den Grundbüchern zu dem auf Agrargemeinschaften verfassungswidrig übertragenen Gemeindegut wurden im Auftrag von Ernst Schöpf vom TGV durchgeführt. Dadurch kam endlich Licht in die undurchsichtigen – weil der Amtsverschwiegenheit unterliegenden – Vorgänge der verfassungswidrigen Eigentumsübertragungen im Ausmaß von insgesamt einem Drittel der Fläche Tirols. Mit diesen Enthüllungen war Ernst Schöpf der Tiroler ÖVP besonders unbequem.

Aufgrund dieser Erhebungen ist nun bekannt, dass insgesamt 451 (!) Agrargemeinschaften existieren, die aus Gemeindegut hervorgegangen sind. Wie die Beantwortung einer Anfrage im Tiroler Landtag bestätigt, werden von der Agrarbehörde – entgegen den eindeutigen Akten – lediglich 235 als Gemeindeguts-Agrargemeinschaften anerkannt! Bei den restlichen 216 Agrargemeinschaften (451- 235 ) haben die Gemeinden immer noch keinen Zugriff auf das ihnen zustehende Vermögen!! Ein Skandal!

Die in der Kolumne Kopf des Tages aufgestellte Behauptung die jahrzehntelangen Ungerechtigkeiten gegenüber den Gemeinden wegen der Agrargemeinschaften seien gelöst ist also unwahr. Wenn dafür Ernst Schöpf sozusagen auch als Zeuge angeführt wird, möchte man meinen, dass dieser Beitrag aus der Pressestelle des Bauernbundes und nicht aus der Redaktion eines seriösen Mediums stammt. Die ÖVP will dieses Thema schon lange unter den Tisch kehren, was ihr nicht gelingen wird!

Die Wahrheit ist jedem zuzumuten, sie kommt doch irgendwann ans Licht.

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Leonhard Steiger

Leonhard Steiger, DI, studierter Forstwirt in Pension, war beruflich tätig bei den Österreichischen Bundesforsten, beim Land Tirol und beim Stadtmagistrat Innsbruck. Obmann des Vereins "Gemeindeland in Gemeindehand".

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Robert Muskat

    Da hat man sich als unbedarfter Normalbürger gedacht, die Agrargenossenschaften hätten endlich eingesehen, dass sie zu Unrecht agieren, aber Nein! Nach wie vor glauben einige präpotente Agrarfuzzis, sie können mit Gemeindeeigentum ihre persönlichen Geldgelüste befriedigen und anstelle der reinen Nutzung die Gründe, die ihnen ja nicht gehören, nach Gutdünken verscherbeln. Im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man das DIEBSTAHL und man fragt sich schon, warum die ach sonst so fleißigen Staaaaatsaaaanwaaaaltschaaaaafteeeen sich nicht damit befassen. Aber die ÖVP hat ja österreichweit Narrenfreiheit . Bitte was dagegen unternehmen!!!!;

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