Literarische Korrespondenz:
Hanne Koch an schoepfblog
Betrifft:
Irene Girkinger immer noch Intendantin
am Tiroler Landestheater!

Die ganze verpatzte Saison brannte es mir unter den Nägeln, und nachdem ich heute die Kritik an Teodor Currentzis „Matthäus-Passion“ bei den Salzburger Festspielen gelesen habe, kann ich nicht anders.
Mein kleiner Aufschrei!

Sehr geehrte Frau Girkinger!

Sie bringen keinerlei Fähigkeiten mit, ein Haus wie das Tiroler Landestheater zu führen. Wäre interessant zu wissen, wer damals sonst noch in die engere Auswahl für die Intendanz kam. Man findet nichts dazu – keinerlei Transparenz!
Die wohlwollende Kritik an Currentzis Matthäus-Passion zeigt eindeutig, wohin der Weg geht, sofern man Visionen hat. Eben nicht in Richtung WOKE und LGBTQ+, obwohl das natürlich alles wichtig ist. Es ist selbstverständlich!
Aber das Publikum, das für wertvollen Kunstgenuss gekommen ist, um eventuell zu bleiben, dermaßen am Nasenring durch die Manege zu führen, grenzt an Frechheit, wenn nicht Dummheit. Große Häuser, Künstler, Regisseure sind doch schon lange weiter gezogen. Da wird nun von Frau Girkinger auf Provinz (die Provinz ist sie selbst) gemacht und eine Art Publikumsbeschimpfung veranstaltet im Unwissen, dass das Publikum schon weiter ist als Frau Girkinger, und auch weiter als alle hinter ihr versammelten Politiker.

Stellt euch mal die Frage wo die Ewiggestrigen hier sind! Jeder Furz auf der Bühne ein Donnergrollen in Richtung des ach so verstaubten Theaterpublikums!

Zurück zu den Festspielen und Currentzis. Am Freitag eröffneten die Salzburger Festspiele mit einer sensationell ‚unspektakulären‘ Matthäus-Passion. Das beginnt beim Auftritt und Dirigierstil von Currentzis, der in letzter Zeit immer weniger auf eitle Outfits und überkandidelte Gesten setzt…

Produzieren Sie doch einfach und schlicht gutes Theater, gute Oper, gutes Tanztheater! Das kommt beim Publikum und auch bei der Kritik an. Lässt wohl manchen verblüfft in seinen Sessel sinken, aber ist doch das, was man als Publikum will, dafür besucht man das Landestheater und wurde in den letzten Jahren selten enttäuscht.

Der Stamm an Schauspielern, Sängern und Tänzern ist/war hervorragend. Das Orchester ein Traum und wechselnde Regie, Bühne, Maske, Kostüme waren immer für Überraschungen und viele szenische Einfälle gut. Da muss man weit reisen, um diesen Kunstgenuss zu bekommen, und auch wesentlich mehr zahlen. Das ist ja auch ein Grund, warum Land und Stadt subventionieren, und solange kein Aufschrei aus dem Publikum und dem Volk kommt, solange wird das auch nicht zum Thema.

Plötzlich sieht es aus, als müsste die neue Intendanz das Publikum austauschen. Denn jetzt kehrt ein neuer Besen: auch in Zukunft will man noch mehr Performance, mehr Regietheater. (Ein Unwort, denn Regie am Theater, gute und schlechte, ist essentiell.) Kurz mehr von allem und junges Publikum!

Anderswo hat man schon längst erkannt, dass das nicht so leicht funktioniert. Auch die ganz großen Häuser wissen das und bewegen sich in eine andere Richtung, bewusst – Currentzis – purer, nicht überfrachteter Genuss! Man will hören, schauen und staunen gehen, wenn man eine Vorstellung besucht. Nicht belehrt werden!

Liebe Frau Girkinger, Sie sind mitnichten sich selbst, noch der Politik, sondern einzig uns, Ihrem Publikum – das Sie zurechtbiegen wollen, damit es Ihnen gehorsam folgt – verpflichtet, und das hat die Nase voll!

Es wurde gemunkelt, dass Sie in Bussen Südtiroler Claqueure nach Innsbruck gebracht haben. Ob Sie selbst dafür verantwortlich waren oder die Institutionellen, die vergünstigt Karten an Ihre Angestellten ausgeben, – der Arm der Partei reicht weit – möchte dahingestellt sein. Was verwundert hat, war, dass das Publikum plötzlich wie ausgetauscht wirkte. Dieses Publikum war auch nicht mehr sehr theateraffin, klatschte an unmöglichen Stellen und brachte eine Inflation an Standing Ovations mit sich, wie man es so noch nicht gekannt hatte. Gruselig!

Wieder mehr Qualität wäre wünschenswert, und 450 Angestellte des Tiroler Landestheaters sind ein Garant für Qualität, wenn sie richtig geführt werden. Sie haben alle in den letzten Saisonen überzeugt und die Auslastung des Hauses hat das auch bewiesen.

Ein spartenübergreifendes Theater war das TLT übrigens schon immer. Warum jetzt so getan wird, als sei das unter der neuen Intendanz etwas Besonderes, versteht man nicht. Die neue Intendanz hat noch nichts bewiesen, nichts! Sie hat das Tiroler Landestheater zu Ihrer Tribüne gemacht – einer Provinztribüne.

Keinen Tag länger, bitte. Eine Saison noch, und schon während der nächsten Saison unter neuer Führung für die Saison 2025/26 proben, bitte! Noch kann man vielleicht Publikum zurück gewinnen mit der Aussicht auf Neues, Moderneres! Und vor allen Dingen die 450 Menschen, die alle für das Landestheater arbeiten, dazu bringen, dass sie uns gewogen bleiben – sie haben exzellente Arbeit geleistet!

Hanne Koch

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