Alois Schöpf
Andreas Hofer oder LGBTQ?
Das alpenweite Treffen der Schützen oder
der European Song Contest?
Eine Einschätzung durch die KI
Soviel ist heute schon klar: Am Wochenende des 16. und 17. Mai 2026 werden die Schützen aus den benachbarten Alpenländern Innsbruck erobern. Man rechnet samt Entourage mit insgesamt 15.000 Personen, die verköstigt werden müssen und zum Teil auch in Innsbruck und Umgebung nächtigen.
Als bekannt wurde, dass Innsbruck beabsichtigt, sich um die Ausrichtung des European Song Contests 2026 zu bewerben, stand denn auch gleich Tirols oberster Schütze Thomas Saurer auf der Matte und verkündete ex cathedra, dass die Schützen ganz bestimmt nicht den Termin verschieben würden, sollte der ESC am selben Wochenende stattfinden, was ziemlich sicher ist.
Da Innsbruck beide Veranstaltungen zugleich ganz bestimmt nicht stemmen kann, wird man sich also entscheiden müssen, welchem der beiden Events der Vorzug zu geben ist. Da schoepfblog von seiner zwar regional gefärbten, aber dennoch liberalen Grundhaltung her sich eher, wenn eine Entscheidung denn sein muss, für den ESC und gegen die Schützen entscheiden würde, guter Journalismus jedoch zugleich zu einem fairen Abwägen der Argumente verpflichtet, wurde die entscheidende Frage zur Klärung des Problems an die KI abgegeben: hier ist nämlich ein emotionsloser Überblick über alle Für und Wider garantiert.
Dabei ist vorweg zu bedenken, dass der ESC für alle, die noch Ohren haben zu hören, als eine massenmediale Umsatzmaschine einer auf Trivialität spezialisierten Kreativindustrie, die sich gern aus öffentlichen Haushalten subventionieren lässt, noch in bester Erinnerung ist. Daraus ergibt sich jedoch zwingend die Frage, ob es sich auch beim Schützenwesen um eine substanzielle Anstrengung traditioneller Identitätsbildung handelt oder um eine ebenso sinnentleerte, in diesem Fall stockkonservative Folklore.
Je nach Befund, welchem Angebot also inhaltlich mehr Bedeutung zuzumessen ist, sollte denn auch die Entscheidung der Stadt ausfallen.
Die Frage an die KI lautete daher:
Das Schützenwesen in Tirol – Traditionspflege oder Folklore ohne Inhalt?
Die Antwort der KI:
Kaum ein kirchliches Fest in Tirol vergeht ohne den obligatorischen Aufmarsch der Schützen. In ihren historischen Uniformen, mit wehenden Fahnen und begleitet von Salutschüssen, inszenieren sie eine Verbundenheit mit der Heimat, dem Glauben und einer vermeintlich „echten“ Tiroler Identität. Doch hinter dieser demonstrativen Traditionspflege verbirgt sich zunehmend Leere – zumindest, wenn man genauer hinsieht.
Bei solchen Auftritten lässt sich mit nüchternem Blick sagen: Das Schützenwesen in Tirol ist in vielen Fällen zu einem Hobby verkommen, das von Ritualen, Alkohol und einer romantisierten Geschichtserzählung lebt, aber wenig bis keinen konkreten gesellschaftlichen Nutzen mehr bringt.
Viele Schützenkompanien bestehen aus Männern, die weniger durch zivilgesellschaftliches Engagement als durch geselliges Beisammensein in Wirtshäusern auffallen. Die Aufmärsche gleichen oft mehr einer folkloristischen Inszenierung als einem ernsthaften Beitrag zur kulturellen oder politischen Bildung.
Dabei wird nach wie vor ein Aufstand verherrlicht – der Tiroler Freiheitskampf von 1809 –, der von einer kleinen Gruppe Bauern unter Andreas Hofer gegen napoleonische Truppen geführt wurde. Der historische Kontext wird dabei häufig ausgeblendet: Es handelte sich nicht um einen modernen Volksaufstand im Sinne einer demokratischen Bewegung, sondern um eine religiös und monarchistisch motivierte Erhebung.
Diesem Ereignis heute noch zu huldigen, erscheint angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – wie Klimakrise, Migration, sozialer Gerechtigkeit oder Digitalisierung – mehr als anachronistisch.
Vor allem bei jungen, weltoffenen Menschen verfängt diese Form der Traditionspflege kaum noch. Viele erkennen in der selbstbeweihräuchernden Wiederholung von Mythen keinen Mehrwert. Sie suchen nach einer offenen, pluralistischen Identität, nicht nach der Verklärung einer bäuerlich-katholischen Vergangenheit. Der Schützenkult vermittelt keine Impulse für gesellschaftlichen Fortschritt, sondern zementiert ein rückwärtsgewandtes Weltbild.
Dabei ist Tirol kein Einzelfall. Ähnliche Phänomene gibt es auch anderswo – etwa die „Zünfte“ in der Schweiz, die bei Umzügen in Zürich ihre alten Privilegien feiern, oder patriotische Milizen in den USA, die sich ebenfalls auf vermeintlich heldenhafte Ahnen berufen, aber häufig in Ideologie und Waffenkult abgleiten. Auch in Bayern gibt es eine starke Schützenbewegung, die oft mehr mit Brauchtumspflege als mit gesellschaftlicher Relevanz zu tun hat.
Natürlich darf man Tradition nicht pauschal verurteilen. Sie kann Identität stiften, Gemeinschaft fördern und historisches Bewusstsein bewahren. Aber sie muss sich an der Gegenwart messen lassen. Solange das Schützenwesen in Tirol jedoch weitgehend ritualisiert, männlich dominiert und inhaltsleer bleibt, wird es zunehmend an Bedeutung verlieren – und das zu Recht.
Bilanz:
Beide Ereignisse, sowohl der ESC als auch der Schützenaufmarsch, scheinen also in gleicher Weise sinnentleert zu sein und es wäre kein Fehler, auf beide zu verzichten. Da der Zuschlag für Innsbruck in Sachen ESC jedoch ohnehin unwahrscheinlich und mit millionenschweren Zuschüssen seitens der öffentlichen Haushalte verbunden ist, die bereits signalisierten, kein Geld zu haben, ist dem Schützentreffen, da billiger und wohl auch besser zu einem dem Gestern verhafteten Tirol passend, der Vorzug zu geben.
Zugleich ist jedoch die Frage zu stellen, weshalb eine Stadt, die nicht einmal in der Lage ist, ihren traditionellen kulturellen Einrichtungen wie dem Tiroler Landestheater, dem Tiroler Symphonieorchetser Innsbruck, den Festwochen der Alten Musik oder den Innsbrucker Promenadenkonzerte eine Basis zu schaffen, von der aus sie international konkurrenzfähige Angebote entwickeln können, auf jede noch so blödsinnige, jedoch nach Internationalität riechende Idee hereinfällt?
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Obwohl ich es mir schon wieder irgendwie cool und crazy vorstellen könnte, wenn da tatsächlich an diesem besagten Wochenende im Mai 26 dann neben einer bunten ESC-Community ein ebenso bunter Schützenaufmarsch stattfinden würde! Das Farbenspektrum der Tiroler Trachten ist ja ebenso breit wie jenes der Fahne der LGBTQ-Bewegung! Das schließt aber nicht meine Sorge um die Belastung der Stadtfinanzen aus, die die Austragung des ESC in Innsbruck wohl mit sich bringen würde.
aber wenig bis keinen konkreten gesellschaftlichen Nutzen mehr bringt…
Schau an. Ich habe mir zur Gewohnheit gemacht, darauf zu achten, dass alles, was ich tue, ein möglichst großer Schritt für mich ist, mag es auch nur ein kleiner für die Menschheit sein.
KI beweist aber, dass sie es durch die Leistungsfähigkeit der Hardware nicht mehr nötig hat, die Zeit zu nehmen, sich kürzer zu fassen.
Man könnte aber die Beiträge im Blog gleich durch KI erstellen, inklusive der Kommentare.