Stephan Eibel
leichter sterbn
vierertisch auf reha
auslöschung
Drei Gedichte

leichter sterbn

denk ich so dahin
wie tatert i leichter sterbn
was wär eine heiterkeit?
eine aussicht auf eine reise

würd gern
noch einmal nach santa monica
noch einmal der fußgängerzone entlang
fourth street

ich müsst halt aufrecht sitzen
ein kleineres papamobil tat reichn
i wü kan trauerzug, wenn schon
dann einen eingrauchten

und wenn schon die technik
so weit, so soll sie mich manchmal
hinlegen lassen und dann wieder
aufsetzen

wenn ich beispielsweise sydney
net seh – aber durch die mainstreet
durchroll – ohne angst vor giftigen
tieren

also eine liste möcht ich hinterlassen
mit städten, die ich nie gesehen
und nie sehen werde – aber durchgerollt
werden könnt


vierertisch auf reha

schräg gegenüber
fehlt der fp wähler
beim frühstück
mittagessen, abendessen

nach tagen ist er
wieder da – mein
nachbar klagt über
halsschmerzen

er überwindet sich
trotz halsschmerzen
und hochrotem kopf
bleibt

bis es nicht mehr geht
das fieber weiter steigt
und auf seinem zimmer
bleiben muss

nach tagen kommt er zurück
der dritte fp-wähler fühlt sich
schlecht, irgendwas hat er
sagt er

fest steht: anstecken


auslöschung

und es machten sich auf
drei männer mit güte
und drei frauen mit hut

tief gingen sie
und weit gingen sie
bis sie das echo hörten

das lachen der siebzigerjahr
war plötzlich wieder da
allgemein: wenig gefahr

niemand weiß wie
niemand weiß wann
plötzlich kamen sie
in der zukunft an

(da war nichts zu hören)

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Stephan Eibel

Stephan Eibel wurde 1953 in Eisenerz in der Steiermark geboren und lebt seit 1979 als freier Schriftsteller in Wien. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und studierte Soziologie. Zuerst arbeitete er als Lohnverrechner, ab 1976 war er als Leiter der Autorensendereihe „Literatur im Untergrund“ für den niederösterreichischen Rundfunk tätig. Er ist Autor von Lyrik, Erzählungen, Romanen und Theaterstücken, zuletzt erschienen: Sofort verhaften! (Roman, 2008) und Licht aus! (Lyrik, 2012).

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