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Alois Schöpf
Die besten Orchester gehören am meisten gefördert.
Zur Musik

Selbst der leistungsstärkste Musikverein besteht aus vielen ausgezeichneten Musikerinnen und Musikern, ist jedoch schon allein aufgrund der Vereinsstatuten nicht in der Lage, sich von den eher schlechten zu trennen.

Ebenso sind die meisten noch so hochkarätigen Vereine in ein gesellschaftliches Ganzes eingebunden, das sie verpflichtet, neben der Kunstmusik gewidmeten Konzerten bei weltlichen und kirchlichen Anlässen mit Gebrauchsmusik für die Umrahmung zu sorgen.

Und zuletzt ist auch nicht die Tatsache zu vernachlässigen, dass abgesehen von noch so überzeugenden Bekenntnissen zur Kunst sowohl die soziale Komponente eines kameradschaftlichen Zusammenseins als auch die demokratischen Wahlen der Vorstandsmitglieder es unmöglich machen, sich langfristig gegen Mehrheiten durchzusetzen und von oben herab Programme und Konzerttermine festzulegen.

Dass all diese Rahmenbedingungen musikalische Höchstleistungen fast unmöglich machen, hat zumindest auf Seiten engagierter Blechbläser dazu geführt, dass die aus England kommende Brassband Bewegung auch am Kontinent Fuß fassen konnte, um all jenen, denen Spitzenleistungen am Instrument zentrales Anliegen sind, die Möglichkeit zu bieten, ihr Können konzertant auszuleben.

Dass diese vorerst auf die Blechblasinstrumente beschränkte Entwicklung hin zu Spitzenleistungen bald auch im bläsersymphonischen Bereich Nachahmer finden würde, war zu erwarten, und wurde durch professionelle Vorzeigeorchester wie etwa die Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg oder die sächsische Bläserphilharmonie zusätzlich befeuert. Daher wurden in den letzten Jahren auch immer öfter sogenannte Bezirks-Blasorchester oder an engagierten Kapellmeister-Persönlichkeiten orientierte Auswahlorchester ins Leben gerufen.

Leider wurden die Blasmusikverbände und ihre Kulturpolitiker von dieser Entwicklung ziemlich überrascht. Was nämlich im Fußball selbstverständlich ist, dass von Dorf- über Stadt- und Bezirksligen aufsteigend zunehmend professionelle Spitzenleistungen auf Landes- und zuletzt auf Bundesebene angestrebt werden und finanzielle Mittel vor allem nach Maßgabe der Qualität zur Verfügung stehen, ist für sie Neuland.

Dabei wäre es höchste Zeit, jene Budgetmittel, die zumindest in Österreich in beträchtlicher Höhe für die sogenannte Breitenkultur, also für den oft düsteren Durchschnitt ausgegeben werden, so umzuschichten, dass – wie eben im Fußball – für die Förderung von frei aus der Blasorchesterszene sich entwickelnden Spitzenleistungen die höchsten Beträge zur Verfügung stehen.

Dies hätte auch den Vorteil, dass sich das Image der sogenannten Blasmusik nachhaltig ins Positive verändern würde.

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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