Ronald Weinberger
3333
Das muss man erst einmal schaffen!
Über die Perry Rhodan-Serie
Sind Sie neugierig, worauf in der Überschrift angespielt wird? Ich an Ihrer Stelle wäre es. Um es einigermaßen kurz zu machen: Um irgendwelche flotte Dreier geht es dabei nicht. Im Heiligen Land Tirol verbieten sich derlei Assoziationen von selbst, nicht wahr? Um die Schlacht bei Issos im Jahre 333 vor Christus (333 – Issos Keilerei) selbstredend ebenso nicht, obwohl bei den Namen der beiden Heerführer jeweils eine „III“ angeführt ist, denn der mit dem Beinamen der Große versehene war Alexander III von Makedonien und sein persischer Gegner Dareios III.
Kurzum: Eine Jahreszahl oder gar ein Bestandteil eines Herrschernamens sind mit dem Dreierquartett im Titel nicht gemeint, ebenso kein Dreiklang. Daher besser gleich die Lösung: Es handelt sich wohl um eine Zahl, aber um eine mit Bezugnahme auf Wochen. Dreitausenddreihundertdreiunddreißig Wochen, ohne eine einzige Unterbrechung!
Konkreter: ein HEFTiger Dreier. Am Freitag, dem 4. Juli 2025, erschien nämlich das Heft mit der Nummer 3333. Die Rede ist von der größten Heftserie der Welt, deren Hefte, einmal wöchentlich, seit – wie man leicht errechnen kann – knapp über 64 Jahren erscheinen.
Nein, keine Schundheftln; selbst interessant geschriebener Schund pflegt nicht beinahe ein ganzes Menschenleben lang zu überdauern. Diese Heftreihe muss folglich etwas Besonderes an sich haben – und das hat sie tatsächlich: Fortlaufende Spannung und diese in ein häufig gutes bis bisweilen exzellentes Deutsch verpackt (kein Wunder, denn einige der Heftautoren haben Germanistik studiert und/oder waren bzw. sind journalistisch tätig).
Die Heftreihe hat zudem, wie man so manchen Leserbriefen entnehmen konnte, etliche (einst oder jetzt junge) Personen aus ihrer Leserschaft sogar partiell oder zur Gänze zur Aufnahme eines einschlägigen Studiums animiert.
Einen wie etwa mich.
Der, nachdem er 1965 die Heftserie zu lesen begonnen hatte, sein einschlägiges Studium 1967 begann, mit dem Doktorat abschloss, um sodann den damit anvisierten (wahrlich interessanten!) Beruf bis zur Pension auszuüben. Also ich, der mit Ausnahme der Zeit einiger Auslandsaufenthalte, sich diese Hefte bis heute zu Gemüte führt. Woche für Woche. Einer von zurzeit wöchentlich mehreren zehntausend Lesern dieser Hefte.
Spätestens jetzt wird mein Herumlavieren aber langweilig und ärgerlich, oder? Ergo in medias res: Falls man in Google den Satz Was ist die größte Heftserie der Welt? eingibt, so erfährt man nämlich (ich kopiere die ersten 3 Sätze aus der Antwort):
Die größte Heftserie der Welt ist Perry Rhodan. Es ist eine Science-Fiction-Heftroman-Serie, die seit 1961 erscheint und bisher über 3300 Hefte mit rund 190.000 Seiten umfasst laut Wikipedia. Die Serie wird auch als die erfolgreichste, älteste und meistgelesene deutsche Nachkriegsliteratur bezeichnet laut Wikipedia.
Nun, ich hatte Astronomie (mit dem Nebenfach Physik) studiert. Ob das gleichzeitige (um ein bisschen anzugeben: nicht eben erfolglose) jahrzehntelange Betreiben eines naturwissenschaftlichen Faches und das wöchentliche etwa eineinhalbstündige Lesen und Genießen, sprich – Einflussnahme – von Science Fiction sich denn nicht gewissermaßen ausschlossen? Ich argwöhne: nicht im Mindesten. Ich vermute retrospektiv sogar, dass die eigene Fantasie, die durch den Input von (gut gemachter) SF beinahe automatisch erweitert wird, sich keineswegs schädlich, sondern sogar positiv auch auf das wissenschaftliche Arbeiten auswirken kann. Dürfte zumindest für mich ab und zu gegolten haben.
Ich kann diese Vermutung nicht belegen, glaube aber, dass – nachdem man, so wie das auch bei mir der Fall war, am Beginn einer naturwissenschaftlichen Tätigkeit, oft für Jahre das auszuführen hat, was einem ein Vorgesetzter aufträgt – man mit dem Anwachsen eigener wissenschaftlicher Freiräume mehr und mehr seinen höchsteigenen Neigungen zu folgen imstande ist. Und derlei Neigungen dürften bei mir womöglich sozusagen eine Brise aus der SF abbekommen haben. Wie das?
Im Langzeit-SF-Universum Perry Rhodan spielen sich Handlungen nicht selten auf oder nahe von interessanten, neu aufgefundenen und in der Regel nach ihren Entdeckern benannten Himmelsobjekten ab. Mein Stichwort: ENTDECKUNGEN! Ob sich diese Ur-Lust aufs Entdecken auf mich und in weiterer Folge auf einige meiner Kollegen übertragen hat?
Wie auch immer, vor Jahrzehnten schlossen sich insbesondere drei von uns an der Universität Innsbruck tätig gewesene Astronomen zusammen, um auf speziellem, hochwertigem, US-Foto-Material einer jahrelangen Entdeckertätigkeit nachzugehen – und in weiterer Folge konnten wir eine Anzahl der von uns entdeckten (und von anderen Astronomen später mit vor allem unseren Initialen getauften) Himmelsobjekte zudem mittels internationaler Kooperationen näher studieren.
Sollten Sie Zeit und Interesse haben, im Gefolge eines von dem seinerzeitigen japanischen Professor K. Ishida und mir im Jahre 1987 wissenschaftlich vorgestellten kosmischen Nebels (IsWe-2; auch einen IsWe-1 gibt es), der an der burgenländischen Amateur-Sternwarte Brentenriegel unlängst aufgenommen wurde und prächtig aussieht, diesem ganzen Entdeckungs-Prozedere nachzuspüren, werden Sie hier fündig:
A250509_btb_IsWe_2_Weinberger – Brentenriegel Homepage
Ich schließe mit der lateinischen auf Seneca zurückgehenden Redewendung Per aspera ad astra (übersetzt: Mit Mühsal gelangt man zu den Sternen, verweise aber gleichzeitig darauf, dass diese Mühsal, in Wissenschaft und SF, viel Freude und Spannung beinhaltet) – und ende mit einem Foto des Umschlagbildes der Nr. 3333 der Perry Rhodan Heftserie.
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