Walter Plasil bespricht:
Franz Josef Wetz
Tot ohne Gott
Eine neue Kultur des Abschieds
Wir alle kommen in Situationen, in denen wir uns mit dem Unausweichlichen beschäftigen. Die bittere Erkenntnis, dass uns früher oder später die Rückkehr ins Nichts bevorsteht, klopft irgendwann an unsere Tür.
Religiöse Illusionen, die Generationen vor uns noch trösten konnten, verfangen in unserer Wissensgesellschaft nicht mehr. Also ist nüchterne Aufklärung gefragt. Was ist eigentlich Leben und was ist Tod? Und gibt es etwas, das uns trösten kann?
Hier hilft das Buch. Es ordnet die Gedanken, es hilft mit, die Lücken zu schließen, die wir gedanklich offengelassen haben. Es holt schwammige Begriffe ins Licht und entkleidet Wolkiges.
Wer also etwas wissen möchte über das Leben mit dem Tod, muss dieses Buch lesen. Es bietet Aussicht auf furchtlose, von Geschwurbel entkleidete Daseinsfreude. Es verweist dezent auf das Spektakel des Gewesenen. Auf das, was vom Leben nach dessen Ende bleiben wird.
Dem Buch fehlt zum Glück der Nimbus des Dramas. Vielmehr sind die geäußerten Gedanken von einer Art, dass sie in unserer Mitte willkommen geheißen werden können.
Der Autor denkt genau dort weiter, wo wir normalerweise bisher aufgehört haben. Unerwartet, aber doch, kann so der Bitternis die Bitterkeit genommen werden. Sie mutiert zu bittersüßem Wohlbefinden.
Religiös verblendetes Denken wird entzaubert, Berichte aus Nahtoderfahrungen werden auf ihre wissenschaftliche Relevanz abgeprüft.
Tot sein bleibt für immer ein endgültiger Zustand. Und das hat auch sein Gutes. Weder zu Lebzeiten und schon gar nicht nach unserem Ende brauchen wir einen Gott. Die Metaphysik kann das Leben nicht erklären und das Totsein nicht egalisieren.
Und wir dürfen traurig sein, wenn andere sterben.
Wenn es schließlich uns trifft, gleiten wir in den sorgenfreien Zustand, den wir bereits aus der Zeit vor unserer Geburt genossen haben. Darauf zuzusteuern – was soll uns dabei Angst machen?
Franz Josef Wetz: Tot ohne Gott. Eine neue Kultur des Abschieds. Alibri Verlag 2021. 315 Seiten. 24,67 Euro
Franz Josef Wetz, Jahrgang 1958, ist Professor für Philosophie und Ethik und wissenschaftlicher Beirat in der Giordano Bruno Stiftung.
Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.
Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen
in einem muss ich dich leider korrigieren, lieber walter: vor unserer geburt empfinden wir auch die sorgen und negativa unserer mütter, jedenfalls habe ich das und anderes zum embryonalstadium gehört – und die föten können ja auch bereits hören und reagieren unterschiedlich auf stimmen usw.