Helmuth Schönauer
Fliag o!
Wahlanalyse für Tirol
Stichpunkt
Nach der für die ÖVP desaströsen Nationalratswahl setzen sich die Geschlagenen am Innsbrucker Airport zusammen, um anschließend in alle Windrichtungen davonzufliegen.
1.
Zumindest die Menschen im Westen Innsbrucks wissen, was sie von der ÖVP halten sollen. Diese nutzt den Airport exzessiv auf Kosten der Anwohner, denen sie jedes Mitspracherecht abspricht.
Vor allem die Oberländer Touristen-Gang lässt ihre Kunden regelmäßig am Innsbrucker Flughafen landen, um sie dann hinter verdunkelten Scheiben schnell ins Hotel und auf die Piste zu karren. Das Versprechen, den Flughafen als Zubringer für den HUB Frankfurt und als Drehscheibe für Organspende-Tourismus einzuschränken, wird ständig konterkariert.
Kein Wunder, dass Innsbruck mittlerweile als ein rotes Pünktchen auf der sonst blau-türkisen Wahllandschaft Tirols heraussticht.
Am Tag nach der Wahl setzt sich der Parteivorstand also am Airport zu einer Sitzung zusammen, um das Wording für den Verlust der Wählergunst zu finden. Dabei ist es selbst bei primitivster Analyse klar, was es bei der Wahl gespielt hat. Entlang der Stau-Routen Fernpass und Wipptal ist alles blau geworden, und das Zillertal ist wegen des Ausschlusses ihres bewährten Mandatars Hörl aus Wut ins FPÖ-Lager gewechselt. Und Innsbruck ist rot geworden.
Die Wähler haben offensichtlich das Wort Remigration auf den Autoverkehr übertragen und erwarten sich, dass der Verkehr an den Grenzen zurückgeschickt wird. Hauptsache, im neuen Nationalrat sitzen jetzt von vier ÖVP-lern zwei Landwirtschaftler.
2.
So macht sich nach der Krisensitzung sofort wieder eine trotzige Katerstimmung breit, indem der ÖVP-Landesrat für Tourismus und Wirtschaft gleich eine neue Flugdestination vorstellt nach dem Motto: Mit dem Flieger gegen Stimmenschwund! Einfach Abhauen. Fliag o!, heißt es dazu im Volksmund.
Dieser Landesrat sitzt, wenn er nicht gerade eine Wahl verliert, in seinem Hotel in Kühtai und schlägt sich die Betten voll mit Touristen, die zuerst über die Köpfe des Innsbrucker Stimmviehs geflogen sind und sie dabei ordentlich beschallt haben.
Sein Programm zur Expansion des Flugverkehrs ist in jenem Touristen-Speech gehalten, den mittlerweile große Teile der Bevölkerung nicht mehr hören können.
Zwischen 1. Dezember 2024 und 26. März 2025 bietet Iberia zum ersten Mal direkte Linienverbindungen an den Wochentagen Mittwoch und Sonntag ab Tirol in die spanische Hauptstadt Madrid an. Zum Einsatz kommt ein moderner Airbus A320NEO, der Platz für rund 180 Passagiere hat. Die Anbindung an das internationale Drehkreuz Madrid kurbelt den Tourismus an und eröffnet neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Damit wird Tirols Position im internationalen Wettbewerb einmal mehr gestärkt. Darüber hinaus schafft die neue Flugverbindung Potenzial für verstärkte Handelsbeziehungen und kulturellen Austausch, freut sich Tourismus- und Wirtschaftslandesrat Mario Gerber.
Flugtickets können ab einem Preis von 119 Euro pro Richtung (bei Erwerb eines Hin- und Retourtickets) erworben werden.
3.
Auch in ungewisser Klimazukunft setzen die ÖVP- Funktionäre bei Outdoor-Einsätzen auf die bewährte Wende-Jacke: Am Vormittag hell für das Eröffnen eines Straßenstücks, am Nachmittag dunkel, für das Interview beim Kellerauspumpen.
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Dazu erlaube ich mir anzumerken:Dieses ständige Erweitern des Tourismus wird solange betrieben, bis uns Normalos die Geduld reißt. Und es wird offenkundig, warum die ÖVP-Granden gehüpft sind wie die Springteufel, als Ministerin Gewessler ihren Agenden folgend die EU- Renaturierungsvorlage unterschrieben hat. Schließlich brauchen mehr Touristen mehr Hotels, natürlich mit Wellnessbereich, mehr Aufstiegshilfen usw.
Außerdem: die 25%-ÖVP begreift immer noch nicht, dass nicht alle Österreicher sich dem Begehr von Wirtschaftsbund, Bauernbund und Industriellenvereinigung zu beugen haben und dazu auch nicht bereit sind. Dass ab, aller Gier entgegen, Kickl mit allen Mitteln Kanzler werden muss, steht auch dem Denken von 71% der Bevölkerung entgegen.
Und die Dauerpräsenz von kahlgeschorenen Wichtigtuern macht das Ganze auch nicht besser.In diesem Sinne: Nachdenkphase bitte !