Helmuth Schönauer
Starke Männer pflasterten unseren Weg.
Stichpunkt
Seit der aktuelle amerikanische Präsident die Welt durch Dekrete umgestaltet wie seinerzeit der Allmächtige durch pure Schöpfung, werden ältere Erdenbewohner immer wieder gefragt, ob es diesen Typus von Western-Held auch schon früher gegeben hat.
Ältere Semester aus dem Innsbrucker Raum nicken dann wissend und erzählen, dass sie in ihrer Jugend von drei starken Männern geprägt worden sind, was ihr Bild von Politik geprägt hat. Eine Jugend in den 1960ern konnte man nämlich durchaus im Western-Style absolvieren.
Wie im Film traten drei Heroen auf: Der eine war der Bischof von Rumpftirol, der andere Bürgermeister der Olympiastadt und der dritte Landeshauptmann und agrarischer Immobilienhändler.
Von allen dreien hingen eine Zeitlang Bilder in öffentlichen Gebäuden und machten als Schwarzweiß-Darstellung vor allem bei den frisch Eingeschulten ordentlich Eindruck, wenn sie als Endpunkt und Vollendung von harten Männern in den Foyers ausgestellt waren. (Zur Ehrenrettung der Entnazifizierten muss man sagen, dass manchmal auch ein purer Nagel aus der Wand heraushing, jederzeit bereit, das Porträt eines harten Mannes abermals an sich aufhängen zu lassen.)
Die Drei waren in der Provinz wie mythologische Figuren installiert. Alle trugen Wesenszüge eines Solitärs an sich, wodurch sie unverwechselbar und einmalig wurden. Vom Bischof ist allen noch die Stimme in Erinnerung, wenn er bei Firmungen das Wort salbungsvoll wörtlich nahm und in einem Sermon aus höllischem Timbre und himmlischem Halleluja zu Pfingsten die Jahrgänge durchfirmte.
Vom Olympischen Bürgermeister bleibt stets sein schwarzes Dienstauto präsent, das er sogar mit ins Bett nahm, wenn er es nicht neben der Annasäule abstellen konnte. Sein weißes Haar gab ihm etwas von Jean Gabin, wenn er Probleme löste, indem er einfach einmal die Hauptstraße auf und ab ging. Und Edi mit dem schrägen Kopf hat lange vor dem Spiegel ausprobiert, wie man mit einer Pfeife reden muss, damit das Publikum begreift, nach welcher es zu tanzen hat.
Allen dreien war gemeinsam, dass sie unantastbar waren und ein ewiges Leben zu haben schienen. Sie können somit als Vorläufer des aktuellen amerikanischen Präsidenten gelten, zumal sie ebenso überzeugt waren, Tirol in Eigenregie geschaffen, wenn nicht gar geschöpft zu haben.
Fehlgeleitet
Die Erinnerung an diese beinahe mythischen Figuren stimmt auch heute noch milde. Die Jugendlichen von damals haben so stark an sie geglaubt, dass sie auch heute noch keine scharfe Kritik über sie aussprechen können. Dabei haben alle drei ein Desaster angerichtet, wenn man frei von jeder Mythologie auf sie hinschaut.
Der eine hat ganze Jahrgänge aus der katholischen Kirche vertrieben, indem er ihnen ständig die Jugendzentren zugesperrt und jeglichen theologischen Dialog verweigert hat. Der andere hat die Stadt dermaßen manhattinisiert, dass jahrzehntelang Architektur-Interessierte nach Innsbruck gefahren sind, um endlich einmal etwas Hässliches zu sehen. Und am Erbe des Dritten kauen heute noch Gemeinden, Demokraten und Rechtgläubige, wenn sie sehen, wie sie enteignet worden sind zugunsten einiger Agro-Oligarchen, die es locker mit den Putinisten aufnehmen, wenn es um das Verteidigen von Pfründen geht.
Aber das ist eben das Schöne von Schwarz/weiß-Filmen: Man weiß, dass es darin ungerecht zugeht. Aber man liebt sie, weil das Böse auch Charme hat, wenn es nur weit genug in der Vergangenheit liegt.
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