Elias Schneitter
Best oft the Alps
Kufstein und das Kufsteinerland
Notizen

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als auch hierzulande alternative Kulturvereine auf sich aufmerksam gemacht haben. Um nur einige zu nennen: der Art-Club in Imst, der Zirler Langes in meiner Heimatgemeinde, das Forum für aktuelle Kunst in Innsbruck, die Haller Galerie St. Barbara, die Eremitage in Schwaz und, besonders rührig, die Wühlmäuse in Kufstein.

Damals herrschte im Land, vor allem in der Jugendszene, eine tolle Aufbruchstimmung mit viel Energie und dem Engagement junger Leute, die von der älteren Generation misstrauisch betrachtet wurden: Lange Haare, Rauschgift…

Das alles ist inzwischen lange her, aber trotzdem hat diese kulturelle Pionierzeit ihre Spuren hinterlassen. Daran muss ich immer denken, besonders, wenn ich in Kufstein unterwegs bin.

Seit letztem Jahr hat das internationale Tiroler Literaturfestival sprachsalz, bei dem ich als Mitorganisator tätig bin, seine Zelte in der Festungsstadt aufgeschlagen. Bis dahin hatte ich die Stadt, was das kulturelle Leben betrifft, kaum in meinem Fokus. Seit sprachsalz in Kufstein logiert, ist das anders und ich muss ehrlich sagen, dass ich total begeistert bin, welches kulturelle und künstlerische Angebot in der Festungsstadt und im Kufsteinerland angeboten wird.

Oben auf dem Festungsgelände, wo einst die Wühlmäuse legendäre Rockkonzerte organisiert haben, steht inzwischen eine überdachte Arena für großes Publikum. Sie wird in den wärmeren Jahreszeiten intensiv genützt, mit dem Operettensommer, Rock und Popkonzerten von Fendrich, Pizzera&Jaus und vielen internationalen Rockbands.

Im Zentrum der Stadt wurde das imposante KulturQuartier errichtet, mit einem Theatersaal, der alle Stückeln spielt. Dazu der große Veranstaltungssaal. Im Theater werden bis zu zehn Eigenproduktionen (momentan gerade Hamlet) angeboten, im großen Saal laufend hochkaratige Angebote von Vereinen, wie dem woaßt eh oder den Glückstagen, oder der Kulturfabfrik oder der Arche Noah mit Kleinkunst oder der Galerie dia-:log.

Und natürlich stehen im Zentrum die Tiroler Festspiele Erl, mit einem internationalen Programmangebot der Sonderklasse während des ganzen Jahres.

Die Kulturabteilung der Stadt organisiert selbst laufend spannende Veranstaltungen. An die 400 Abonnenten erhalten regelmäßig professionell gestaltete Informationen über das kulturelle Geschehen. Aktuell z.B: das Kuschelkonzert für Familen, Rock-Cello meets Poetry, Vivaldi im Gespräch, Strauss & Molden, Bronner & Kreisler etc.

Hinter diesem vielfältigen, bunten Kulturprogramm steht natürlich ein ganz klares Konzept der Stadt Kufstein und des Tourismusverbandes Kufsteinerland. Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 unter dem Motto Best oft the Alps im Bereich Kultur und Tourismus führend zu sein.

Meiner Einschätzung nach sind Kufstein und die Region Kufsteinerland auf einem sehr erfolgreichen Weg, und es ist ein großes Verdienst der Protagonisten, die konsequent und nachhaltig ihre Visionen umsetzen. Kufstein und das Kufsteinerland sind inzwischen, um im Jargon unserer lieben nördlichen Nachbarn zu bleiben, gewiss die spannendste kulturelle Ecke in Tirol und im südbayrischen Raum.


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Elias Schneitter

Elias Schneitter lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Civetta“ (baes) und der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Zirler Blues“ (baes). Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), in der ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) bis 2023 in Hall, seit 2024 in Kufstein.

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