Alois Schöpf
Handyführerschein dringend empfohlen!
Apropos
Unlängst wurde ausführlich darüber berichtet, welche Schwierigkeiten sich für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, aber auch für die Gesellschaft als ganze aus mangelnden Deutschkenntnissen in den Schulen ergeben.
Einige Tage später wurde gemeldet, dass in Australien Jugendlichen unter 16 Jahren der Zugang zu Onlineplattformen wie Instagram, TikTok oder Facebook verboten werden soll. Darüber sollte man ebenfalls diskutieren.
Ich kann mich erinnern, dass in meiner Jugend von besorgten Lehrern und Pädagogen gewarnt wurde, die Lektüre von Mickey Mouse-Heften führe zur Verblödung und die aus heutiger Sicht ziemlich peinlichen Oswald-Kolle-Filme würden die Sitten verderben.
Solch unsinnige Warnungen rechtfertigen eine gesunde Skepsis, auch wenn es um die Frage des Umgangs der Jugend mit den sozialen Medien bzw. ihrer Ausgeliefertheit an sie geht. Vielleicht ist alles nur ein Fehlalarm!
Vielleicht ist aber auch die Vermutung zutreffend, dass sich hier tatsächlich die Katastrophe einer völlig dekonzentrierten Wisch-Welt anbahnt, welche die Kinder der analogen Realität ihrer Kindheit beraubt und sie dem leichten Konsum kommerzieller digitaler Scheinrealitäten ausliefert.
Es wäre dringend notwendig, diesen Verdacht, der von den meisten Lehrern und vielen Eltern bestätigt wird, rasch mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen, zu bestätigen oder zu widerlegen.
Unabhängig davon, ob Schädigungen nachgewiesen werden, was im Falle eines positiven Befundes radikale Altersbeschränkungen rechtfertigen würde, sollte in den Schulen schon jetzt die Möglichkeit bestehen, im Rahmen einer intensiven Medienschulung einen Handyführerschein zu erwerben. Wer ihn besteht, darf das Gerät in den Unterricht mitnehmen. Alle anderen müssen es abgeben.
Denn wichtiger als jedes Verbot ist die Fähigkeit, souverän mit diesen neuen Versuchungen umzugehen.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung 16.11.2024
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