Helmuth Schönauer
Park-Hilfe mit der AK
Stichpunkt

1.
Die Arbeiterkammer Tirol hat über Jahrzehnte die Parole groß gemacht, wonach man manchmal einfach Zwangsmitglied sein muss, damit einem geholfen werden kann.

Dieses Image, für zwangsverpflichtete Teile der Gesellschaft nützlich zu sein, erarbeitet sich die AK mit guter Rechtsberatung, aus Informationen, die aus dem Werbe-Gesicht des Präsidenten herausquellen, und generell optimistischen Wohlfühl-Kampagnen.

2.
Manchmal steckt ein raffiniertes politischer Spiel hinter den diversen Feldzügen für Konsumentenschutz.
So hat das Match Böse TIWAG – Gute AK monatelang die Tiroler Bevölkerung den Atem anhalten lassen.

Zuerst setzte der Strom-Flügel der ÖVP die Energiekosten in die Höhe. Die TIWAG putschte innerhalb der sogenannten Volkspartei und somit gegen das Volk, das nun erhöhte Stromkosten berappen musste.
Im gleichen Atemzug versuchten die Strombosse, aus allen Tälern das Wasser zusammenzukratzen für ihre Giga-Kraftwerke, egal was die Bewohner darüber dachten.

Dann wurde der Landeshauptmann ausgetauscht, und der neue übernahm noch vor seiner Wahl das TIWAG-Kommando und setzte gleichzeitig auf die gute AK, bei der gerade Wahlen anstanden.

Tatsächlich konnte der Strompreis wieder gesenkt werden, der Präsident vom AK-Flügel siegte und lobte seine eigene AK, die gegen die eigene Partei zu klagen bereit wäre, wenn dadurch der Robin-Hood-Faktor gesteigert werden kann.

3.
Das normale Volk lernt daraus:
Die AK Tirol ist der Reparaturflügel der ÖVP und schreitet rechtzeitig ein, wenn der Energieflügel der Partei versagt hat.

Unter ähnlichen Aspekten lassen sich wahrscheinlich alle Aktivitäten der AK subsumieren. Wenn es der archaische Teil der Partei verbockt hat, rückt der sanfte Teil aus und glättet die Wogen.

4.
Das Spiel Good- versus Bad-Guys lässt sich selbst in Kleinigkeiten aufspüren.

Dieser Tage wird von der AK angeprangert, dass vermehrt Firmen wie Zupfdi, Parkdepot oder Avantpark im Einsatz sind, um private Parkplätze zu überwachen und bei eindringenden Feind-Parkern abzukassieren.

Die AK kann nicht umhin, zuzugeben, dass die Sache irgendwie legitim ist. Wenn jemand beim anderen unerlaubt parkt, darf dieser eben auch nach sanfter Meinung der AK sich dagegen wehren, obwohl vielleicht ein armer Arbeitnehmer dadurch zum Handkuss kommt.

Die AK bekrittelt daher nicht den Vorgang des Abkassierens selbst, sondern die Tatsache, dass die Inkasso-Firmen meist im Ausland sitzen und das Geld daher aus der heimischen Wirtschaft abfließt.

5.
Manches, was jetzt als unangenehmes Problem jenseits der politischen Programme aufpoppt, ist einfach der Veränderung der Zeit geschuldet. Die Jahre, wo man sein Fahrzeug überall abstellen konnte, sind auch für AK-Autofahrer vorbei.

Wer Pech hat, nimmt das KFZ am Morgen in Betrieb, fährt den ganzen Tag herum auf Suche nach einem Gratisparkplatz in der Natur und muss es abends unverrichteter Dinge wieder bei sich daheim abstellen, weil im Mix aus privater und öffentlicher Versiegelung kein Zentimeter mehr für das Auto frei ist.

Gegen dieses Zupfdi der Natur wird auch die AK machtlos sein.

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Helmuth Schönauer

Helmuth Schönauer (* 23. September 1953 in Innsbruck) ist Schriftsteller und Bibliothekar an der Universität Innsbruck. In seinen Romanen beschreibt er das Alltagsgeschehen skurriler Randfiguren auf dem Weg nach oben. Als beinahe lückenloser Rezensent der Tiroler Gegenwartsliteratur ist er Vertreter der "low lectured edition". Im sechsbändigen Tagebuch eines Bibliothekars sind knapp 5000 Rezensionen aus den Jahren 1982–2018 zu einem durchgehenden Fließtext zusammengefasst, der chronologisch nach Erscheinungsweise der rezensierten Bücher geordnet ist. Dadurch ergibt sich eine zeitgenössische Geschichtsschreibung anhand von Lektüre. Schönauer ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Robert Muskat

    Die lieben Parkwächter! Es steht natürlich jedem Betrieb, der einen Parkplatz für die Kunden zur Verfügung stellt, frei, dieses Angebot auch zu kontrollieren. Es kommt, wie immer, auf die Art der Durchführung an!
    Nummer 1 wage ich zu bezweifeln, dass es dem Datenschutz entspricht, einfach durch die Reihen der geparkten Autos zu gehen und jedes mit dem Handy zu fotografieren.
    Nummer 2 ist es immer noch die humanere Methode, den Parkplatz mittels Schranken und Gebühr anzubieten.
    Was aber überhaupt nicht akzeptabel ist, ist die Höhe der „Strafe“ sowie das sofortige Einschreiten eines Rechtsverdrehers mit Androhung einer Besitzstörungsklage. Das gehört gesetzlich reglementiert und auf einen akzeptablen Betrag begrenzt. Alles andere ist Sachwucher und gehört seitens der zuständigen Stellen geahndet.
    Die Flächen zuzubetonieren und dafür auch noch fett abkassieren, das ist asozial, und mein Wunsch wäre, dass es all diesen arbeitsscheuen Abkassierern einen immensen Buckel aufzieht, damit man sie schon von weitem erkennt.

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