Helmuth Schönauer
Klo-Liste für ungestörte Ausübung eines Menschenrechts
Stichpunkt
Wenn nicht bald WCs entlang der Bozner Talferwiesen aufgestellt werden, trete ich bei der nächsten Wahl mit einer monothematischen Klo-Liste an! Diese Drohung, die den gestandenen Parteien nicht nur in Südtirol in die Glieder fährt, stammt von Florian Kronbichler, dem Grandseigneur im Südtiroler Journalismus.
Jahrzehntelang hat er gegen Einheitspartei und intellektuellen Einheitsbrei angeschrieben und war sogar eine Zeitlang Grüner Abgeordneter des römischen Parlaments, beides offensichtlich vergeblich, um die dringendsten Bedürfnisse zu regeln. Fassungslos muss er am Lebensabend feststellen, dass auf dem Naherholungsgebiet mitten in Bozen mindestens so viele Menschen in der Hocke sind, um die Notdurft zu verrichten, wie auf den eingezeichneten Spazierwegen flanieren.
Die Nachricht vom explodierenden Flaneur, der das Land als WC-loses Desaster erleben muss, verbreitet sich über den ORF sogar ins benachbarte Nordtirol und löst dort Unruhe aus.
Was ist, wenn die monothematischen Listen ungebremsten Zulauf erhalten? Eben ist für die Nationalratswahl die Liste Gaza angetreten und hat als Wahlwerbung ganze Stadtteile mit Gaza-Klebern überschwemmt. Wenn nun Florian Kronbichler seine Drohung wahrmacht, würden überall Klo-Aufkleber affichiert sein?
Bei Recherchen zu den Auswirkungen einer Klo-Liste für Tirol stößt das Redaktionsteam des ORF auf eine wütende Bevölkerung entlang der Ausweichrouten des Wipptals. Die Anrainer haben ihre Grundstücke verbarrikadiert und Poller eingegraben, um den Durchreisenden das Anhalten zu verunmöglichen. Andere haben Plakate gegen die Notdurft ausgehängt. Ein durchkreuzter abkotender After hat es als A-Piktogramm auf die Smiley-Hitliste geschafft.
Die aufgebrachten Besitzer von Privatflächen entlang der Stauroute erzählen der Reihe nach ihre Einsätze, wie sie mitten im Geschäft die Durchreisenden vertrieben haben. Einer ist stolz, einer Transitierenden nachgerannt zu sein, um sie die Hinterlassenschaft aufputzen zu lassen. Ein anderer hat die wichtigsten Begriffe des Defäkierens in alle möglichen Sprachen auf das Handy geladen, um beim verbalen Vertreiben der Fackerla, wie er es nennt, auf Anhieb verstanden zu werden.
Nach diesen lustvollen Schilderungen des Wahnsinns stellt der ORF-Beitrag die Frage, wer für dieses Malheur zuständig ist. Je nach Zugang zum Problem kommen mindestens drei Landesräte in Frage, die sich auf Anfrage standesgemäß die Kacke gegenseitig zuschieben. Erstaunlicherweise haben Verkehr, Straßenbau und Tourismus keine Agenda in ihren Ressorts, um für geregelte Notdürfte zu sorgen.
Und mancherorts taucht schon die Parole auf, dass es sich beim Straßenrandproblem um ein Menschenrecht handelt, das überall ausgeübt werden kann, egal wie privat die dafür verwendete Fläche ist. Grundrechte vor Grundbesitz! heißt es hier ausnahmsweise sehr vernünftig. Aber man muss Florian Kronbichler beipflichten. Wahrscheinlich wird nur eine monothematische Themenliste helfen, die dann aber ordentlich Zuspruch bekommen würde.
Und was sagt die EU dazu?
Vermutlich ist das Problem noch nicht an die Bürokraten herangetragen worden. Wenigstens eine Unterschutzstellung der Transitierenden während ihres Transits müsste möglich sein. Immerhin werden Menschenrechte tangiert.
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Als ich am Ende des 2. Absatzes angelangt war, hatte mich blankes Erstaunen im Würgegriff. Von der „Hocke“ ist da die Rede. HOCKE! Welcher Mann – ich konnte mir angesichts des Geschlechts des Autors und seiner 70+ Lenze einzig vorstellen, er würde sich über das schändliche Verhalten derjenigen Homines sapientes auslassen, die über einen Penis zu verfügen das (Miss)Vergnügen haben – kauert sich „dabei“ nieder!
Ein sich erleichtern müssender Mann versteht darunter in aller Regel nur „Wasser lassen“ und würde sich, um es nochmals klar auszudrücken, dabei nie und nimmer herablassen, in die Hocke gehen (gilt übrigens gemeinhin auch bei Vorhandensein von Sitzklos)!
Erst weiter unten in den schönauer’schen Ausführungen kam es zur desillusionierenden, da defäkierenden Auflösung des (zudem olfaktorisch) anrüchigen Tuns. Aha. Und Frauen – den Ausdruck „Damen“ versage ich mir – sind offenkundig inkludiert.
Bleiben wir doch bei den Realitäten. Die Männer – und dabei vor allem die angejahrten – sind’s, die aus prostataischen Gründen nicht bloß städtische Freiflächen, sprich Parks & Camp + Co bepullern, sondern (falls ‚Not am Mann‘ ist, was sich häufig man(n)ifestiert) sich nicht scheuen, als schamlose Urineure nächtens Häuser-Ecken und -Wände zu bebr….n.
Ich kann für fast all das Belege in Gestalt meines (selbstredend unter einem Pseudonym erschienenen) Sachbüchleins präsentieren, tue das freilich angesichts meines sich zurückhaltenden Naturells nicht, sondern begnüge mich mit einem der etlichen „urinaltraktaffinen Aphorismen“ daraus, was zum Abschluss (heißt: Hosentürl zu) versöhnlich klingen soll: „Ein HERR ist ein Mann, der sich selbst beim Pinkeln in freier Natur unbewusst nach einer Waschgelegenheit umsieht.“