Elias Schneitter
Die Funktion der Eliten bei Rot und Blau
und
der Niedergang der österreichischen Sozialdemokratie
Notizen

Die Glanzzeiten der österreichischen Sozialdemokratie gehören längst der Vergangenheit an. Sie hatte ihre Höhepunkte in der Ära Kreisky, in der sozialer Ausgleich geschaffen wurde. Mit neuen Gesetzen wie der Gleichstellung von Frau und Mann oder der Straffreiheit für Homosexuelle, der Straffreistellung des Schwangerschaftsabbruchs und mit einer neuen Weltoffenheit hatte man die Mehrheit hinter sich.

Ein Hauptgrund für die damaligen Erfolge war gewiss auch, dass diese Bewegung viele namhafte Unterstützer aus intellektuellen Kreisen, aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und das bereits seit ihren Gründerzeiten hatte. Und dass diese Unterstützung auch immer gepflegt wurde. Der Slogan unter Kreisky hieß ja: Ein Stück des Weges gemeinsam gehen.

So standen an der Spitze der Sozialdemokratie z.B. auch Bankdirektoren und Wirtschaftsbosse (Vranitzky, Androsch, Klima etc.), also Leute, die man als Elite bezeichnet. Trotzdem ist es stets gelungen, eine Brücke zur klassischen Arbeiterschaft herzustellen.

Inzwischen ist die Sozialdemokratie von einer Mehrheitspartei zu einer 20%-Kleinpartei geschrumpft. Dafür mag es viele Gründe geben. Einer ergibt sich zweifelsfrei aus den großen Erfolgen der Partei selbst im Hinblick auf gesellschaftliche Veränderungen. Viele Ziele und Forderungen sind umgesetzt, wodurch der klassischen Sozialdemokratie die großen Themen abhandenkamen.

Die Hauptwählergruppe der SPÖ sind inzwischen die Pensionisten. Die Gruppe der Arbeiter und Angestellten hat sich von der Partei verabschiedet. Sie ist inzwischen größtenteils ins Lager der Freiheitlichen abgewandert.

Interessant dabei ist, dass die Blauen neben dem Migrationsthema ihre Erfolge vor allem dem Kampf gegen die Eliten, gegen die da oben verdanken. Die sogenannte Intelligentsia steht in Österreich sicher nicht hinter der blauen Bewegung. 

Aber das ist von Kickl ja auch so beabsichtigt. Fundamentalkritik, Schwarz/weiß-Denken, Krawall, zum Teil rüde rhetorische Entgleisungen sind das Erfolgsmodell. Anstand, Respekt, verträgliche Umgangsformen legen diese Krakeeler nicht an den Tag. Aber ihren Wählern gefällt es und sie genießen diese Art von Unterhaltung. 

Der Erfolg bei den Wahlen gibt den Blauen Recht. Die Demokratie wird das aushalten und überstehen müssen. Wenn nicht, ist sie ohnehin schon am Ende.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Civetta“ (baes) und der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Zirler Blues“ (baes). Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), in der ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) bis 2023 in Hall, seit 2024 in Kufstein.

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