Elias Schneitter
föhn um allerheiligen
Poem

in einer wirtshausstube: zwei männer bei einem bier. hintergrundmusik

eins: aber heut geat der föhn.
zwei: hoffentlich.
eins: was hoffentlich?
zwei: ja, hoffentlich, geat er bold.
eins: a so moansch des!
zwei: gmeldet habensr, dass er heut zsommenbrochen soll.
eins: hoffentlich, die leut san eh olle schu damisch von dem föhn.
zwei: er mocht ja alle deppat.
eins: bei dem föhn muasch ja deppat wern. da kunnsch di kaum no auf die strossn traun, weil angscht haben muasch, dass di uaner übern haufen fahrt.
zwei: oder dass di a baam derschlogt.
eins: geschtern bin i auf an begräbnis gwesen, da hot der föhn blosn, a katastrophe.
zwei: wen hats denn derwischt?
eins: an alten arbeitskolleg. i glab nit, dass du ihn kennt hosch.
zwei: was hat gfahlt?
eins: sekundentod. bumms und hin.
zwei: das hört ma olm öfter.
eins: bei dem wetter isches kua wunder.
zwei: wia olt wor er denn?
eins: 59.
zwei: 59?
eins: jo.
zwei: wia gibs denn des? des isch jo kua olter nit.
eins: am obend isch er huam, hot si no a greaschtl gmocht – er wor ja alluan und gschieden – hockt sie nieder, fallt vom stuahl, patsch. hin.
zwei: sou schnell geats.
eins: nit amoul is greaschtl worn nou vergönnt.
zwei: so isches im leben.
eins: dabei hot er nix gsoffn, nix gracht und a nit ghurt, gor nix.
zwei: des hat heut nix mehr zum sagen. wenns aus isch, isches aus.
eins: genau.
zwei: aber sou an toad kunn ma si lei winschen.
eins: leiden hat er nit miassn.
zwei: i hoff, i kugel a amoul sou vun stuahl.
eins: aber dann, bitte nocha nouchn essen, dass i zumindescht mei greaschtl nou ghob hun, nit sou wia der toni, der hat ja nit amoul des ghabt und sinsch a nix, lei sporn und sporn.
zwei: und fir wos?
eins: genau, fir wos?
zwei: die erben wern sie frein.
eins: wous glabsch, weil der toni hot an pfeffer.
zwei: ghabt.
eins: ja ghabt.
zwei: hot er kinder?
eins: a madl, aber dei tuat a nit sou recht.
zwei: nocha kunn se si frein.
eins: dei hot sie jo schu am friedhof gfreit, gestern beim begräbnis. kua zoacher isch ihr auskemmen.
zwei: so sein se die erben. groud schnell schnell in die gruam und nocha nix wie hin zun notar und auf die bank.
eins: ja. genau. es wor schu traurig aufn friedhof geschtern
zwei: a begräbnis isch olm a traurige angelegenheit.
eins: ja. fost kuane leit und der föhn hot blousn, dass es in die weiber die hiat davontrogn hot.
zwei: der scheißföhn, iatz werds zeit, dass er zsomnmenbricht, bevor nou alle deppat wern.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Civetta“ (baes) und der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Zirler Blues“ (baes). Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), in der ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) bis 2023 in Hall, seit 2024 in Kufstein.

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