Helmuth Schönauer
Geheimwaffe bei Übergriffen
Luisa, Viola und Nadja als
moderne Nothelferinnen
Stichpunkt
1.
Von Pensionisten gefürchtet ist das Spielplatz-Drama. Du sitzt breitbeinig allein auf einer Park-Bank neben dem Kinderspielplatz, denkst dir nichts über die Ausstrahlung deines Körpers und wirst womöglich als potentieller Kinderschänder angezeigt.
So wie Sie sitzen, so breitbeinig, das ist ein Verbrechen, zumindest aber eine Provokation!
Achtung: In der Öffentlichkeit unbedingt schmal sitzen, so gut das eben mit einem breiten Körper geht!
2.
Ebenfalls unter Pensionisten gefürchtet sind die Code-Wörter für sexuelle Übergriffe! In der Pension geschieht das Meiste ja unbeabsichtigt.
Womöglich hast du gerade einen Fehlalarm ausgelöst, weil du einen codierten Namen ausgesprochen hast.
Du hast dich in der Öffentlichkeit nach einer Frau aus Jugendtagen erkundigt, ob sie schon im Altersheim ist. Und prompt bist du als Verdachtsfall registriert, wenn dieser Name einen codierten Hilferuf darstellt.
Rundherum poppen nämlich Missverständnisse auf, wenn jemand keine Kenntnis von den aktuellen Codewörtern bei Übergriffen hat.
3.
Die drei gängigsten Codes bei sexueller Belästigung lauten:
Ich suche Luisa!
Diesen Satz muss man in Schwimmbädern, Saunen und kommunalen Sanitär-Einrichtungen von sich geben, wenn man im Großraum Innsbruck sexuell belästigt wird. Unabhängig von den diversen Geschlechtern gilt die Suche nach Luisa als Hinweis, dass etwas sexuell Auffälliges vorerst in der Luft und bald bei der Behörde liegt.
Eine Arbeitsgruppe hat in monatelanger Kleinarbeit alle erdenklichen Namen semantisch durchforstet, ehe sie auf Luisa gestoßen ist, die das Problem unauffällig und klar beschreibt. Wer nach Luisa ruft, dem wird geholfen, heißt es in der Presseaussendung der Arbeitsgruppe Luisa stolz.
Ich muss zu Dr. Viola!
Diesen Satz musst du sagen, wenn du im Klinikbereich mit unerwünschter Sexualität in Berührung kommst. Die unauffällig geäußerte Fügung Viola setzt jedenfalls an den Tiroler Kliniken eine Alarmkette in Gang, die zumindest zu einer Dokumentation der Situation führt, auch wenn sich alles als Missverständnis herausstellen sollte. Immerhin hat auch hier jahrelang eine Fachgruppe daran gearbeitet, die Viola international verständlich bis hin zur Gebärdensprache als Hilferuf bei Belästigungen zu etablieren.
War Nadja schon auf Sendung?
Dieser Aufruf ist eine private Überlegung. Ihn müssten all jene ausstoßen, die seit der Zwangsvergebührung durch den ORF in eine Bedrohungslage gekommen sind. Mit dem unauffälligen Hilferuf mit den Wortsilben der fiktiven Nachrichtensprecherin Nadja wird daran erinnert, dass manche Sendungen ihrerseits einen Übergriff auf das Publikum darstellen und nach einem Hilferuf verlangen.
4.
Die Hilferufe zu codieren und dadurch Erste Hilfe zu ermöglichen, ist eine international anerkannte Methode. Aus Tiroler Sicht ergibt sich die Frage, warum es für den gleichen Sachverhalt zwei verschiedene Codes braucht. Vermutlich steckt in den Arbeitsgruppen für Luisa und Viola öffentliches Geld, das politisch korrekt auf verschiedene Weltanschauungsgruppierungen aufgeteilt werden musste.
Der Vorschlag für Nadja ist privater Natur und hat bislang keine öffentliche Zuwendung erheischt. Das Projekt Nadja könnte aber dazu führen, dass sich neue Arbeitsgruppen bilden, die ihrerseits wieder neue Hilferufe codieren.
Denn ans Eindämmen der Übergriffe ist nicht zu denken. Im Gegenteil, der öffentliche Verhaltenscodex ist einem ständigen Update unterworfen, so dass etwas, das gestern noch normal war, morgen schon ein Übergriff sein kann.
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