Thomas Schrott
Zu Thomas Schrott, *1981
Der Fotograf und Grafikdesigner Thomas Schrott studierte an der FH Salzburg und an der Hochschule für Künste Bremen Grafikdesign und Fotografie. Seine Arbeiten als Gestalter wurden mit dem TDC Award for Excellent Typography, dem BBC Best of Corporate Publishing, dem Red Dot Design Award sowie dem Award des ADC Art Directors Club für Deutschland ausgezeichnet und in zahlreichen Publikationen veröffentlicht.
2012 gründete er das Corporate Designstudio Schrott, 2018 mit Kurt Höretzeder das Studio für Design und Kommunikation himmel.
Als Fotograf nähert er sich den Menschen und ihren Geschichten mit Offenheit, Neugierde, Lust am Experimentieren und Achtsamkeit. Sichtbar wird dies unter anderem in der Serie Ein Mensch, die regelmäßig in der Tiroler Straßenzeitung Zwanzger erscheint.
Mit dem Kunstprojekt Die alte Dame führt Thomas Schrott ästhetische und gesellschaftspolitische Aspekte zusammen und gibt der Reflexion über die eigene Sterblichkeit Raum. Der Wunsch, seine Zeit sinnvoll zu nutzen, und die Aufmerksamkeit, mit der er anderen – Alten und Jungen – begegnet, finden in diesem Projekt ihren Widerhall.
Zu den Fotografien
Die vorliegenden Fotografien entstanden in einem Zeitraum von drei Jahren. Den Anstoß dazu gab eine Reihe von Begegnungen – die erste davon zufällig – des Fotografen Thomas Schrott mit Maria-Luise Regensburger. Reportage und Inszenierung verschränken sich in den Bildern und machen die Lebenswelt der Porträtierten sichtbar.
Auswahl und Anordnung folgen keiner Chronologie, sondern sind von Form, Inhalt und Emotion bestimmt. Die Fotografien erzählen von der Suche nach Schönheit, von Freundschaft und Wertschätzung, von der Gebrechlichkeit des Alters.
Hier kommt der Begriff der dokumentierten Realität ins Spiel, den die Fotografin Hellen van Meene für ihre Porträtaufnahmen geprägt hat. Statt nur festzuhalten, was ist, betrachtet Thomas Schrott sein Gegenüber und die Umgebung eingehend und lässt sich von der Intuition leiten. Fotografieren ist eine Beziehung zum Leben, sagt er, komplexe Sachverhalte ordnet er mit den Mitteln dieser Kunst.
Er hat eine genaue Vorstellung von einem Bild, das er machen möchte, und ist zugleich offen für das, was sich im Laufe einer Begegnung mit seinem Modell entwickelt. Je nach Situation verwendet er eine andere Kamera: Mittelformat, Kleinformat und eine Pocketkamera.
Er fotografiert immer aus der Hand, damit die Bilder lebendiger werden und mehr Intuition zulassen. Licht – überwiegend Tageslicht, kaum Kunstlicht – und Farbharmonie sind zentral, um Alltägliches und Großes einzufangen: eine kleine Jause, ein Blumenstrauß oder die alte Dame und ihr Spiegelbild.
In den Spiegelungen berühren sich das äußerlich Sichtbare und das innere Empfinden, entstehen Bilder mit offenem Ausgang. Das Leben ist nie etwas Fertiges, schreibt Maria-Luise Regensburger. Genauso ist auch die fotografische Kunst oder eine Komposition wohl in sich stimmig und wird dennoch nie fertig sein. Die Vollendung geschieht im Betrachten oder im Zuhören selbst – für die alte Dame, den Fotografen und all jene, die mit ihm einen Einblick in ihre Welt gewinnen.