Literarische Korrespondenz:
Walter Plasil an Alois Schöpf
Betrifft:
Agrargemeinschaften und Baulandmobilisierung

Lieber Alois!

Das Unrecht, das darin besteht, dass die Agrargemeinschaften immer noch über Gründe verfügen, die ihnen gar nicht gehören, muss endlich abgestellt werden. Die Frage ist, ob damit die Probleme am Wohnungsmarkt, die es eher in größeren Orten und Städten gibt, gelöst werden können.

Ja, in vielen Köpfen schwirrt noch das Idyll herum: Ein Häuschen mit eigenem Garten, Garage, Pool, ruhig gelegen, mit toller Fernsicht – das ist es!

Aber ob das die Wohnform der Zukunft unserer nächsten Generationen sein kann, ist sehr die Frage. Wie soll das auch gehen, wenn das alle machen würden? Weiter zubetonieren, zersiedeln, Verkehrsprobleme schaffen, Versorgungsprobleme mit öffentlichen Einrichtungen, mit Straßen und Leitungen, mit öffentlichem Verkehr und vieles mehr.

Das Eigenheim im Grünen scheint mir alles in allem ein Auslaufmodell zu sein. Die Grenzen dafür sind bereits jetzt überschritten. Und hochgedacht für alle, kann es gar nicht funktionieren. Also reden wir lieber über modernes Wohnen und die aktuellen Probleme.


Was im Wohnbau jetzt läuft, ist folgendes:

Noch freie Flächen werden in Bauland umgewidmet. Diese Umwidmungen werden durch entsprechende Mehrheiten in den Gemeinderäten abgesegnet. (Verkäufer verdienen enorm, ohne eine Leistung dafür erbracht zu haben.) Wenn nicht verkauft wird, steigt der Wert des Baulands noch weiter, mehr als die Inflation beträgt (Spekulation durch Verknappung auf Kosten der künftigen Bewohner).

Ergebnis bei uns: In Tirol haben wir die höchsten Mietpreise von ganz Österreich. Gemeinnützige Wohnbaugesellschaften können die Gründe nicht kaufen, weil zu teuer. Private Investoren kaufen und bauen teure Wohnungen, die für Normalverdiener nicht erschwinglich sind. 

Das Geschäftsmodell ist, aus dem Grundbedürfnis Wohnen wegen der durch die Situation entstehenden Verknappung des Angebots an leistbaren Wohnungen Gewinn zu ziehen.

Aber wo wohnen die Leute, die sich weder ein Häusl und schon gar nicht diese teuren Eigentumswohnungen (80 m2 um 500.000.- €) leisten werden können, weil ihr Einkommen gerade so zum Überleben reicht, weil sie nicht zur Erbengeneration gehören oder, weil es eben kaum etwas zum Erben gibt?

Dann werden die Sozialdemokraten aktiv (die laut Alois Schöpf immer postmarxistisch infiziert sind – das kann er eben nicht lassen) und versuchen Modelle zu implementieren, die in bestimmten Grenzen sozialen Wohnbau möglich machen könnten. Sie wollen eben das Bauland dafür mobilisieren.

Die Folge: Den privaten Grundbesitzern wird ihr Besitz madig gemacht, wenn sie Auflagen beim Verkauf bekommen. Also soll keine Baulandmobilisierung kommen.

Dann lassen wir alles so, wie es bisher läuft. Oder?
Auf andere Vorschläge bin ich gespannt.
Es lebe die Diskussion!
Liebe Grüße Walter


Lieber Walter!

Meinen Vorschlag hast du vergessen: Rückabwicklung der Besitztümer der Agrargemeinschaften an die Gemeinden und Widmung günstiger Parzellen für Einheimische für den Bau von Häusern in Eigenleistung, wie es früher einmal üblich war. Ich habe mein Haus auch selbst, d.h. zum größten Teil mit meinen eigenen Händen gebaut! Und noch etwas: Den Grundbesitzern soll der Besitz madig gemacht werden, auch wenn sie nicht verkaufen.
Alois

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Walter Plasil

Walter Plasil, Jahrgang 1946, geboren in München, aufgewachsen in Wien, seit 1971 in Innsbruck. Führte viele Jahre das INGENIEURBÜRO WALTER PLASIL für Technische Gebäudeausrüstung und Energieplanung und war als Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger tätig. Walter Plasil: „Ich war immer ein Vielschreiber und habe nun, nachdem meine bisherige Tätigkeit dem Ende zugeht, Zeit und Lust dazu, auch zu veröffentlichen. Mein neuer Beruf daher: „Literat.“

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