Elias Schneitter
Weihnachtspost
Notizen

Die Feiertage sind nun – viele meinen Gott sei Dank – vorüber. Es ist eine alte Gewohnheit von mir, Menschen zu Weihnachten, die mir sehr nahe sind, persönlich und in schriftlicher Form Grüße zu schicken.

So auch dieses Jahr. Heuer aber musste ich leider feststellen, dass die Hälfte meiner Briefe entweder bis dato noch gar nicht oder erst nach den Feiertagen eingelangt sind, obwohl ich die Post bereits Mitte Dezember abgeschickt habe.

Nun ist das in Anbetracht der jetzigen turbulenten Zeiten wahrlich ein Luxusproblem. Aber, was die Post betrifft, ist derlei inzwischen zum Normalfall geworden. Laufend erhalte ich Kuverts, die nicht an mich gerichtet sind. Vor kurzem sind zwei eingeschriebene Briefe verschwunden und erst kürzlich habe ich am Elterleinplatz am Schalter in Wien eine Buchsendung aufgegeben und bar bezahlt und am nächsten Tag lag das Päckchen wieder in meinem Postkastl mit dem Vermerk: Ohne Porto.

Seit unsere gute alte Post unter der ersten schwarz/blauen Regierung privatisiert wurde, sind die Leistungen dieser einstmals ehrwürdigen Einrichtung drastisch gesunken, dafür die Preise horrend gestiegen.

Das mag vielleicht die Aktionäre sehr freuen, die Kunden aber nicht. Und mein teilweise ultralinkes Herz hat wieder einmal eine Bestätigung dafür erhalten, dass die Börse auch ein staatlich sanktioniertes Gaunertum ist.


Verhandlungsabbruch

Dass die drei Parteien ÖVP, SPÖ und Neos zu keinem Ergebnis gekommen sind, kann ich nur sehr schwer verstehen. Soweit ich mitbekommen habe, war das riesige Budgetdefizit die unüberwindbare Hürde. 

Wenn ich mir denke, dass ein Teil der Österreicher ein privates Finanzvermögen von 850 Mrd. € auf der hohen Kante hat, und dass es dann trotzdem nicht möglich ist, die 20 Mrd. aufzutreiben, ist das ein Armutszeugnis. Bei allem Respekt vor Eigentum und Besitz, aber bevor ein ganzes Staatswesen in heftigste Turbulenzen gerät, müsste man das doch mit etwas Vernunft lösen können.


Humor und Gelassenheit nicht verlieren

So hat ein Witzbold in meinem Stammlokal zur jetzigen Situation in der ÖVP gemeint, dass er beabsichtige der Partei beizutreten, weil er dann mit seinem Kreuz keine Probleme mehr haben wird: Schmerzfreies Rückgrat auch bei 180-Grad-Wendungen!

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Elias Schneitter

Elias Schneitter lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Civetta“ (baes) und der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Zirler Blues“ (baes). Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), in der ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) bis 2023 in Hall, seit 2024 in Kufstein.

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