Janus Zeitstein
Threnodie
Sollen wir Berge betrauern?
Klagelied
Felsbrocken feels broken—
Sein Name einst fest wie Granit,
jetzt nur noch Silben
zerbröckelnd im Tau.
Totenklage für einen Berg,
der sich bewegte, um zu träumen,
und gleitet nun wie das Kalb
eines Gletschers, unter lautem Getöse.
Die Verankerungen lösen sich—
Steine, so alt wie das Gedächtnis der Welt,
vermuren als verbrauchte Zeit
die Adern des Schmelzwassers.
Eis, mächtig und stolz,
blutet unter der überredenden Sonn‘kraft,
flüstert nur mehr ein blaues Lebwohl
an die einstige Beständigkeit.
Was immer unbeweglich stand,
zerfällt in sich selbst—
ohne Prunk und Pomp
in eine Stille, zu laut, um sie zu ertragen.
Die anderen Gipfel sehen zu—
Brüder und Schwestern in alpiner Stille,
sprachlos über den Zerfall
ihres gebrochenen Geschwisters.
Auch Gletscher weinen,
ihre Gesichter gezeichnet
von Trauer und Ruß—
von der Zeit, die sie beugt.
Sollten wir Berge betrauern?
Hier wo wir lauschen
während der Fels vergisst,
wie er seine Form bewahren kann.
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