Elias Schneitter
Das Uhrwerk der Geschichte
Notizen
Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Zeitgeschichte wie ein Uhrwerk abläuft. Takt für Takt. Erbarmungslos. Einmal in diese Richtung, dann wieder in die andere Richtung. Hin und her.
Das spiegelt sich meines Erachtens gerade in der jetzigen Weltlage wider. Als der Eiserne Vorhang und die Mauer fielen, glaubte der Westen als vermeintlicher Sieger an eine neue, friedvolle Zukunft.
Aber wie man an der Entwicklung sehen kann, schlug daraufhin, Schritt für Schritt, das Pendel wieder in die andere Richtung. Der demokratische Westen verabschiedet sich gerade von Wahl zu Wahl immer mehr von seinen Werten. Erlöser, Zaren, Autokraten kommen auch im Westen immer öfter an die Macht.
Auch ich war früher völlig überzeugt, dass Europa mit der Entmilitarisierung und seinem Friedensprojekt auf einem guten Weg war und das lasse ich mir auch bis heute nicht nehmen.
Nur der Pendelschlag der Geschichte orientiert sich derzeit in die andere Richtung. Der besiegte Osten, also Russland, wollte und will seine ehemalige Macht zurückgewinnen. Gorbatschow, der auch für einen Friedensprozess stand, verschwand als Schwächling in der Versenkung und ein neuer starker Mann betrat die Bühne.
Präsident Putin, der sich als neuer Zar sieht, übernahm die Führung mit brutaler Gewalt und führt, seit er an der Spitze steht, einen Krieg nach dem anderen. Es geht um die Rückgewinnung der Gebiete der ehemaligen Sowjetunion. Das ist sein Ziel. Dabei geht er über Leichenberge.
Lange Zeit galten die USA stets als die hegemoniale Weltmacht. Viele Linke waren auch davon überzeugt, dass hinter dem Ukraine-Krieg die USA stehen würde. Inzwischen packelt aber der große Trump mit dem großen Putin.
Es heißt inzwischen, dass eine neue Weltordnung mit den Akteuren Russland, China und den USA vor der Tür stehe. Dem möchte ich korrigierend hinzufügen: es handelt sich nicht um eine neue Weltordnung, sondern um eine uralte Weltordnung. Eine archaische Weltordnung, nach dem Prinzip: der Stärkere schafft an, der Schwächere hat sich zu beugen.
Völkerrecht, Menschenrechte, die UNO, wichtige Errungenschaften nach dem Grauen des 2. Weltkrieges, haben immer weniger, bis keine Bedeutung mehr.
Ukraine, Weißrussland, die baltischen Staaten, kommen zu Russland. Grönland, Panama und Kanada als weitere Bundesstaaten der USA. Und Taiwan zu China. So stellen sich die neuen Monarchen die neue Weltherrschaft vor, die auch unter Anwendung von Gewalt erreicht werden soll.
Wenn man so will, ist das der neue Pendelschlag, aber dieser wird, und diesen Hoffnungsschimmer will ich mir nicht nehmen lassen, auch wieder in die andere Richtung zurückschlagen.
PS:
Im Cafe Schwarzenberg saßen am Nebentisch ein altgedienter Politiker und ein Burgschauspieler. Sie waren tief in ein Gespräch über die neuesten Entwicklungen in Europa verwickelt.
Burgschauspieler: Wenn jetzt die EU nicht erkennt, dass sie nur noch ein neuer Geist des Zusammenhalts retten kann, dann hat für die EU die letzte Stunde geschlagen. Länder wie Ungarn oder die Slowakei gehören längst aus der EU hinaus geworfen.
Altpolitiker: So einfach geht das leider nicht. Und wenn unser blauer Papst an die Macht kommt, dann sind unsere Tage in der EU auch gezählt.
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