Alois Schöpf
Die Leser von Büchern sterben langsam aus.
Apropos
Nach Jahren, in denen die Krise verdrängt wurde, schlägt nun die Stunde der Wahrheit. Der Buchhandel fordert vom Staat die Reduktion der ohnehin lächerlichen Mehrwertsteuer von 10 Prozent, um weiter bestehen zu können.
Eine solche Reduktion wird ihm aber genauso wenig helfen, wie sie vor Jahren den Schallplatten- und CD-Geschäften geholfen hätte. Der Online-Handel schlägt auch hier zu, und das mit einer gewissen Berechtigung, wenn man bedenkt, wie sehr der Buchhandel auch in Tirol, statt das Geistesleben zu fördern, oft nur der verlängerte Arm eines ideologisch ausgerichteten Zeitgeists war.
Dazu passt eine weitere Meldung, welche die Buchwelt erschüttert: das Flaggschiff der Deutschen Verlage, Suhrkamp, macht mit seinen Dichtern Verluste und wird nun verkauft. Damit geht eine ganze Ära mit vielen unglaublich wichtigen, vor allem wissenschaftlichen Werken zuende.
Solch hochoffizielle Nachrichten können wahrscheinlich von vielen ehemals begeisterten, inzwischen schon etwas älteren Lesern und Leserinnen durch eigene Beobachtungen ergänzt werden. Zum Beispiel, dass die Jugend nur noch selten zum Buch greift, in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo früher gelesen wurde, ins Handy geschaut wird, und dass das eigene Zeitbudget für Bücher zunehmend durch Online-Lektüre aufgefressen wird.
Die Revolution in der Medienwelt überschreitet nun auch hierzulande eine weitere Schwelle, an deren Ende abzusehen ist: das Buch wird vom Massenmedium zum elitären Premium-Produkt für ein Geistesleben, das keine Zeitverschwendung und Geschwätzigkeit mehr duldet. Das Große und wirklich Gewichtige, die Gebäude komplizierter Argumente, die umfassende Sicht werden weiter als Buch überleben.
Das Meiste jedoch wird, trotz Krimi-Schwemme, vom Buch ins Online abwandern und dort geistig dem knappen, aktuellen und inhaltsreichen Genre des Blogbeitrags zum Durchbruch verhelfen.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 12.10.2024
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Das Meckern am Krimi muss ja sein, wo das Volk selbst entscheidet, was es liest. Dürfens das? Das Volk hat übrigens in der Schweiz auch entschieden, dass eine Buchpreisbindung entbehrlich ist, weshalb sie dort abgeschafft wurde.
Meine aktuelle Monatsrechnung macht 175 Euronen für 6 Bücher aus.