Reinhold Knoll
Horror-Szenario Weltpolitik
Wo bleibt Europa?
Notizen

Durch den Angriff Putins auf die Ukraine sieht sich Trump ermächtigt, Grönland, Kanada und Panama zu okkupieren. Das ist das Ergebnis der Missachtung des internationalen Regelwerks, festgelegt im Internationalen Recht. Zur Erinnerung: Als Norwegen 1908 Teile Grönlands besetzte, wurde es vom Internationalen Gerichtshof aufgefordert, Grönland wieder zu verlassen. Norwegen zog sich zurück.

Wenn der Deal gelingt, dass die USA Grönland, Panama und Kanada einnehmen, erhält Putin die Ukraine für immer und kann diese als Teil Russlands deklarieren. Mit der Ukraine diktiert Putin die Verteilung von Korn und Getreide und kann ab nun den Hunger in der Welt als politische Erpressung verwenden.

Putin und Trump kommen überein, die ehemaligen Kolonialmächte endgültig aus dem politischen Kräftespiel zu entfernen. Unter Ausschaltung Englands, Frankreichs Deutschlands wird die generelle Übereinkunft erzielt, mit Europa die neue Region Eurasien zu formen. Zur Kompensation der drohenden Schmälerung der Interessen Chinas wird die Mongolei an China abgegeben – auch die äußere Mongolei. Auf Taiwan muss China weiterhin verzichten, da Taiwan über die Atombombe verfügt. Deshalb ist diese Insel für China nicht okkupierbar. China kann sich schadlos halten durch enge Verträge mit südostasiatischen Staaten.

Russland wird die Chance eingeräumt, Europa Schritt um Schritt zu okkupieren oder untertänig zu machen. Die Entwicklung von Europa ist dann so weit gediehen, dass die Mehrheit der Bevölkerung ohnehin zu Russland optiert. Die russische Dominanz über Europa erfährt die Billigung der USA. Dies wird schon Gegenstand des anberaumten Gesprächs zwischen Putin und Trump im Jänner 2025 sein. 

Dafür haben die USA freie Hand, ihre genuinen Interessen in Südamerika durchzusetzen. Obendrein scheint sich Trump für das Budgetsanierungsprogramm von Argentinien zu erwärmen. Generell sieht die Sanierung eine Kürzung der Sozialausgaben vor. China, Russland, Indien und USA scheinen übereinzukommen, dass das weltpolitische Ziel die Errichtung von vier Großmächten ist: Eurasien unter der Führung Russlands, China, USA und Indien. Indien erhält Teile von Westafrika. Die Akteure sind Xi, Trump, Putin, Modi.

Es ist die erklärte Absicht der Weltmächte, die Demokratien zu entkernen. Wie Russland Europa in die Hand bekommt, wird kompliziert sein. Wahrscheinlich wird man die größten Schwierigkeiten mit Finnland haben, und mit den baltischen Staaten. Da wird es wohl eines Militäreinsatzes bedürfen. 

Mitteleuropa ist praktisch schon jetzt im Bereich des russischen Einflusses – einschließlich der Schweiz. Es werden rechtsextreme und populistische Parteien sein, die in der Homogenisierung von Links- und Rechtsliberalismus, nationalem Sozialismus und Autoritarismus die demokratischen Reste beseitigen. Wichtig ist ferner die Auflösung der Gewaltenteilung, deren Instanzen in die Hand der Regierungen kommen. Mit der Schwächung der europäischen Wirtschaft gehen Solidaritäts- und Loyalitätsstrukturen endgültig verloren. Die Einbußen in der sozialen Wohlfahrt destabilisieren. Das begünstigt die Russifizierung und erlaubt die Kontrolle der sozialen Medien und die Gleichschaltung der Informationskanäle.

Ein leerer Fleck auf der politischen Landkarte bleiben der Großteil von Afrika, Australien und Neuseeland.

Mit der Dominanz Indiens in West- und Südafrika sind auch dort die Optionen gemäß der Kriterien der Weltmächte geordnet. Aleksandr Gelʹevič Dugin hat in seinem Werk Grundlagen der Geopolitik das Verschwinden kleinerer Länder vorhergesagt, bezogen auf Europa: Ungarn, Slowakei, Österreich, Schweiz, die baltischen Staaten, Slowenien, Kroatien, Albanien. Nicht erwähnt hat er, welche Großmacht diese Gleichschaltung durchsetzen kann. Das wird Russland sein. Wir können sicher sein, dass sich gerade auch die Westeuropäer mit Putin arrangieren werden, um die militärische Auseinandersetzung zu vermeiden.

Die neuen Weltmächte werden zwar Institutionen aufweisen, die formell zum Bestand einer Demokratie zählen, doch in diesen gibt es keine demokratisch legitimierten Verfahren mehr.

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Reinhold Knoll

Reinhold Knoll, geb. in Wien 1941. Gymnasium und Studium der Geschichte und Kunstgeschichte in Wien. A.o. Hörer an der Akademie der Bildenden Künste. Promotion 1968 mit dem Thema „Früh- und Vorgeschichte der christlich-sozialen Partei bis 1907" (gedruckt). 1969 bis 1972 innenpolitischer Redakteur im ORF. 1973 am Institut der Soziologie an der Univ. Wien. Habilitation zur „Österreichischen Geschichte der Soziologie", gedruckt, mit Beiträgen von Helmut Kohlenberger 1988. A.o. Prof. für Soziologie ab 1989; Letzte Publikationen: The Revelation of Art-Religion, New York 2018; Letters to my grandchilden, New York 2021; und Beitrag zu Joseph von Sonnenfels, 2024.

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