Elias Schneitter
Ein Bundeskanzler für das Bierzelt
Notizen
Ich weiß natürlich nicht, wie und wo und in welchem geistigen Umfeld Herr Kickl aufgewachsen ist und sozialisiert wurde. Aufgrund seines rüden, polternden Auftretens vermute ich einmal, dass Ludwig Freiherr Knigge nicht unbedingt bei seiner Erziehung Pate gestanden hat.
Jedenfalls legt er einen Sprachduktus an den Tag, der bei seinen Anhängern hervorragend ankommt. Sie kleben bei seinen bösartigen Attacken bedingungslos an seinen Lippen und springen sogar auf die Bänke und rufen: Herbert Herbert!
So jedenfalls spielt es sich bei seinen Volksreden im Bierzelt ab.
Nachdem er nun knapp 29% der Wählerstimmen bekommen hat, erhebt er den Anspruch auf das Amt des Bundeskanzlers, in seiner Wortwahl: Volkskanzler!
All die Jahre als Oppositioneller hat er alle Politiker der anderen Parteien beschimpft, meistens unflätig, und alle als unfähig bezeichnet. Seine Devise war: Alle gegen ihn! Er gegen alle!
Van der Bellen war die Mumie in der Hofburg, die Schlaftablette oder als Präsident seit Jahren im Wachkoma, wo er den Schlaf des Ungerechten schläft. Kanzler Nehammer war in der Pandemie ein Menschenverachter und Menschenhasser. Den ÖVP-Generalsekretär nannte er einen geistigen Einzeller. Vizekanzler Kogler war der verlängerte Arm der Klima-Terroristen. Andreas Babler der Bussibär der linken Schickeria und die Sozialdemokraten bezeichnet er unisono als Maden. Die Neos titulierte er als die Schweindlrosenen.
Das ist hier nur eine kleine Auswahl von Kickl-Sagern der letzten Jahre. Inzwischen gibt es ein ganzes Buch über seine Bösartigkeiten und Unfreundlichkeiten.
Nun mag das für Kickl-Anhänger alles sehr lustig und unterhaltsam klingen. Aber mit so einer Haltung lässt sich kein Staat machen. Trotzdem streckt er plötzlich nach allen, die er jahrelange heruntergemacht hat, die Hände aus und verlangt, dass sie ihn zum Volkskanzler machen. Was geht in so einem Kopf vor?
Aber so einfach funktioniert das halt nicht, auch in Österreich nicht, noch nicht, ist man versucht hinzuzufügen.
Er kann seine Hände ruhig an der Hosennaht lassen. Für einen Bundeskanzler fehlt ihm einfach das Format. Er mag als Volkskanzler in den Bierzelten seine Reden für eine illiberale Autokratie à la Ungarn schwingen. Aber das Bierzelt ist eben ein Bierzelt.
Und Österreich ist nun einmal kein Bierzelt. Gott sei Dank!
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Wie Kickl sozialisiert wurde?? Es gibt einige Bücher über IHN. Leider lässt sich hier nicht herauslesen, wie die Radikalisierung entstand. Außerdem ist er genauso ein Berufspolitiker, wie die, denen er es dauernd vorhält. Außerdem hieß es „senile Mumie“ (Aschermittwochsrede 2023 in der Jahn-Turnhalle Ried/Innskreis). Außerdem hieß es bei einer Veranstaltung im Jänner 2021 (Innsbruck, W. Greil-Straße): „diese Verbrecherregierung“.
„Nehammer hat sich als charakterstark erwiesen.“
Brav, ganz brav!
Doch ich wette, wäre die ÖVP als erste durchs Ziel gelaufen, und Nehammer wäre als Bundeskanzler bestätigt worden, so hätten wir in kürzester Zeit eine schwarz- blaue Regierung.
Kickl hin, Kickl her!
Für die Macht legt sich die ÖVP mit jedem ins Bett.
Siehe NÖ, Salzburg, OÖ, Vorarlberg und demnächst Steiermark.
Wetten?
Hervorragend, Herr Schneitter! Mein Jahrgang, meine Meinung! Man muss echt pervers sein (sorry Frau Mikl-Leitner), um mit demjenigen ins Bett zu steigen, der einen vorher in unflätigster Art und Weise beleidigt. Ich hatte schon den Verdacht, dass Stocker genau derselbe Sesselkleber sei wie Lady Niederösterreich, doch Nehammer hat sich als charakterstark erwiesen und die Beleidigungen und Frechheiten von Kickl nicht vergessen. Stellen wir uns bloß vor, Kickl wäre Kanzler und würde im Ausland in dieser Tonart auftreten!
Bleibt nur zu wünschen, dass die Parteichefs ein wenig von ihren Ideologien ablassen und Verhandlungen im Sinne Österreichs führen!
Vor mir liegt Knigges Buch, vorn darauf steht Adolph Freiherr von Knigge, als der er auch weithin bekannt ist. Von seinem vollen Namen Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge wird wie üblich nur der erste verwendet.
Das Buch tatsächlich zu lesen hat unter anderem den Vorteil, das Vorurteil auszuräumen,
Knigge hätte sich damit befasst, von welcher Seite das Besteck zu nehmen ist.