Helmuth Schönauer
Die Innsbrucker Airport-Partei (ÖVP)
wird aufmunitioniert.
Stichpunkt
Letzten Sonntag berichteten die beiden Zeitungen aus der Aushang-Tasche, dass der Wirtschaftslandesrat Landeshauptmann werden will und deshalb ab Montag die Innsbrucker ÖVP übernimmt.
Die Innsbrucker Wählerschaft hat schon vergessen, dass es in der Stadt einmal eine ÖVP gegeben hat. Die politisch Interessierten lesen deshalb neugierig den Abriss dieser verschollenen Stadtpartei und machen sich einen eigenen Reim auf den neuen Herausforderer.
Denn es ist tatsächlich eine Herausforderung, in Innsbruck bei der ÖVP zu sein oder dieser gar vorzustehen. Zu sehr hängt dieser Partei nach, dass sie letztlich nur ein Airport-Ableger der Landespartei ist. Und diese interessiert an Innsbruck nur, dass der Flughafen rund um die Uhr zum In-die-Luft-Gehen bereit steht.
Der charmante Mister Platter hat es sich mit wutverzerrtem Gesicht stets verbeten, das Wort Flughafen auch nur auszusprechen. Dabei wollte man vor Corona sogar noch einen Luxustempel als Abfertigungsanlage für Benko und Co errichten. Der höfliche aktuelle Mister Mattle hat seine Nachwahl-Analyse gleich auf den Flughafen verlegt, damit er gar nicht in die Stadt hineinfahren musste, wo der ehemalige Staatssekretär Tursky einen formidablen Kracher hingelegt hat.
Und dieser Kandidat hat den wohl dümmsten Wahlkampf bestritten, den man in Innsbruck nur machen kann. Er ist von Wien angeflogen und hat noch am Flughafen verkündet, diesen auszubauen und Innsbruck great again zu machen.
Dazu muss man wissen, dass der Airport von einem labilen Akzeptanz-Korsett gestützt wird, das von den Hoteliers des Oberlandes ständig in Frage gestellt und ins Wanken gebracht wird. Bei der Innsbrucker Bevölkerung herrscht schon längst die Überzeugung, dass die da oben vom Oberland und der touristischen ÖVP die Stadt nur als Hinterland des Flughafens sehen, mit einer lästigen Bevölkerung, die fallweise zu viel denkt.
Inns-Geschwader
Umgekehrt sieht die Innsbrucker Bevölkerung mit dem zunehmenden Flugverkehr einfach nicht mehr ein, dass wöchentlich irgendwo ein Hotel eröffnet wird, das zwar ökologischen Standards entsprechen mag, deren Einspeisung mit Touristen aber lärmig über den Flughafen läuft.
Der neue ÖVP-Obmann in Innsbruck wird sich also seinem Wählerpotential erklären müssen. Es wird nicht mehr genügen, dass der Flughafendirektor als Blockbuster im Innsbrucker Gemeinderat sitzt und fallweise als Seniorensprecher erklärt, dass die Bevölkerung eh mit zunehmendem Alter taub wird.
Über die Karrierepläne des ehrgeizigen Landesrates gibt es einen lapidaren Kommentar. Zwei Berufsgruppen spalten die Bevölkerung dermaßen, dass es das Land zerreißen würde, sollte aus ihnen ein Landeshauptmann kommen: Hoteliers und Frächter.
Der Frächterkandidat aus dem Vorjahr hat sich mit einer befremdlichen Art des Wirtschaftens aus dem Rennen genommen. Der Hotelierskandidat wird hoffentlich so klug sein, wie er in den Standl-Zeitungen beschrieben ist, und uns Innsbruckern erklären, was ihm zum Flughafen einfällt.
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Der erwähnte Flughafendirektor war in seiner Zeit als GR schon ein „Ex“. Außerdem ist er in der neuen Legislaturperiode überhaupt nicht mehr darin vertreten. Bitte genauer recherchieren.