Diethard Sanders
Die Vorteile der Klimaerwärmung
Eine optimistische Utopie anlässlich
der COP30 vom 10. bis zum 21. November 2025
in Brasilien
Rede
Hallo liebe Kinder, und auch ein Gruß an die Großen, ich hoffe, es geht euch allen recht gut. . . wisst ihr eigentlich, wieso ich mich jetzt wieder bei euch melde? Was? – Nikolo? Nein, viel zu früh! Außerdem ist eh nicht sicher, ob heuer wieder Nikolo ist, weil die Stelle vom Krampus noch immer unbesetzt ist. Es ist ja so schwer, heutzutage noch Facharbeiter zu bekommen. Also, wieso bin ich wieder da, wer weiß es!?
Genau! Bravo, gut aufgepasst! Die COP30 findet bald statt!
Ja, heuer jährt sich zum 30. Male eine Konferenz, die mit einer gewissen Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit begann, wobei sich die Lücke mittlerweile zu einem Abgrund ausgewachsen hat. Und aus diesem Anlass möchte ich euch ein bisschen Mut machen! Denn wir sollten doch auch einmal ernsthaft daran denken, was für eine Welt es ist, die uns erwartet, wenn die globale Temperatur um vier oder vielleicht auch fünf Grad höher ist. Bisher wurde dieses Thema ja eher verschämt oder alarmistisch behandelt.
Die Polkappen
Fangen wir einmal mit dem Eis auf den Polkappen an. Die Polkappen, ihr wisst schon, das sind diese großen weißen Kleckse oben und unten auf dem Erdball: Eis, nichts als Eis. Nicht Vanille- oder Erdbeer-Eis, sondern ganz normales, langweiliges gefrorenes Wasser, das nach gar nichts schmeckt.
Dabei gäbe es unter all diesem vielen Eis tolle Landschaften mit Gebirgen, Seen, Tälern, Schluchten und hohen Felswänden. Ist das Eis also erst einmal weg, dann kann man das alles schnell begrünen und eine neue Welt wird aufblühen. Dort können dann die Leute hingehen, die es in den Tiefländern endgültig nicht mehr aushalten. Und die, deren Heimat durch den Anstieg des Meeresspiegels untergegangen ist könnten auch dort siedeln. Ich empfehle, jetzt schon, noch bevor das überflüssige Eis abgeschmolzen ist, Bauland zu kaufen. Derzeit ist es noch für einen Apfel und ein Ei zu haben.
Also, liebe Eltern, sichert eurem Nachwuchs einige Quadratkilometer in der zukünftigen Megacity Antarctica. Es winken Traumrenditen. Und beeilt euch, ehe auch andere dahinter kommen. Passt aber auf, dass eure Grundstücke nicht zu nahe am Strand liegen. Nicht dass sie dann, wenn der Meerespiegel gestiegen ist, unter Wasser liegen. Aber das lässt sich leicht abschätzen. . .
Der Meeresspiegel
Und überhaupt der Meeresspiegel! Manche Leute machen sich ja Sorgen, weil wegen des ansteigenden Meeres die meisten Großstädte untergehen werden. Ja, werden sie auch, aber was ist dran so schlimm!?
Denkt mal an die phantastischen Tauchparadiese, die sich da auftun werden. Was ist denn schon so ein Korallenriff oder eine Steilküste gegen eine bis zum zweiten Stockwerk durchgehend geflutete Stadt? Alles kann man auf engstem Raume machen: normales Tauchen, Höhlentauchen, stand-up paddling, man kann mit Kajaks Räuber und Gendarm spielen und Städte, die an einem großen Ozean liegen, kann man natürlich auch zum Wellenreiten zwischen den aufragenden Hochhäusern nutzen.
Für normale Erledigungen kann man Wasserscooter verwenden, ihr wisst schon, das sind diese schnellen, wendigen kleinen Flitzer, mit denen man die anderen herrlich anspritzen kann. Auch die Kletterer kommen übrigens nicht zu kurz, überall Fassaden in verschiedenen Schwierigkeitsgraden bieten eine endlose Spielwiese für die Freunde der Vertikalen, und auf Slacklines zwischen den Bürotürmen lässt sich herrlich Seiltanzen.
Ich sehe da noch viele Möglichkeiten auch für neue coole Sportarten, es werden riesige Funparks sein. Nun, ist das so schlimm? Na also! Ausserdem könnte man in den oberen Stockwerken, die trocken sind, ja auch Bars und Restaurants einrichten, auch für Ateliers und Studios aller Art könnte der Platz genutzt werden.
Gletscher
Dass die Gletscher mit Ausnahme der in den höchsten Gebirgen gelegenen alle wegschmelzen werden, wisst ihr ja selber schon lange. Aber was ist dran so schlimm? Immer diese Panikmache. Zudem ließe sich das für bildungsnahe woke Touristen auch gut vermarkten, ist nur noch keiner draufgekommen.
Man könnte geführte Touren anbieten, so nach der Art: Endlich Holozän! Gewinnen sie einen Eindruck vom Ende der letzten Eiszeit auf einer Tour über den abschmelzenden Gletscher. Unsere erfahrenen guides Mike und Jessica begleiten sie sicher durch den Schutt und beantworten ihnen (fast) jede Frage.
Und wo wohnt man? Na klar, wenn es im Tal zu heiß geworden ist, dann eben in den Bergen. Heidi für alle. Droben hat man eh mehr Aussicht und man ist näher bei den Gipfeln. Und weil die Gletscher dann alle weg sind, hat man auch mehr Platz zum Bauen.
Baugründe
Auch hier gilt: Schlaufüchse sichern sich jetzt schon Baugrund! Denn Baugrund, vor allem guter Baugrund, bei dem einem das Haus nicht gleich den Hang hinuntergeschwemmt wird, oder der einem förmlich unter dem Hintern wegbricht oder bei dem es im weitem Umkreis schlicht an Trinkwasser fehlt – so ein Baugrund wird ein Vermögen wert sein.
Nicht alle werden sich so etwas leisten können, und immerhin kostet das neue Heim im Gebirge ja auch noch etwas. Tja, alles wird – wie soll ich sagen? – sozial ein wenig selektiver werden und wirtschaftlich deutlich kompetitiver, aber das ist gut so, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Und um die soziale Selektion kümmert sich der Rest des Lebens, so irgendwie, das geht von selbst, das regelt dann der Markt.
Ihr seht also, liebe Kinder, kein Grund, sich vor der Zukunft zu fürchten. Lassen wir die auf der COP also ruhig das tun, was sie seit 29 Jahren schon gemacht haben.
Erinnerungen
Mein Gott, wenn ich an die ersten paar COPS denke . . . alle Leute waren irgendwie unsicher, selbst gewiefte Polit-Profis wirkten manchmal geradezu verlegen. . . alle fragten sich, ob das jetzt wirklich ernst gemeint ist oder doch nur ein großer Scherz, eine Ausrede, um sich mal eine Woche lang bezahlt in einer anderen Stadt auszuspannen. . . es war eine herrlich prickelnde Mischung aus Aufbruchsstimmung und Ungewissheit.
Nun, das hat sich längst geändert. Jede COP ist stromlinienförmig durchorganisiert, die Rollen sind verteilt, jeder kennt seinen Part und das Programm wird routiniert durchgezogen. Und das ist ja auch gut so, möchte ich sagen, schließlich ist eine Woche pro Jahr ausreichend, bevor es wieder an die echte Arbeit geht.
Also, ich finde die globale Erwärmung echt cool. Und ihr solltet das auch finden, liebe Mitbürger. Es ist nur zu eurem Besten. Mehr können wir nicht mehr für euch tun.
PS: Die 30. Konferenz der Vertragsparteien (COP30) des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen findet vom 10. bis 21. November 2025 in Belém (Brasilien) statt.
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