Hannes Hofinger
Ich pfeif auf Schutzengel.
Notizen

Vor genau 2 Jahren hatte ich einen schweren Verkehrsunfall. Ein Auto schoss mich in einer Kurve von der Fahrbahn, der Heli brachte mich in die Klinik und ich überlebte.
Hast aber viel Glück gehabt sagen meine Freunde. Hätte ganz anders ausgehen können.
Da hast du wohl hundert Schutzengel gehabt meint eine Bekannte du solltest einige Kerzen anzünden.

Ich verstehe das nicht. Hätte ich wirklich Glück gehabt, dann wäre das gegnerische Auto an mir vorbei in den Straßengraben gerauscht, ohne mich zu erwischen. Hätte ich auch nur einen einzigen Schutzengel gehabt, der seinem Namen gerecht geworden wäre, so hätte er mich vor diesem Zusammenstoß bewahrt. Aber er taugte nichts!

Ich pfeif auf Schutzengel und auf das Glück.

Warum ist auch im 21. Jahrhundert der Aberglaube immer noch so allgegenwärtig? Vermutlich hätte ich an diesem Morgen mein Horoskop lesen sollen. Sterne lügen nicht. Sagt man. Sie lügen doch! Sage ich aus Erfahrung.

Humbug, Aberglaube, Granderwasser, Horoskop und andere Geisteskrankheiten sind wohl unausrottbar.

Die USA haben gewählt. Angeblich standen die Engel auf der Seite des Irren, den sie als ihren Retter und die Wiedergeburt Jesu sehen. God save Amerika. Oder doch besser nicht. Vermutlich hat er eh keine Zeit. Er muss sich ja um die Getreuen in Israel kümmern. Schließlich hatte er denen ja vor langer Zeit schriftlich ein Land zugesichert, das bereits von anderen besiedelt war. Aber solche Kleinigkeiten haben The Great Spirit noch nie aufgehalten.

Und seine Getreuen schon überhaupt nicht.

God save, wen du willst, aber lasse uns bitte in Ruhe. Wir schaffen unseren Scheiß schon ganz alleine. Und sag deinen Engeln, sie sollen mich bitte künftig nicht mehr in dieser Form beschützen. Sollen besser Halleluja singen bis ihnen die Luft ausgeht.

Mach´s gut, alter Knabe!

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Hannes Hofinger

Hannes Hofinger (* 21. Dezember 1947 in St. Johann in Tirol) ist ein österreichischer Schriftsteller, Bibliothekar und Verleger. Hannes Hofinger ist Chronist und Heimatforscher und verlegt vor allem Kleinodien aus der Umgebung von St. Johann in Tirol.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Christoph König

    Die Erkenntnis, dass man in diesem Leben letztendlich ganz auf sich allein gestellt ist, beweist, dass unser freier Geist (oder gar Freigeist) ein Übermaß an Bewegungsfreiraum besitzt, sofern man nicht direkt eines auf das Dach gekriegt hat und im Wachkoma liegt, über das wir leider nicht allzu viel wissen. Du hast wenigstens einen Feind oder nachlässigen Freund gefunden, an dem Du den Zorn auslassen kannst, ohne dass er Dir widerspricht. Man muss sehr stark sein, diese Tatsachen zu ertragen, ungünstigenfalls wird man größenwahnsinnig und verliert dann jegliche Bodenhaftung. Da ist mir die Freiheit zu denken, was immer mir einfällt und ich will, deutlich lieber.

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