Helmuth Schönauer
Künstlicher Stau am Fernpass
Wie die Landesregierung den Wählern
ihren Unsinn aufs Auge drückt.
Stichpunkt
Ein Stau wird dann unerträglich, wenn er von einem Stück Asphalt aus aufsteigt und sich flächendeckend als ungutes Gefühl in den Köpfen aller im Land absetzt.
1.
Obwohl durch Zwangsgebühren angehalten, die reine Wahrheit des ORF zu konsumieren, informieren sich zunehmend Tiroler im wahlfähigen Alter bei anderen Medien, ob diese nicht eine günstigere Wahrheit anzubieten hätten. Manchmal sind offizielle Nachricht und alternative Wahrheit so konträr, dass man wirklich nicht mehr weiß, wem man glauben soll.
Im Zweifelsfall nicht der Regierung, könnte man empfehlen, denn diese trifft oft gegen ihr besseres Wissen Entscheidungen, wenn sie dadurch ihre Kernwählerschicht gönnerhaft bedienen kann.
2.
Die größte Fehlmaßnahme der gegenwärtigen Landesregierung ist zweifelsohne der geplante Scheiteltunnel am Fernpass, der eine fundamentale Regel der Verkehrssteuerung aushebelt. Nur physikalische Sperren sind imstande, den permanenten Zuwachs an Automobilen in den Alpen zu bremsen. Jeder Tunnel befördert den Zuwachs des Verkehrs.
Um den Fernpass wochentags für den LKW-Transit tauglich zu machen, muss man der Bevölkerung einreden, dass sie dann eine Entlastung ihres Wochenendstaus erhalte. Normalerweise liegt zuerst ein Problem vor, ehe dann zu einer Maßnahme gegriffen wird. Beim Scheiteltunnel ist es umgekehrt. Da wird zuerst die Finanzierung, Bemautung und der Zugriff auf Agrargrundstücke beschlossen, ehe über die Notwendigkeit des Unterfangens diskutiert wird.
3.
Grund für diese Eile ist die Angst, dass die Agrarier ihre Grundstücke vielleicht doch noch rechtskonform an die Gemeinden zurückgeben müssen. Da gilt es noch schnell abzukassieren, indem man diese der neu gegründeten Tunnelgesellschaft verkauft, ehe die Grundstücke als Gemeingut quasi gratis hergehen.
In den mit Gebührenzwang beschallten Tiroler Haushalten wird in stündlichen Staumeldungen drastisch suggeriert, dass ohne Scheiteltunnel das Land zusammenbricht. Gebetsmühlenartig wird von Staus berichtet, einmal in die eine Richtung, dann wieder in die andere. Das ganze Land muss sich diese künstliche Notlage anhören, dabei ist gar nicht sicher, ob der Stau wirklich stattfindet.
Nur weil im Landesstudio des ORF etwas verlesen wird, muss das noch lange nicht heißen, dass es auch stimmt. Der ORF fungiert in den Bundesländern nämlich als nachgeordnete Dienststelle der jeweiligen Landesregierung.
4.
Und selbst wenn es stimmt, dass sich in den letzten Jahren die Fahrzeit über den Fernpass um gut eine Stunde verlängert hat, so könnte man es wie bei den ÖBB halten, wo ja auch die Umleitung über das Salzachtal nie als Stau, sondern als Verlängerung der Fahrzeit vermarktet wird. Wo es wirklich einen Stau gibt, wird er ohnehin am Navi der Stauenden angezeigt. Für alle anderen im Land ist es bloß eine Scheinnachricht, mit der sie nichts anfangen können, außer eben das Wort Stau im Unterbewusstsein zu verankern.
Das Publikum des ORF-Landestudios leidet unter der Maßnahme der Landesregierung, den Boden für den Tunnel aufzubereiten, wie die Helden in Kubricks Film Clockwork Orange. Dort werden aufmüpfige Kerle mit der Musik Beethovens zwangstherapiert, hier werden aufgeschreckte Zuhörer mit Stau-Moderation zermürbt.
Es stimmt schon, dass meistens das Wahlvolk etwas will, das als Bonifikation gedeutet werden kann.Im Falle des Stau-Theaters am Fernpass hingegen verlangt das Wahlvolk, dass etwas wegkommt.
Mancherorts werden schon die Schilder für die nächste Demo geschrieben.
– Weg mit der ORF-Haushaltsabgabe!
– Weg mit der künstlichen Stau-Berichterstattung!
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