Literarische Korrespondenz:
Reinhard Kocznar an Franz Mathis
Betrifft:
Alles ist gut, sie sehen es nur nicht.
Sehr geehrter Herr Mathis!
Sie haben am 11. Juni im schoepfblog über Rechtsparteien und das Dilemma der Medien reflektiert, und darüber, warum die Rechtsparteien in letzter Zeit so viel Zulauf erfahren und was die anderen Parteien dagegen unternehmen könnten…
https://schoepfblog.at/franz-mathis-rechtsparteien-und-das-dilemma-der-medien-notizen/
Zuallererst ist festzustellen, dass hier die Demokratie nicht in Gefahr ist, vielmehr dass sie stattfindet. Nur sie ermöglicht einen gewaltfreien Wechsel von politischen Führungen.
Was können die anderen Parteien dagegen unternehmen? Der demokratische Ansatz wäre, dass sie eine Politik machen, welche das Wahlvolk hinreichend anspricht, der ist aber hier nicht gemeint.
Medien sind möglicherweise selbst ein Teil des Problems? Zweifellos, aber anders als in ihrem Artikel angesprochen.
In einer deutschen Studie vor einigen Jahren wurden Volontäre der ARD, des Deutschlandradios und anderen befragt. Hinsichtlich der politischen Präferenzen stellte sich heraus, dass 57,1% grün wählen würden, 23,4% Die Linke und 11,7% die SPD. Das bedeutet einen bemerkenswerten Anteil von 92,2% für das linke Spektrum. Die Union wäre beim Nachwuchs der ARD auf klägliche 2,65% gekommen.
Ähnliche Studien zeigen sehr ähnliche Ergebnisse, mit einem Grünanteil von mehr als 50% in jedem Fall. Eine dänische Studie über 17 Länder bestätigt dieses Vorurteil. Vorurteil? Es kommt dasselbe heraus.
In wortreichen Beiträgen wird vom Journalismus selbst dieser Umstand relativiert und natürlich gerechtfertigt. Außer Acht kann daher bleiben, dass mann/frau sich mit linken und grünen Themen als Belehrungen selbst die Leserschaft weggeschrieben hat. Ein Dilemma ist hier nicht erkenntlich.
Die Finanzkrise von 2007 betraf nur wenige, mutmaßen Sie, Herr Mathis, weshalb Berichte darüber entbehrlich seien.
Immerhin war sie Auslöser einer Weltwirtschaftskrise, in der als Kollateralschäden durch Pleiten auch sehr großer Firmen zahllose Bürger ihre Jobs verloren. Die Industrieproduktion der Eurozone verzeichnete von 2008 bis 2009 einen Rückgang von 20%. Betraf das nur wenige? Dass frisierte Gutachten der renommierten Ratingagenturen ihren Teil dazu beitrugen, erwähnt man auch besser nicht.
Die sogenannte Flüchtlingskrise. Eine Kleinigkeit, noch dazu hat Angela Merkel vorhergesagt, dass wir das schaffen. Gemeint hat sie ihr müsst das schaffen. Bekanntlich ist nichts unmöglich für diejenigen, die es nicht selbst tun müssen.
Am Beispiel des kleinen Innsbruck ist zu sehen, dass die Betonlawine der vergangenen Bürgermeisterin zwar Verdichtung gebracht hat, die Mieten aber unaufhörlich weiter steigen. Warum denn? Es ist die Zuwanderung.
Das kleine Österreich hat unversehens zwei Millionen Einwohner mehr, die auch irgendwo wohnen wollen. Von Europa mit seiner ungeregelten Zuwanderung reden wir lieber gar nicht. Manchen nützt es, den Bauträgern, Architekten, Anwälten und Notaren, den Banken und den sogenannten Anlegern. Die anderen sollen eben zusammenrücken und mehr für weniger Wohnraum bezahlen.
Die Teuerung – nicht zuletzt dank der jüngsten Lohnabschlüsse und diverser Ausgleichszahlungen von Seiten der Regierung und anderer öffentlicher Einrichtungen bewältigt! So denkt vermutlich ein Institutsvorstand, der ein höheres Budget verlangt und bekommen hat. Geld wächst auf Bäumen. Man muss es regelmäßig ernten, damit nicht die Äste unter der Last der Frucht abbrechen. Lohnabschlüsse haben neben ihrem Nutzen die Kehrseite, dass sie ihrerseits inflationstreibend wirken und die beträchtlichen Lohnnebenkosten die Kosten der Arbeit weiter erhöhen.
Öffentlich verteiltes Geld muss von irgendwo herkommen. Es sind neue Schulden, die eine spätere Generation bezahlen muss, denn ewig refinanziert wird sich nicht ausgehen. Die Generation der späteren Gegenwart zahlt für Probleme, die sie nicht hat, stattdessen eine frühere. Ein überaus nobler Ansatz.
Im Juni 2024 fiel die Inflation in Österreich endlich auf 2,99% nach 3,51% im Mai, in Deutschland liegt sie bei 2,23% und in der Schweiz bei 1,33%. Während sie in der EU über 10% stieg, erreichte sie in der Schweiz mit Mühe gerade 3%. Sind die Schweizer bekannt für öffentliche Zuschüsse?
Oft haben wir gehört, dass die Politik ihre gute Arbeit zu wenig erklärt, nun soll auch der Journalismus seinen Teil dazu beitragen. Das müsste dann allerdings ein anderer Journalismus sein, denn der, den wir kennen, hat sich mit Herablassung und Belehrung der Glaubwürdigkeit beraubt – um ein Modewort zu verwenden: nachhaltig!
Befremdlich ist, dass sich selbsternannte Eliten berechtigt fühlen, das andersdenkende Wahlvolk zu erziehen. Dieses Vorhaben segelt dann unter der Flagge Demokratie.
Mit besten Grüßen Ihr Reinhard Kocznar
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