Literarische Korrespondenz:
An schoepfblog
Betrifft:
Wundersame Postenvermehrung
im Amt der Tiroler Landesregierung
Geschätzte Redaktion!
Als Ergänzung zum Artikel ihres Autors Alois Schöpf in der Tiroler Tageszeitung vom Samstag Wenn Vorsichtl und Rücksichtl regieren. bzw. im schoepfblog vom Montag möchte ich Sie höflich auf den im November 2024 beschlossenen Dienstpostenplan des Landes Tirol für 2025 hinweisen.
Dabei werden insgesamt 3.930 Dienstposten beschlossen. Davon ist der weitaus überwiegende Teil dem Typ Allgemeine Verwaltung zuzurechnen, konkret 3.758,5 Dienstposten oder 95,6% (also nicht Pflege, Exekutive oder Ähnliches).
Eine längerfristige Betrachtung zeigt zusammenfassend Folgendes:
• 2014 wurde mit 3.355 Dienstposten der absolut niedrigste Stand verzeichnet.
• Dieser ist bis 2021 langsam auf 3.448 Dienstposten angewachsen: Im Jahre 2022 kam ein enormer Sprung nach oben: allein in diesem Jahr wurden – im Wesentlichen für die Aufarbeitung der Corona-Krise – 296,5 (!) neue Dienstposten geschaffen.
• Der dermaßen erhöhte Personalstand ist bis heute weitgehend unverändert aufrecht: Von den 296,5 neu geschaffenen Dienstposten sind noch 274,5 vorhanden, obwohl die Corona-Krise vorbei ist.
• Wer an subalternen Gefolgsleuten vorbei ins Landhaus hineinhört, stößt auf Unverständnis und Kopfschütteln: viele der neu Eingestellten haben kaum etwas zu tun, steigen sich z.T. gegenseitig auf die Zehen und belasten die Kultur der zunehmend frustrierten Leistungsträger.
• Dazu kommt, dass durch eine in den letzten Jahren vorgenommene Umstellung der Bezügeschemata jung eingestellte Mitarbeiter erstaunlich gut verdienen, oft aber nur geringe Leistungsbereitschaft zeigen.
• Die überdurchschnittlichen Gehaltsabschlüsse der letzten Jahre im öffentlichen Dienst – viele Unternehmen können schon lange nicht mehr mithalten – tun ein Übriges, um den Landeshaushalt massiv zu belasten.
Besonders amüsant ist die bei Beschlussfassung des Dienstpostenplans 2025 im Regierungsantrag angeführte Begründung, die ich wörtlich zitieren darf:
Die Tiroler Landesregierung bekennt sich zu einer verantwortungsvollen Budgetgestaltung nach den Grundsätzen der Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit, die sich auch in einer entsprechenden Personalpolitik ausdrückt.
Die Tiroler Landesverwaltung steht nicht zuletzt durch die Entwicklungen der letzten Jahre, insbesondere durch die Arbeitsmarktsituation (Anm. AA: welche? Wir verzeichnen deutlich steigende Arbeitslosenzahlen) und die aktuellen demographischen Entwicklungen (Anm. AA: diese sollten zu Einsparungen führen können) vor großen Herausforderungen. Um diesen Entwicklungen in geeigneter Weise zu begegnen, wird im Jahr 2025 dafür personelle Vorsorge getroffen.“
Andernorts nennt man so etwas vermutlich Chuzpe.
Die Frage, was man mit diesen zusätzlich überhöhten Personal- und Sachkosten von flotten 30 Mio. Euro pro Jahr (!) alles tun könnte, darf man sich gar nicht stellen (Personalkosten inkl. Dienstgeberbeiträge, Büromieten plus -ausstattung etc.). Im Übrigen ist das Land Tirol mit seiner auf Sparsamkeit getrimmten Personalpolitik nicht alleine. Die Landeshauptstadt Innsbruck ist diesbezüglich offenbar ähnlich kreativ.
Siehe: https://www.top.tirol/meinung/ki-verweigerer-der-woche:
Im Jahr 2018 betrug der Personalstand der Stadt Innsbruck übrigens noch 1.493 Menschen. Damit ist dieser Kostenblock in den letzten sieben Jahren um fast 30 Prozent gestiegen. Auffallend viele Einstellungen gab es dabei in der Liga der Bestbezahlten, der sogenannten Gruppe A. Von 105 auf 168 Personen beträgt der Anstieg hier gleich 60 Prozent. Angesichts dieser Steigerungsraten verwundert es auch kaum, dass sich die Personalkosten über die Ära Willi hinweg fast verdoppelt haben. Beachtlich ist auch die Fluktuation in der Zeit des grünen Bürgermeisters. Die ist in den Jahren 2020 bis Mitte 2024 nämlich richtig in die Höhe geschnellt. In diesem Zeitraum kam es bei knapp 2.000 Dienstposten zu 1.159 Neueintritten.
In diesem Sinne: Gute Nacht Österreich/Tirol
Name der Redaktion bekannt
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