Elias Schneitter
Kopftücher, Digi-Senioren
Leben und Therapie
Notizen
Religion
Wenn ich in Wien in meinem Grätzel unterwegs bin, dann fällt mir auf, dass ich immer häufiger Frauen mit Kopftüchern begegne. Junge, ältere, alte Frauen. Nun gehöre ich nicht zu jenen, die das besonders stört, aber ich wundere mich trotzdem darüber. Machen sie das freiwillig? Aus religiöser Überzeugung? Als Protest, um uns die Botschaft zu übermitteln: wenn ihr uns schon ablehnt, dann ziehen wir uns in unsere Kultur zurück!
Ich weiß darauf keine Antwort.
In der Hernalser Hauptstraße ist ein kleines Cafe, das von einem Perser betrieben wird. Dort arbeiten auch zwei junge Iranerinnen, als Kellnerinnen. Beide kenne ich schon seit längerem, weil ich regelmäßig hier einkehre. Beide sind sehr sympathisch und beide studieren auch an der Universität bzw. an einer Fachhochschule in Wien.
Beide tragen keine Kopftücher und einmal habe ich vorsichtig das Thema angeschnitten. Die beiden sind beileibe keine Revoluzzerinnen, sondern kluge, attraktive Frauen, wobei sie auf Fragen ihre Heimat betreffend sehr zurückhaltend und vorsichtig antworten.
Eine erzählte mir folgendes: Als zehnjähriges Mädchen wurde uns in der Schule eingetrichtert, dass wir in der Hölle landen würden, wenn wir kein Kopftuch tragen. Uns würde der Teufel holen.
Auf meine Frage, warum die Haare bedeckt werden müssen, zuckte sie mit den Schultern: Es geht um Züchtigkeit und um den Schutz vor den gierigen Blicken der Männer.
Mit der digitalen Technik geht eine Welt zuende.
Das könnte man jedenfalls in Bezug auf das große Heer der Pensionisten ironisch vermerken. Dieser Eindruck verstärkte sich, als ich Probleme mit meiner Bank (Pin-Codes, Visa Card) hatte. Daheim, direkt am PC, konnte ich das Ganze nicht lösen. Pensionist!
Also machte ich mich auf den Weg zur Hauptstelle (Filialen gibt’s ja kaum noch). Insgesamt war ich dreimal dort und dreimal bot sich mir das gleiche Bild. Zuerst heißt es eine Nummer ziehen und dann Platz nehmen. Eine halbe Stunde Wartezeit im Schnitt. Interessant dabei war, dass fast ausschließlich Senioren auf Hilfe warteten, vereinzelt einige jüngere Ausländer.
Die Mitarbeiter bemühten sich sehr um ihre Kunden, standen an den Automaten und versuchten die Probleme zu lösen.
Wenn man so will, dann kann man in so einer Bankzentrale genau beobachten, wie die alte analoge Welt von der digitalen abgelöst wird. Ein kleines Hindernis sind nur noch die alten Mitbürger. Aber das ist ja nur eine Frage der Zeit. Wahrscheinlich gibt es dann auch keine öffentlich zugänglichen Bankeninstitute mehr.
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danke, lieber elias, für deine immer so anschaulichen und menschlichen notizen zum leben. ich bin ja auch oder erst recht so ein relikt aus dem analogen zeitalter und leide oft an der digitalen welt!