Thomas Nußbaumer bespricht:
Tiroler Weihnachtskonzert der Akademie St. Blasius
mit Werken des Haller Komponisten
Joseph Alois Holzmann (1762–1815)

Die Trias der beliebten Tiroler Weihnachtskonzerte der Akademie St. Blasius (Leitung: Kalheinz Siessl) begann am Samstag vor Weihnachten in der Innsbrucker Spitalskirche. Im Zentrum des sehr stimmungsvollen Chor-Orchesterkonzerts standen Werke des Haller Komponisten Joseph Alois Holzmann (1762–1815), ergänzt durch ein Stück von Ignaz Pleyel (1757–1831).

Joseph Alois Holzmann war ein ausgezeichneter Organist und Komponist, in dessen Schülerschar kein Geringerer als Johann Baptist Gänsbacher aufschien. Dennoch blieb er zeitlebens seiner Heimatstadt Hall treu verbunden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts galt er in Hall als die Seele des hiesigen Musikchores und man rechnete es ihm hoch an, dass er zum ausgezeichneten Ruf der Stadt selbst im Ausland stets vor Ort beitrug. 

Die Akademie St. Blasius in der Spitalskirche in Innsbruck © Martin Vandory Die Akademie St. Blasius in der Spitalskirche in Innsbruck © Martin Vandory

Die meisten seiner Werke entstanden für den Chor der Haller Pfarrkirche. Holzmann komponierte vor allem geistliche Vokalmusik sowie Werke für Orgel und Klavier. Aufgrund seiner stilistischen Nähe zur Wiener Klassik wurde er in der älteren regionalen Musikgeschichtsschreibung gerne als Tiroler Mozart gesehen.

Karlheinz Siessl, Leiter der Akademie St. Blasius © Martin Vandory Karlheinz Siessl, Leiter der Akademie St. Blasius © Martin Vandory

Karlheinz Siessl, der musikalische Leiter der Akademie St. Blasius, stellte für das Weihnachtskonzert ein Orchester und einen Chor in Kammergröße zusammen und engagierte mit Stefanie Steger (Sopran), Eva Schöler (Alt), Johannes Puchleitner (Tenor) und Stefan Zenkl (Bass) ein vital singendes Quartett, das sowohl stimmlich harmonierte als auch durch individuelle Gestaltungsvielfalt beeindruckte. 

Stefanie Steger (Sopran) und Eva Schöler (Alt) © Martin Vandory Stefanie Steger (Sopran) und Eva Schöler (Alt) © Martin Vandory

In den engeren Fokus rückte Holzmanns Pastoralmesse in F-Dur mit den üblichen Teilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei, komponiert um 1805. Das Werk ist großzügig angelegt, vielgliedrig in seinen Abschnitten und vor allem im Bläsersatz mit Klarinetten, Hörnern, Trompeten und Fagotten differenziert ausgestaltet. Aufgrund seiner Dramaturgie, die auf hohe Könnerschaft schließen lässt, und der nahezu Mozart´schen Unbeschwertheit seiner musikalischen Sprache rückt es in die Nähe der liturgischen Meisterwerke seiner Zeit. 

Eva Schöler (Alt), Johannes Puchleitner (Tenor) und Stefan Zenkl (Bass) © Martin Vandory Eva Schöler (Alt), Johannes Puchleitner (Tenor) und Stefan Zenkl (Bass) © Martin Vandory

Karlheinz Siessl und seinem Orchester mit einer klanglich homogenen Streichergruppe und den akkuraten Bläsern, die vom Orgelpositiv gestützt wurde, gelang es eindrucksvoll, die Leichtigkeit und barocke Sinnenfreude dieser Musik zu vermitteln. Einen großen Anteil am Erfolg des Konzerts hatte der kernige, klangschöne und präzise Chor, in dem auch Studierende des Innsbrucker Mozarteums und Tiroler Landeskonservatoriums mitwirkten.

Sängerinnen des Chors der Akademie St. Blasius © Martin Vandory Sängerinnen des Chors der Akademie St. Blasius © Martin Vandory

Auch jene Werke Holzmanns, die sich im Konzert um die in Teilen vorgetragene Pastoralmesse rankten – das Adventlied Preiste tausend and’re Mütter, das Weihnachtslied zum Graduale Dies ist der Tag, den Gott gemacht, das Offertorium zum Weihnachtsfest Quem vidistis, o pastores, ein Gloria-Hirtenlied und ein Offertorium zum Dreikönigsfest – sind teilweise der Pastoralmusik zuzurechnen. Und selbst das reine Instrumentalstück des Konzerts, der zweite Satz aus Ignaz Pleyels Symphonie in F-Dur (BenP 136), trägt Merkmale dieses Genres: liedhafte, volkstümliche Melodik, wiegende Tonfiguren (oft im punktierten Sechsachteltakt), Orgelpunkte, Soli und Duette für Bläserstimmen (bei Pleyel hervorragend die solistische, lyrisch musizierende Oboe) und ein sehr spezifisches Klangkolorit.

Die Akademie St. Blasius in der Spitalskirche in Innsbruck © Martin Vandory Die Akademie St. Blasius in der Spitalskirche in Innsbruck © Martin Vandory

In solcherart gestalteter Musik geht es letztlich darum, die biblische Episode der Hirten von Bethlehem, die vom Engel die Weihnachtsbotschaft empfangen und dann zur Krippe pilgern, in ein akustisches Bild zu fassen, das die Herzen des Publikums erreicht und auf das Weihnachtsfest einstimmt. Und genau dies ist der Akademie St. Blasius bestens gelungen.

Für Kurzentschlossene: Das Tiroler Weihnachtskonzert wird heute, am Sonntag, den 22. Dezember, um 16 Uhr im Tiroler Landeskonservatorium noch einmal wiederholt.

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Thomas Nußbaumer

Thomas Nußbaumer ( geb.1966 in Hall in Tirol) ist ein österreichischer Musikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Volksmusikforschung / Ethnomusikologie. Nußbaumer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Innsbrucker Sitz der Universität Mozarteum Salzburg, Abteilung für Musikwissenschaft, Abteilungsbereich Musikalische Volkskunde, seit 2010 als Universitätsdozent für Volksmusikforschung. Daneben arbeitet er als freier Kulturjournalist.

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