Elias Schneitter
Die Lohnnebenkosten und
„Hamlet“ nach der Pause
Notizen + Dramulett

Dienstgeber beklagen sich regelmäßig über die hohen Lohnnebenkosten in Österreich. Damit sei der Wirtschaftsstandort Österreich gefährdet, da die österreichische Wirtschaft aufgrund der hohen Sozialleistungen mit anderen Niedriglohnländern nicht mehr konkurrenzfähig sei. Dieses Argument hat ganz bestimmt seine Richtigkeit.

Der Tiroler Präsident der Industriellenvereinigung hat zum Beispiel kürzlich gefordert, dass die Lohnnebenkosten um 5% und die Körperschaftssteuer von 22% auf 15% gesenkt werden müssten, dazu sollten die Energiepreise für die Betriebe stabilisiert werden und ein radikaler Bürokratieabbau erfolgen.

In der Öffentlichkeit ist allerdings nie so richtig durchgedrungen, dass es in den letzten Jahren bereits Kürzungen bei den Lohnnebenkosten gegeben hat. Es wurden zum Beispiel massiv der FLAF (Familienlastenausgleichsfond) und der Beitrag zur gesetzlichen Unfallversicherung gesenkt, ebenso gab es eine Reduktion der KÖST (Körperschaftsteuer). Und auch der Beitrag zur Insolvenzentgeltversicherung erfuhr eine Kürzung um ein Drittel. Dieser Topf übernimmt bei Insolvenzen die Lohnansprüche der Dienstnehmer und, wenn ich hier etwas zynisch sein darf: bei Großpleiten wie KTM und Signa sieht man genau, dass die Chefs ihre Schäfchen schon längst ins Trockene gebracht haben. Für sie ist keine Entgeltsicherung notwendig.

Grundsätzlich haben wir es in Österreich mit einem Staat zu tun, der mit seinem 100 Milliarden-Budget ein armer Schlucker ist verglichen mit jenen Österreichern, die über ein privates Finanzvermögen von 850 Mrd. Euro verfügen. Woraus folgt: Ein armer Staat steht vielen wohlhabenden Österreichern gegenüber.

Ich bin kein Wirtschaftsfachmann, aber vielleicht könnte man es schaffen, einen Teil dieser Rücklagen für die Wirtschaft zu aktivieren, um damit Wachstum zu generieren. Vielleicht ein naiver Gedanke. Aber überlegenswert wäre er meiner Meinung nach schon.

Bei einer Fernsehdiskussion mit Armin Wolf Die Runde saßen hochkarätige österreichische Journalisten und übten harsche Kritik an der gegenwärtigen Situation der Politik. Jedoch auf die Frage nach konstruktiven Lösungen herrschte bei allen nur große Ratlosigkeit. Sie trauten den drei Parteien (Zuckerl-Koalition – wer kreiert solch idiotische Bezeichnungen?) nicht zu, die anstehenden Probleme zu lösen. Alle brachten sie nur Neuwahlen ins Spiel. Und dass dann der große Volkskanzler als Messias die Festung Österreich retten würde!

Im Moment scheint es so zu sein, dass wir alle unsere Energien bloß dafür verwenden, um aufzuzeigen, wie etwas nicht funktioniert. Die Energie, wie wir aus der schwierigen Lage unserer kleinen Nation kommen, scheint nicht vorhanden zu sein. Also kritisieren wir weiterhin alles, was ist, in Grund und Boden, und freuen uns darüber, dass wir immer sehr genau wissen, wie es bestimmt nicht geht.


Im Café Landtmann

Zwei mittelalterliche Herrn in Anzug und Krawatte im Café Landtmann neben dem Burgtheater. Es ist Abend und sie genehmigen sich ein Glas. Sie haben mit ihren Frauen Hamlet besucht, sind aber in der Pause abgehaut. Im Landtmann warten sie auf ihre Gattinnen.

A: Kannst du dir den Giftzwerg als Bundeskanzler vorstellen?
B: Dieses Rumpelstilzchen wäre ein Albtraum.
A: Ich frage mich immer wieder, warum und wieso in diesem Menschen so viel Verachtung und Hass stecken.
B: Wahrscheinlich kann er sich selbst nicht ausstehen. Er ist ein schwerkranker Charakter.
A: Seine Aussagen zur Festung Österreich, dem Wurmmittel und dem Blütentee gegen Covid. Das ist doch jenseitig.
B: Seine Auftritte sind zum Fremdschämen. Sie sind wie bei Hamlet, es geht um Rache und Macht.
A: Nur Zauderer ist er keiner, der führt schnurstracks Österreich in den Abgrund.
B: Oft denke ich mir, woher kommt diese Menschenverachtung. Er ist doch in Wohlstand aufgewachsen.
A: Seine Menschenverachtung muss mit Selbstverachtung zu tun haben.
B: Könnte von Freud sein. Wäre auch ein Stoff für Shakespeare.
A: Die meisten Blauwähler wollen ihn mehrheitlich gar nicht als Bundeskanzler.
B: Er hat keine Ausstrahlung, kein Charisma, er ist nur ein Krakeeler. Da war der Haider schon ein anderes Kaliber.

A: Vielleicht hat er damit zu kämpfen, dass er weiß, dass er dem Haider nicht das Wasser reichen kann.
B: Ich hoffe nur, dass der Nehammer durchhält, denn diesen peinlichen Giftzwerg will ich nicht als Bundeskanzler.
A: Das Wurmmittel und der Kräutertee haben ihm wirklich nicht gut getan.

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Elias Schneitter

Elias Schneitter lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Civetta“ (baes) und der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Zirler Blues“ (baes). Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), in der ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) bis 2023 in Hall, seit 2024 in Kufstein.

Schreibe einen Kommentar