Alois Schöpf
Und plötzlich geht es uns schlecht!
Apropos

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie all die Beträge als Ausgleich für Inflation, Strompreis oder die CO2-Steuer genau geheißen haben. Und wie oft ich sie bekommen habe. Ich kann mich nur noch erinnern, dass ich mir bei aller Freude ob der Geldvermehrung die Frage stellte: Ist bei unseren gewählten Herrschern plötzlich der Goldesel aufgetaucht? 

Selbiges hab ich mich übrigens auch im Hinblick auf die märchenhafte Erhöhung der Pensionen gefragt.

Jetzt, nach der Nationalratswahl, wissen wir es endlich: Die Gießkanne, aus der die Regierung uns beträufelt hat, war mit Schulden gefüllt. Und der weltgewandte Finanzminister, der erst nach der Wahl mit der Wahrheit herausgerückt ist, obgleich er sie schon zumindest ebenso lange wissen musste wie viele Fachleute, die gewarnt haben, hat sich klugerweise schon vor der Wahl zum EU-Kommissar küren lassen, weil er wohl ahnte, dass ihm sein parteitaktisches Schweigen die Reputation ruinieren würde.

Und plötzlich wissen auch alle anderen, dass die Lohnabschlüsse zu hoch waren, die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft zu gering ist und der Staat kein Geld mehr hat. 

Die neue Regierung wird also um ein Sparpaket nicht herumkommen. Das bedeutet, dass jeder Budgetposten auf seine Sinnhaftigkeit hin hinterfragt werden muss, eine schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass wir alle unser Höchstmaß an Intelligenz erreichen, um zu verhindern, dass uns etwas weggenommen wird.

Angesichts dieser Lage ist es schon ein starkes Stück, wie unsere gewählten Herrscher sich Zeit lassen, von Ende November nach den Wahlen in der Steiermark ist die Rede, und sich bis dahin ausrichten, wer mit wem nicht kann und wo rote Linien verlaufen. 

Die Regierung hat die Sache verbockt und die Opposition hat bisher nur bewiesen, dass sie Opposition kann. Das Mindeste, das der Bürger daher fordern muss, lautet: Bitte Tempo und liefern!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 19.10. 2024

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Robert Muskat

    Was Arbeitende verdienen können obliegt der Gnade der Arbeitgeber! Pensionisten werden eventuell von den Neos auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt und die Inflation ist nur momentan so niedrig, oder wollen Sie die Mieterhöhungen der letzten Jahre leugnen?

    1. Reinhard Kocznar

      Ich habe auch als Angestellter sehr gut verdient, und bei den horrenden Mieten kann man nur staunen, wie der eigentliche Grund totgeschwiegen wird: die Zuwanderung.

      1. Robert Muskat

        Geht bitte! Fang net wieder mit der Kickl-Doktrin an! In Innsbruck beuten die Vermieter nämlich die Studenten aus, außerdem ist Vermietergier grenzenlos!

  2. Robert Muskat

    In diesem Beitrag habe ich eigentlich nur eine sehr wichtige Frage: Wer bestimmt eigentlich, was Arbeitende und Pensionierte verdienen dürfen? Bei einer Inflation von +-10% , rundherum steigenden Preisen, bis zu FÜNF Mietenerhöhungen in einem Jahr und bei einer ständig nach Umsatzsteigerung schreienden Wirtschaft: wo sollte man sich denn mit 2-3% Einkommenssteigerung etwas leisten können???
    Restriktive Kreditvergabe, damit „Max Mustermann“ sich ja keine eigene Wohnung schaffen kann, Rücksichtnahme und Steuererleichterungen für Anleger und Investoren, selbstverständlich! Aber der Normalbürger? Den schicken wir halt in Privatkonkurs, Hauptsache Herrschaften wie der Benko haben ihre Gelder in unerreichbaren Stiftungen geparkt. So geht’s nicht!

Schreibe einen Kommentar