Werner Schandor
Der ORF und die Biologie
Ein Einwand
Eigentlich hatte es zu meinen Neujahrsvorsätzen 2025 gehört, meinem psychischen Wohlbefinden zuliebe auf den täglichen Nachrichtenkonsum zu verzichten. Aber wie es so ist mit guten Vorsätzen: Allzu rasch schlägt man sie in den Wind, und dann ärgert man sich über die eigene Inkonsequenz.
Kurz und gut: Ich schaue doch wieder fast jeden Tag in die Blauen Seiten des ORF hinein, also das Online-Nachrichtenportal https://orf.at. Hin und wieder bekomme ich den Eindruck, dass der Name mit blau gut gewählt ist – nicht in politischer Hinsicht, denn die Redaktion hinter den Blauen Seiten scheint zu 100 % FPÖ-frei zu sein. Aber in übertragenem Sinn kann ich mich dann und wann des Verdachts nicht erwehren, dass die Nachrichten ziemlich moralbesoffen und ideologietrunken serviert werden und die Redaktionsarbeit fallweise an den Lehrstuhl für Gender-Studies ausgelagert wurde. Denn in der Regel sind es Feminismus- und Genderthemen, die eine kräftige Schlagseite aufweisen.
Knapp eine Woche, nachdem den Männern zum Vatertag 2025 vorwurfsvoll ans Bein gepinkelt wurde, weil wir nach wie vor zu wenig Sorgearbeit leisteten (s. den Beitrag von Alois Schöpf vom 13.6.25), erhielt die werte Leserschaft der Blauen Seiten am 14.6.2025 schon wieder eine Nachhilfestunde in Sachen woker Weltanschauung, diesmal in biologischer Hinsicht.
Anlässlich der Wiener Regenbogenparade 2025 erschien ein ausführlicher Artikel zur Lage der queeren Community in Europa (Europas Regenbogenindex: Hoffnung trotz anhaltendem Backlash). Nebenbei wurde in einer Reihe von Illustrationen abgehandelt, wie differenziert sich das Dasein mittlerweile für jene gestaltet, die ihre regenbogenbunte Geschlechtsidentität bis zum Exzess ausleben.
Die Ausgangsillustration zeigte ein Lebkuchenmännchen, pardon, nein ein (frei übersetzt) Geschlechtskuchenpersönchen (Genderbread Person statt Gingerbred Man): Sein Hirn ist regenbogenfarben eingefärbt (soziales Geschlecht – zentral fürs Denken der Szene), im Herzen trägt es seine sexuelle Orientierung, und zwischen den Beinen (wo ich die sexuelle Orientierung vermutet hätte) das biologische Geschlecht. So weit, so lustig.
Queerfeministischer Quatsch
Ein wenig fraglich wird es dann im zweiten Schaubild, das sich laut Überschrift dem Biologischen Geschlecht widmet. Denn hier verbreitet der ORF queerfeministischen Quatsch, wenn er suggeriert, es gäbe neben den Kategorien männlich und weiblich ein drittes Geschlecht, das zwischen diesen Ausprägungen stünde (männlich, weiblich oder intergeschlechtlich).
Zwar gibt es – angesiedelt im Zehntel-Promillebereich –Menschen, deren biologisches Geschlecht nicht eindeutig männlich oder weiblich zugeordnet werden kann, wie es in der Legende heißt. Nur handelt es sich dabei nicht um ein eigenes Geschlecht im biologischen Sinn. Die Überschrift zu dieser Illustration ist also irreführend gewählt.
Mehr als zwei Geschlechter? – „Ach, herrje!“
Aber lassen wir dazu eine kompetente Person zu Wort kommen: die deutsche Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard. Sie wird 2022 in einem Interview mit der EMMA mit der Behauptung des Grünen Queer-Beauftragten konfrontiert, es gäbe neuester wissenschaftlicher Forschung zufolge mehr als zwei Geschlechter.
Ach, herrje, stöhnt die Medizin-/Physiologie-Nobelpreisträgerin, weist besagte Behauptung als unwissenschaftlich zurück und lässt sich zu einem kurzen, klärenden Exkurs animieren: Also gut: Bei allen Säugetieren gibt es zwei Geschlechter, und der Mensch ist ein Säugetier. Da gibt es das eine Geschlecht, das die Eier produziert, zwei X-Chromosomen hat. Das nennt man weiblich. Und es gibt das andere, das die Spermien produziert, ein X- und ein Y-Chromosom hat. Das nennt man männlich. Und wenn sich ein Ei mit einem Spermium vereinigt, entsteht ein neues Wesen. – So und nicht anders, liebe queere Kinder, läuft das mit den Bienchen und Blümchen.
Die Kirche im Dorf lassen
Das bedeutet: Wenn man die biologische Kategorie Geschlecht sinnvollerweise als jenes Einteilungsraster definiert, in das die Keimzellenträger fallen, die an der Vermehrung der Art beteiligt sind, dann gibt es genau zwei: weiblich und männlich. Mehr Varianten, Keimzellen (Eizellen oder Spermien) auszubilden, gibt es nicht.
Auch jene genetisch, hormonell oder körperlich nicht eindeutig zuordenbaren Menschen, auf die die Bezeichnung intersexuell zutrifft, können – sofern sie nicht unfruchtbar sind – nichts anderes als Eizellen oder Samenzellen ausbilden, wie die deutsche Pharmazeutin Antje Jelinek in einem informativen Überblicksartikel festhält.
So wie sich an der Aussage, dass Menschen zehn Finger und zehn Zehen haben, selbst dann nichts ändert, wenn immer wieder einmal Babys auf die Welt kommen, die neun Finger oder elf Zehen haben (Syndaktilie, Polydaktylie), genau so gibt es zwei biologische Geschlechter. Daher könnte auch die ORF-Redaktion in dieser Frage die Kirche im Dorf lassen und, wenn es leicht geht, davon Abstand nehmen, über missverständliche Grafiken alternative Fakten in die Welt zu setzen.
Mich zumindest haben die Genderbeiträge der letzten Woche animiert, einen neuen Halbjahresvorsatz zu fassen und die Blauen Seiten fortan in nüchternem Zustand zu meiden.
Quellen:
• Sandra Schober: Europas Regenbogenindex: Hoffnung trotz anhaltenden Backlashs – https://orf.at/stories/3396346/
• Chantal Louise / Christiane Nüsslein-Volhard: Viele Geschlechter? Das ist Unfug! – https://www.emma.de/artikel/viele-geschlechter-das-ist-unfug-339689
• Antje Jelinek: Wird das Geschlecht immer genetisch festgelegt? – https://www.ruhrbarone.de/wird-das-geschlecht-immer-genetisch-festgelegt/236162/
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Sehr geehrter Herr Schandor,
danke für Ihren klaren, nüchternen und leicht fassbaren Artikel zu dieser Thematik, der dringlich auch in Medien mit großer Reichweite auftauchen sollte, um der aktuellen ideologiegelenkten Propaganda in sachlicher Weise entgegenzutreten! Ich finde es grundsätzlich in Ordnung, dass Thematiken, die Minderheiten der Gesellschaft betreffen, mehr Aufmerksamkeit erhalten als es der verhältnismäßigen Größe der jeweiligen Gruppierung entspricht. Hier wird jedoch meines Erachtens so stark promotet, dass ich zweifle, ob das dem Ziel größerer Akzeptanz gegenüber diesen Minderheiten noch zuträglich ist.
Übrigens wird beim ORF z.B. auch die Thematik der großen Beutegreifer Wolf und Bär sprachlich inkorrekt behandelt. In so gut wie jeder Doku oder Berichterstattung wird von der Rückkehr dieser Tiere gesprochen. Zurückkehren kann nur jemand, der fortgegangen ist oder vertrieben wurde. Wie wir wissen, wurden beide Arten bei uns im 19. Jahrhundert ausgerottet. Die heute bei uns anzutreffenden Tiere sind hingegen Einwanderer aus anderen Populationen. Auch der in diesem Zusammenhang so gern artikulierte „angestammte Lebensraum“ existiert in dieser Form nicht mehr. Er wurde vom Menschen zwischenzeitlich derart verändert und einer Nutzung unterzogen, dass man schon seine Eignung für diese Tiere grundlegend hinterfragen muss.
Mit herzlichen Grüßen
Mich nervt diese Überpräsenz von Transgenderthemen im ORF auch schon lange. Dabei behauptet unser Staatsmedium, dass es einzig und allein der Wahrheit und nur der Wahrheit verpflichtet ist, also gegen all die vielen Fake-Medien auftritt.
Gut so, aber nicht mit Ideologie und Moralismus! Dass es in der Natur nur zwei Geschlechter gibt, sollte auch den Verantwortlichen dort klar sein. Dass es eine Minderheit gibt, die das anders sieht, sei dieser unbenommen, auch intergeschlechtliche Menschen sollen ihr Liebes-Leben ausleben dürfen, keine Frage!
Aber wenn man den Mainstream-Medien glauben will, müsste das mindestens die Hälfte der Bevölkerung betreffen, wenn man die Präsenz dieses Themas in diesen schon seit längerer Zeit beobachtet.
Ich frage mich, woher kommt dieser Druck, der vor allem auch junge Menschen in ihrer Entwicklung sehr verunsichern dürfte, wenn diese ihr Geschlecht, wie zum Beispiel in Deutschland, selbst auswählen sollen. Wem nützt so etwas? So als wäre eine sogenannte „normale Sexualität“ unbedingt zu hinterfragen und womöglich aus den Gehirnen der Menschen „herauszuwaschen“.