Elias Schneitter
Geht mit der Kürzung des Kunstbudgets
die Kulturnation Österreich unter?
Notizen

Das Jahresbudget des Bundes für den Bereich Kunst und Kultur beträgt ca. 650 Mio. Euro. Aufgrund des notwendigen Sparprogrammes muss auch hier gekürzt werden, wobei man sagen kann, dass dies eher moderat geschieht. Der Großteil der Kürzungen wird erreicht, indem man bestimmte bauliche Maßnahmen (z.B. barrierefreie Zugänge ins Kunsthistorische Museum) zeitlich etwas nach hinten verlegt.

Nur ein eher geringer Teil der Szene wird finanzielle Einschränkungen erfahren.

Aufgrund dieser Situation wurde auch der neue Minister für Kunst und Kultur Andreas Babler in den Kulturmontag des ORF eingeladen. Christa Stadler, die ich als Redakteurin sehr schätze, versuchte im Rahmen eines Interviews ihren Gast besonders auf die Situation in der Filmbranche festzunageln, bei der eine Einsparung von ca. 10 Mio. Euro geplant ist.

Andreas Babler, dem man sehr deutlich anmerkte, dass er in diesem Ressort noch nicht so richtig zuhause ist, versuchte im üblichen Polit-Sprech darauf zu antworten. Er berief sich auf die schwierige Situation, zeigte auf, wie behutsam man bei den Kürzungen vorgegangen sei und was trotz allem gefördert werde etc…

Frau Stadler beharrte aber konsequent auf ihren 10 Millionen, die dem Filmbereich fehlen werden und bohrte hartnäckig weiter. Sie stellte in den Raum, dass wegen dieser Einsparungen Filme nicht gedreht werden könnten, dass Existenzen gefährdet seien und dass Künstler brot- und arbeitslos würden. Also, etwas übertrieben ausgedrückt, dass die österreichische Filmbranche vor dem Untergang stehe.

Für einen Sozialdemokraten ist es natürlich schwer auf solche massiven Vorwürfe zu antworten. Entsprechend konnte Babler auch keine zufriedenstellende Antwort geben.

Du armer Kerl, dachte ich bei mir, und ich hätte mir gewünscht, dass er seine beschwichtigenden Worte hintangestellt und einfach eine ganz klare und deutliche Antwort gegeben hätte. In der Art: Ja, es gibt diese Kürzungen, wir haben es uns nicht leichtgemacht und klar, es gibt es deswegen ein paar Filmproduktionen weniger.

Aber wegen der fehlenden 10 Millionen wird in Österreich kein Künstler verhungern oder vor die Hunde gehen oder seine Wohnung verlieren!

Aber so böse und direkt darf ein Kulturpolitiker natürlich nicht auftreten, wenn er nicht seinen Job samt Shitstorm riskieren will. Solche Gedanken mag er zwar im Geheimen hegen, aber sagen darf er das nicht.

Er muss immer schön brav möglichst wenig konkret und schwammig bleiben. Das wird von der Öffentlichkeit so gefordert und zugleich heftig kritisiert.


Megastau zu Pfingsten

Während des Pfingstwochenendes erlebte Tirol und nicht nur Tirol Megastaus der Extraklasse von Nord nach Süd. Ich habe das nur in den Medien mitbekommen, weil ich die Tage zuhause in meinem Garten verbracht habe.

Ein alter Freund hat mich besucht und bei einem Glas Wein gab er folgenden unkorrekten Satz von sich: Du weißt, ich hab nichts gegen unsere nördlichen Brüder, aber ganz sauber können die in der Birne nicht sein. Ich verstehe nicht, warum die alle und auf einmal ihre Heimat verlassen, so hässlich ist Deutschland doch gar nicht.


Kulturtipp: Alois Schild in der Stadtgalerie dia:log in Kufstein

Wie ich an dieser Stelle schon öfters geschrieben habe, mausert sich der Raum Kufstein immer mehr zu einem höchst interessanten kulturellen Hotspot im Tiroler Unterland und dem bayerischen Grenzland.

Die Kunstgalerie dia:log zum Beispiel liefert stets spannende, auf der Höhe der Zeit stehende Ausstellungen. Aktuell wird der Kramsacher Metallbildhauer Alois Schild präsentiert.

Mit seinen monumentalen, überdimensionalen Skulpturen liefert er Arbeiten, die landauf und landab zu regelrechten Landmarks geworden sind. Jedes Mal wenn ich bei Radfeld am Inntal-Engel vorbeikomme, löst die Skulptur bei mir Freude und auch etwas Nachdenklichkeit aus.

Galerie dia:log Kinkstraße 5, 6330 Kufstein
Alois Schild – Stille Reserven v. 6.6. – 11.7.2025
Metallskulpturen in der Galerie und im öffentlichen Raum in K
ufstein

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Elias Schneitter

Elias Schneitter lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Civetta“ (baes) und der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Zirler Blues“ (baes). Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), in der ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) bis 2023 in Hall, seit 2024 in Kufstein.

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