Alois Schöpf
Österreich wurde von den Vereinen gerettet.
Apropos
Wie der verächtliche Ausdruck Vereinsmeier nahegelegt, haben Vereine bei vielen, vor allem städtischen Zeitgenossen nicht den besten Ruf. Es haftet ihnen etwas Reaktionäres, was zuweilen ja stimmt, Alkoholisches und Spießiges an.
Inzwischen ist Ostösterreich in den Wassermassen versunken. Daher dürfte sich dieses Image zumindest im Hinblick auf unsere freiwilligen Feuerwehren doch ein wenig verbessert haben. Was wäre nämlich geschehen, wenn nicht Tausende von gut ausgebildeten Feuerwehrleuten Dämme gebaut, Leute evakuiert, oft auch vor dem Tod bewahrt und nach Abklingen der Katastrophe Keller ausgepumpt und geholfen hätten, den schlimmsten Dreck beiseite zu schaffen.
Da wurde Unverzichtbares geleistet, das trotz idealistischer Nachbarschaftshilfe nicht möglich gewesen wäre, da auch Helfen Fachkenntnisse und oft aufwändiges Gerät erfordert.
Auch für die Sozialwissenschaften ist das Vereinswesen vom Jugendtreff über die Jungbauern, die Musikkapellen, die Chöre, die Theatervereine, Volkstanzgruppen bis hin zur Caritas inklusive Hospizbewegung, Seniorenverbänden und zu den anonymen Alkoholikern kein dominantes Thema.
Dabei haben die vergangenen Katastrophentage am Beispiel der freiwilligen Feuerwehren gezeigt, dass die Vereine jener soziale Kitt sind, der das Private mit dem Staat und seinen Einrichtungen verbindet. Dass eine hohe Vereinsdichte für den inneren Frieden verantwortlich ist, gilt ebenso als anerkannte Hypothese, was bei der Integration von Ausländern bedeuten würde, sie in unsere Vereine einzuladen. Im Fußball gelingt dies ja schon oft erfolgreich.
Und es bedeutet, dass es ein Dünkel ist, die Jugend von Vereinen fernzuhalten, weil sie dort in schlechte Gesellschaft geraten könnte. Manchmal kann das stimmen. Meist aber erlernen sie neben segensreichem Tun die Demokratie: die Wahl, die Kassaprüfung bis zum eigenen Amt.
Erschienen in der Tiroler Tagesezitung am 21.09.2024
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