Helmuth Schönauer
Die Antifa-Umlenkrolle
Das Gegenteil von dem, was gelehrt wird,
wird gelebt.
Stichpunkt
Es vergeht kaum ein gesellschaftlich aufwühlendes Ereignis, das nicht mit der Forderung endet: Wir müssen den Kids an der Schule das Thema nahebringen!
Die Floskel von der Auslagerung an die Schule ersetzt das Nachdenken, wie man etwas lösen oder zumindest erträglich beschreiben könnte. Zum neuen Jahr hat nun die Pädagogenschaft in Deutschland und Österreich Bilanz gezogen und Wünsche an die neuen Regierungen gestellt. In beiden Ländern lässt sich momentan alles formulieren, weil es keine Regierungen gibt.
[ Reiss dich zusammen. Bildrechte Helmuth Schönauer
Aus deutscher Sicht ist vor allem jene Einschätzung bemerkenswert, wonach in der Schülerschaft der Rechtsradikalismus oder zumindest die Affinität zur AfD (was in der Sozialdemokratie gleichgesetzt wird) stark zugenommen habe. Hier scheint das bewährte Prinzip der Umlenkrolle zu wirken. Den Kids in den 1960ern hat man seinerzeit gesagt, dass man das Gegenteil der vorgetragenen Lehr-Meinung ins Auge fassen soll, ob es nicht vielleicht eher zur Wahrheit passt, als die offen ausgesprochene. Nach dieser Umlenktheorie sind aus einer Generation von Nazi-geprägten Lehrenden hundertprozentige Antifaschisten geworden, die sich über die nur mühsam entnazifizierten Vorfahren lustig machten konnten.
Selbstverständlich ist aus dieser Antifa-Generation gerade in Deutschland eine sozialdemokratisch geprägte Lehrerschaft entstanden, die später nichts anderes im Sinn hatte, als im Dauerbetrieb mit Resolutionen, Dokumentationen und Zeitzeugen die Kids zu lupenreinen Demokraten ohne braune Einsprengsel zu machen. Die Kids freilich wenden aus purem Überlebensinstinkt die Umlenktheorie an.
Jede Unterrichtseinheit, die vor den Gefahren des Faschismus warnt, bereitet ihn vor.
Dazu kommt das externe Umfeld zur Schule. Je mehr diese zu einem edlen Ort der Bildung wird, umso brutaler geht es in deren Außenwelt zu. Von den sogenannten Elternhäusern wird berichtet, dass sie zu Hause etwas ganz anderes diskutieren, als in der Schule vorgesehen ist. Ja oft redet sogar das demokratische Lehrpersonal zu Hause in einem ganz anderen Ton, als es in der Schule im pädagogischen Hochglanzformat vorgetragen wird. Manche befürchten, dass sich demnächst das Blatt wenden wird und die Lehrerschaft offen rechts ausschert, damit die Kids später endlich wie geplant links werden.
Österreich hat naturgemäß andere Sorgen. Seit es offen ausgesprochen wird, dass die Schule für die Lehrer da ist und nicht für die Schulenden, muss man in Österreich immer auf die Lehrerschaft hören, wenn man wissen will, wo im System der Hase im Pfeffer liegt.
Apropos:
Mit Jahresbeginn ist der Tiroler Bildungsdirektion ihr einziger Bewegungsinspektor durch Pension abhandengekommen. Er musste im Rahmen eines Pilotprojektes inspizieren, ob die Kids genug Bewegung im Unterricht machen. Das Ministerium hat diesen Posten jetzt gestrichen.
Im Sinne der Umlenktheorie gibt es für die Lehrerschaft in Tirol daher beste Aussichten. Sie muss ab sofort angefressen, faul, übergewichtig und träge in den Unterricht kommen, damit die Kids sehen, wie desaströs so ein Lebensstil ist. Die Kids werden wie von selbst einen sportlichen, dynamischen Lebensstil aufnehmen und so zum Teil noch während des Unterrichts ihre Lehrerschaft überleben.
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