Reinhold Knoll
Ratlosigkeit
Was hinterlassen wir denen nach uns?
Notizen
Was sollen wir tun? Was können wir tun? Die Schuldenlast entlädt sich über unseren Köpfen. Sie ist unser Erbe für die nächsten zwei Generationen. Wie soll das politische Testament einer demokratischen Republik aussehen? Ein Nachruf? Soll das Testament ein Geständnis sein? War die Todesursache der Republik der Tumor des Populismus?
Dass es unseren Demokratien schlecht geht, pfeifen die Spatzen vom Dach. Welcher Onkologe verschreibt den Staaten ihre Chemotherapie – jetzt? In den Verfassungen sind bereits Metastasen zu erkennen. In welchem Archiv ist der letzte politische Wille zu hinterlegen? Wer ist berechtigt, das Testament einmal zu öffnen – nach dem politischen Todesfall?
Wie kann eine Zukunft aussehen, in der sich spätere Generationen für unser Erbe interessieren? Jetzt versprüht nur Donald Trump Optimismus. So steht es auch auf seiner vulgären Kappe. Make America great again… Er hat keine Ahnung, weshalb die USA einmal groß waren! Es war in der Zeit der europäischen Katastrophen. Damals war Europa das, was heute die USA sind – vor hundertfünfzig Jahren. Unbändig eingebildet, überheblich und dumm wie Hochstapler. Die erste Rechnung wurde dann 1914 präsentiert.
Was können wir tun?
Wir wissen nur, dass die Großen dieser Welt nicht das Richtige tun: Xi, Putin, Trump, Orban, Lula…. bis Kim Jong-un. Die glauben wirklich, dass ihre Machtpolitik noch lange nicht am Ende ist. Sie sind stolz wie Kleinkinder auf den Luftballon: Krieg und Krieg und Krieg.
Das ist die alte Formel, antikes Wissen bestätigt es: Si vis pacem – para bellum. Seit längerem studieren die Mächtigen dieser Welt Sun-Tzu, Clausewitz, Genghis Khan, den schon Elias Canetti empfahl. Erwin Rommel war das Vorbild für Norman Schwarzkopf im 1. Golfkrieg. Die letzten Demokraten suchen Rat bei Dwight D. Eisenhower. Natürlich vergisst man in der Reihenfolge auf Julius Caesar, weiterhin erste Lektüre für alle Lateinschüler Europas.
Können wir gar nichts tun? Der westliche Leser, nahezu mutlos gemacht von der feigen Besessenheit der political correctness, geblendet vom Genderismus, vor dem Ertrinken in der Flut der Pseudo-Informationen, sollte wieder zu lesen beginnen: Manés Sperbers Sieben Fragen zur Gewalt, oder Masse und Macht von Elias Canetti.
Was sollen wir tun?
Wieder ein Mensch sein, der das Risiko eingeht, selbständig zu denken und zu empfinden. Ratgeber sind Alfred Adler Vom Sinn des Lebens (1933) und Viktor Frankl Das Leiden am sinnlosen Leben (1978). Die Ratschläge aus der Lektüre sollten uns dazu bewegen, mit dem Nachbarn Frieden zu schließen. Wir müssen die Grundstücksgrenzen vernachlässigen, die über Mauern wachsenden Äste vom Baum des Nachbarn als Gruß würdigen.
Naiv?
Ja wo soll Frieden beginnen? Am East River? Sollen wir auf Schlussdokumente nach Versammlungen feister Diplomaten warten? Die Blumenkinder im Central Park sangen vor 70 Jahren rührend bunt peace now. Dieser Traum war nur mit Hilfe von Marihuana, Meskalin oder Haschisch möglich. Damals fanden wir die Flower-Power-Bewegung lächerlich und infantil. Wir sind aber auch nicht viel weiter gekommen. Wir haben eben nicht den Briefwechsel zwischen Albert Einstein und Sigmund Freud gelesen: Warum Krieg aus dem Jahr 1932.
Unsere Moral beziehen wir aus der Werbung und aus ihr erlernen wir das erschreckend hartherzige Über-Ich. Es kennt nur Begehrlichkeiten und die Teilnahme am Kampf ums Leben in der Welt. Das haben die Mächtigen gemeinsam – es ist ihre politische Tugend.
Das über Werbung geweckte Begehren ist die Methode, jeden Stillstand als den eigenen Tod zu erleben. So kann man nur den Weg nach draußen empfehlen, also Günter Anders und dessen beide Bände: Die Antiquiertheit des Menschen 1956 und 1980.
Erstaunlich: beim Durchblättern der Buchempfehlungen fällt auf, dass die Autoren großteils Österreicher sind/waren/ oder wieder wurden. (Das ist das Merkwürdig-Eigentümliche – denn im Land selbst merkt man das gar nicht….)
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