Zu den Festtagen
Stephan Eibel
Drei Gedichte

24.12.

wenn für jedes lebewesen auf erden
nachts der mond in form einer
coca-cola flasche erscheint
dann wird mit beinah
hundertprozentiger sicherheit
im sommer pepsi cola als sonne herunterbrennen

wenn alle gier auf erden mit einer
überschallrakete in den weiten sternenhimmel
geschossen wurde
dann ist vieles, viel viel leichter
und nicht sooooooo schwer

wenn alle schweren, lästigen,
unangenehmen krankheiten
wie die zugvögel im winter weggeflogen sind
dann ist vieles, viel viel leichter
und nicht sooooooo schwer

wenn alle wennsätze wahr
geworden sind
dann stehe ich vor dem
weihnachtsbaum und sage:
uff


dezember 2020

täglich liegt mehr
nationalfeiertag im auseerland
die mir entgegenkommenden
sagen: grüß gott!

ich wünsche mir sehr
ihn freundlich zu grüssen
damit ich mich am
himmel aufhängen kann


gottes lebewesen

ganz rot wird das wasser
wenn delfine erschlagen
werden
wie kürzlich in japan

ganz rot wird das wasser
wenn tunfische erschlagen
werden
wie kürzlich in spanien

kein mensch wird rot
wegen der küh, die meist noch leben
wenns verkehrt aufghängt
werden
täglich in deutschland

kein mensch braucht sich die
ohren zuhalten
wenn enige tage nach des ferkels geburt
dieses ohne betäubung
aufgeschnitten wird
und seine hoden abgetrennt
werden

praxis in österreich

ganz fest sind die augen zu
nachtruh

Stephan Eibel

Stephan Eibel wurde 1953 in Eisenerz in der Steiermark geboren und lebt seit 1979 als freier Schriftsteller in Wien. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und studierte Soziologie. Zuerst arbeitete er als Lohnverrechner, ab 1976 war er als Leiter der Autorensendereihe „Literatur im Untergrund“ für den niederösterreichischen Rundfunk tätig. Er ist Autor von Lyrik, Erzählungen, Romanen und Theaterstücken, zuletzt erschienen: Sofort verhaften! (Roman, 2008) und Licht aus! (Lyrik, 2012).

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