Alois Schöpf
Statt zu informieren, agitiert der „ORF Tirol“
im Dienste der grünen Wimmelbuch-Ideologie
gegen ein Speicherkraftwerk im Platzertal.
Notizen
Der Vorgang ist ganz einfach. Das höchste Ziel auch des ORF Tirol und seiner Angestellten ist die Erhaltung der Privilegien und der hohen Gehälter, was dann am besten gelingt, wenn auch die Einschaltziffern hoch sind.
Konkret realisiert wird dies, wie schon mehrfach vermerkt, mit Anbiederungs-Programmen, von denen sich sogar noch die Privaten eine Scheibe abschneiden könnten: grottenschlechte Musik für die einfachst Gestrickten, schleimige Moderationen im Kunstdialekt und ganz wichtig: Tirol-Getue nach dem Motto Bisch a Tiroler, bisch a Mensch, bisch koaner, bisch a A….loch. Und dazu jede Menge Sport, auch wenn dafür die Rechtfertigung im Gesetz und die Leistungen in der Realität fehlen.
Mit dem Rest an Journalismus, ohne den man ja irgendwie doch nicht ganz auskommt, schlägt man sich dann, statt dem Gemeinwohl zu dienen, auf die Seite eines fiktiven Volkes, das intern als Ressource der Zwangsgebühren, nach außen hin jedoch als Opfer einer wild gewordenen Regierung und Wirtschaft definiert wird, die das Land, wenn die Medien nichts dagegen unternehmen würden, im Gestank und Feinstaub und unter dem Beton von Transit, Tourismus und Elektrizitätswirtschaft zugrunde gehen ließen.
Den rationalen, technologisch schlüssigen Argumenten, wonach gerade Tirol dazu prädestiniert ist, mit Pumpspeicherwasserkraftwerken im Dienst der Energiewende jenen Strom zu speichern, der im Sommer vor Ort und aus umliegenden Ländern zu viel anfällt, um ihn im Winter zu verbrauchen, wird nicht die geringste Chance eingeräumt. Nicht zu reden von jenen Talschaftsverträgen, die etwa in Kaprun, im Mölltal aber auch mehrfach in Tirol selbst ganzen Regionen durch die Koexistenz zwischen Naturlandschaft, Agrarwirtschaft, Tourismus und Energiewirtschaft einen enormen Entwicklungsschub ermöglicht haben.
Stattdessen wird zuerst einmal nach der von Helmuth Schönauer im schoepfblog anlässlich der Umwidmungspläne in St. Johann beschriebenen Wutbürger-Methode ein magisch-mystisches Bild hergestellt, das im konkreten Fall die überirdische Schönheit jenes Platzertales unter Beweis zu stellen hat, von dem 99 Prozent der Umweltbesorgten erst erfahren haben, seit die TIWAG es in ihre Ausbaupläne miteinbezogen hat.
In diesem Augenblick jedoch wurde das abgelegene Gebiet zum Juwel eines Hochmoors gehypt, obwohl es nach strengen Maßstäben gar kein solches ist. Und es wurde von den Fotoprofis von Global 2000 und dem Verein Lebenswertes Kaunertal fotografisch perfekt in Szene gesetzt. Bewehrt mit solchem Bildmaterial konnte ein ORF Tirol sich nunmehr als Retter der Natur, des Landes, der Zuschauer und vor allem natürlich der Zwangsgebührenzahler gegen eine TIWAG aufspielen, die durch ihre Cross Border Leasing Deals und als Aufbereitungsanlage für ausrangierte Provinzpolitiker ohnehin ihren Ruf auf immer und ewig ruiniert hat.
Seit Monaten wird somit im egoistischen Eigeninteresse und abseits journalistischer Sorgfaltspflicht gegen ein Projekt agitiert, das notwendig und sinnvoll ist, schon heute durch die bürokratische Selbstlähmung der Gesellschaft über ein Jahrzehnt bis zu seinem Baubeginn benötigt und nun zum größten Schaden für das Land durch tendenziöse Berichterstattung im schlimmsten Fall überhaupt unmöglich gemacht werden soll.
Den Vogel schoss dabei vor ein paar Tagen am 21.04. 2025 die Kulturredaktion ab, indem sie in Tirol heute über eine Osttiroler Malerin namens Hannelore Nenning berichtete, die situationselastisch in ihrer jüngsten Ausstellung in der landeseigenen Taxisgalerie zum Schutz des Platzertales aufruft: Für mich war das wie Klein-Tibet, und ich habe versucht, aus diesem ganz besonderen Tal mit seinem speziellen Hochmoor und seinem eigenen Klima einige Aspekte malerisch herauszufiltern…, es ist mir vorgekommen wie ein Sakrileg, dass so etwas überhaupt ins Auge gefasst wird. Gemeint ist der Plan, durch ein Kraftwerk mittels eines Stausees Strom zu speichern. Antikapitalistisch schließt sich die Kommentatorin des Beitrags den Aussagen der alten Dame an.
Ebenso kam in Tirol heute der Bericht über eine ursprünglich nicht erfolgte Volksbefragung (15.11.2024) in Pfunds, einer weit vom Ort des Geschehens entfernten Gemeinde mit 1900 Wahlberechtigten, zu der das Platzertal gehört. Der Text der ORF-Online Nachrichtenausgabe schließt mit der in der Fachsprache Ökoschwanz bezeichneten Bilanz: Das Projekt für den Bau eines Pumpspeicherkraftwerks mit Staumauer ist schon länger sehr umstritten. Immer wieder gibt es unterschiedliche Proteste von Umwelt- und Naturschutzorganisationen wie WWF oder Global 2000 dagegen. Zuletzt gab es in der Landeshauptstadt eine Plakataktion gegen die Pläne „Innsbruck: Aktion gegen Kaunertalprojekt“. Der Landesenergieversorger TIWAG begründet den Bau eines Kraftwerks damit, dass es für die Energieversorgung des Landes notwendig wäre.
Dann wird die Volksbefragung doch noch abgehalten und darüber am 13.04. 2025 in Tirol heute berichtet. Dabei groß im Bild das Plakat: Für das einzigartige Platzertal, für unsere Natur. Stopp Ausbau Kaunertal! Anton Thöni als Projektgegner darf sagen: Ich will mich da gar nicht auf Prozente einlassen. Ich möchte einfach, dass viele hingehen und viele sagen: das wollen wir oder das wollen wir nicht.
Unhinterfragt bleibt die grundsätzliche Frage, ob einem kleinen Dorf, und hier auch nur wiederum einem kleinen Teil der Wählerschaft das Recht zugebilligt werden soll, über ein ihren Lebensraum nicht unmittelbar betreffendes Projekt von nationalem und europäischem Interesse abzustimmen. Aber, wie schon gesagt: Es geht hier ja nicht um das Gemeinwohl, sondern darum, sich auf die Seite des Volkes, der Zwangsgebührenzahler zu stellen, um sie durch Opposition gegen die da oben bei Laune zu halten..
Ein weitere Meldung vom 7. April 2024 in ORF Tirol: Die Agrargemeinschaft Platzalpe hat sich in ihrer Jahreshauptversammlung gegen den Ausbau des Kaunertal Kraftwerks ausgesprochen, der ihre Weiderechte im Platzertal im Gemeindegebiet von Pfons beeinträchtigen würde… Der WWF und andere Kraftwerksgegner kritisieren, dass durch den Ausbau bisher intakte Natur zerstört werde.
Und noch einmal aus der um die Umwelt besorgten Kulturredaktion vom 8. September 2024: Ein Konzert auf 2500 Meter Höhe hat es am Sonntag zum Erhalt des Platzertales gegeben. Eingeladen hatten Tiroler Musikerinnen Musiker und der WWF. Etwa 150 (Und darüber gibt es einen Bericht! Anm. des Verfassers) Natur- und Musikbegeisterte waren dabei, sie wollten damit ein Zeichen für den Erhalt des Tales setzen, das für ein TIWAG-Kraftwerk geflutet werden soll.
Noch zahlreiche weitere Berichte aus der grünlinken Redaktionslandschaft des staatlichen Rundfunks, der gegen elementare Interessen dieses selben Staates mobil macht, könnten angeführt werden. Wer sich dafür interessiert, bemühe Google unter den Stichworten ORF Tirol, Kaunertal, Platzertal, Tiwag.
Bleibt nur noch zu bemerken, dass zu diesem fast schon postsowjetischen Informationsdesaster eine Politik passt, die aus Angst vor dem Verlust von ein paar Stimmen bereit ist, wichtige Projekte mit über die Jahre auflaufenden Personalkosten in zweistelliger Millionenhöhe von einer Wahl bis zur nächsten vor sich herzuschieben, in der feigen Hoffnung, dass irgendwann die Gegner aufgeben oder die Sachzwänge erdrückend werden.
Und es passt auch hervorragend eine TIWAG dazu, deren Presseabteilung zwecks Rückfragen chronisch nicht erreichbar ist und selbst dann nicht gleich zurückruft, wenn man ausrichten lässt, dass man den in Sachen Öffentlichkeitsarbeit seit Jahrzehnten hilflos agierenden Konzern gegen den Wahn der landeseigenen und europäischen Wimmelbuch-Ideologen verteidigen möchte.
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Ich habe nur eine Frage, die aber nicht beantwortet wird: Wohin geht der Strom?
Wenn er wie aus dem Kühtai direkt in eine deutsche Stadt geht, dann ist das Kraftwerk überflüssig. Mehr als ein oder zwei Aufsichtsratsposten bringt das nicht, und dafür brauchen wir genau gar nichts.
s.g. herr schöpf-alles nicht ganz unrichtig..aber ich frage mich seit geraumer zeit warum sie ihre „speziell“ kritischen anmerkungen nicht in der tt veröffentlichen?… ist es dort politisch nicht erwünscht??–ihr beitrag grds. wäre samstag ja einer der wenigen der einem kritisch objektiven journalismus entsprechen würde.. aber anscheinend muss man auch hier handzahm vorgehen?….ergo: die leserbriefschreiber bis auf ausnahmen von verdächtigen mediengeilen dauer lese -briefschreibern übernehmen dort ja m.E.mehr und mehr die rolle der schreibenden zunft.
trotz allem danke für ihre beiträge wobei ich nicht immer ihre meinung teile..