Alois Schöpf
Alles schlecht reden, um gut dazustehen.
Apropos
Andreas Babler hat es bei den ORF-Sommergesprächen letzten Montag auf den Punkt gebracht und sogar seine eigene Partei kritisiert, weil sie sich aus seiner Sicht zu kooperativ an politischen Mauscheleien der Regierung beteiligt hat, wofür er sich hochoffiziell entschuldigte.
Aber auch Werner Kogler und Leonore Gewessler verkünden, dass die Welt untergehen wird, wenn nicht sie, die Grünen, sie davor bewahren. Allgemein bekannt ist auch, dass Frau Meinl-Reisinger gut schimpfen kann, ein Talent, das sie im laufenden Wahlkampf fleißig einsetzt, wobei sie natürlich gegen einen Herbert Kickl keine Chance hat: für ihn ist Österreich überhaupt ein Haufen von Unfähigkeit und Korruption.
Dass die Politik in die Fänge eines dummdreisten Marketingdenkens geraten ist, welches hetzerisch eine fachkundige, ruhige Reflexion und Diskussion ersetzt hat, wurde an dieser Stelle schon öfter vermerkt. Entsprechend arbeiten sich unsere wahlkämpfenden Politiker vor allem an der ÖVP ab, die in den letzten Jahren als einzig stabiler Faktor immer in den Regierungen vertreten war und somit als postkurz´sche Systempartei gnadenlos abqualifiziert wird.
Dass diese Tiraden vor allem als Verkaufsstrategie interpretiert werden müssen, darf nicht unerwähnt bleiben: Mach die Vergangenheit herunter, um dich als zukünftige Lichtgestalt zu präsentieren!
Diese Art des Wahlkampfs ist zwar unterhaltsam und weniger anstrengend als sich in die Problematik des Gesundheitssystems, der Wirtschaft oder der Migration zu vertiefen. Man kann nur hoffen, dass dabei nicht in Vergessenheit gerät, was man schon bald nicht mehr zu sagen wagt: Dass Österreich trotz aller Probleme im internationalen Vergleich eines der wohlhabendsten, zivilisiertesten, friedlichsten, schönsten und kulturvollsten Länder der Welt ist.
Wer das vergisst und sich deshalb schlecht fühlt, ist selbst daran schuld.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 31.08.2024
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MITEINANDER REDEN
Jeden Samstag schreibt der kritische Schriftsteller und Journalist Alois Schöpf – ein bewundernswerter Jesuitenschüler der Stella Matutina – einen lesenswerten, bemerkenswerten und meist verbreitungswerten Beitrag in der Tiroler Tageszeitung, stets auf Seite 2 ein Fixplatz.
Der letzte Beitrag passt nicht nur ins Jahr 2024 und trifft in Bezug auf die bevorstehende Nationalratswahl den Nagel auf den Kopf, sondern er ist absolut zeitlos und passt ebenso für manch spannungsgeladene Periode in den zurückliegenden Jahrzehnten auf nationaler, regionaler oder lokaler politischer Ebene, als auch auf gruppeninterne Ebenen in Parteien, Vereinen, ja auch in Betrieben und Religionsgemeinschaften so wie auch für Spannungen in Familien.
Ausdiskutieren ist immer weniger bis gar nicht mehr „in“ oder traditionell volkstümlich formuliert – DURCHS REDEN KOMMEN D´LEUT ZAMM -, so wie es unsere Vorfahren – die Eltern- oder Großelterngeneration – nach den schwierigen 1920er (totale Inflation), 1930er (Massenarbeitslosigkeit und parteipolitische Zerrissenheit) und den nahtlos folgenden noch wesentlich schwierigeren Jahren bis 1945 schafften, wieder zu einander zu finden. Die Risse gingen davor tief, sehr tief und quer durch alle gesellschaftlichen Gruppierungen bis in die Familien.
Vielleicht sind nunmehr die Massenkommunikationsmittel wie Fernsehen und Internet… nach den hoffnungsvollen Jahren des neuen Miteinander nach 1945 Mitschuld an diesem Prozess, denn seither trifft man sich zunehmend weniger um zu diskutieren, zu sprechen oder gar sich auszusprechen, sondern man sitzt (in den Familien vor der Glotze) oder lebt nebeneinander oder man schreibt nüchterne, empathielose E-Mails.
Aus der Geschichte zu lernen ist eine zielführende Erinnerung, ja Mahnung, die jeden von uns ansprechen könnte und sollte. Menschen die nicht oder nicht mehr miteinander reden können oder wollen, leben sich erfahrungsgemäß auseinander. Die Folgen davon sind landläufig bekannt und nicht selten irreparabel, wenn man nicht rechtzeitig den Anfängen wehrt und sich stets eines fruchtbaren Miteinanders bewusst ist und sich darum bemüht.
Sg. Herr Schöpf!
Ich freue mich immer sehr, wenn ich Ihre scharfsinnigen u. wohlformulierten Texte in der TT lese.
Wieder einmal haben Sie mit Ihrem Artikel den Nagel auf den Kopf getroffen! Österreich ist wirklich ein wunderbares Land u. wir sollten uns freuen u. dem Schicksal dankbar sein, dass wir das Glück haben, hier geboren worden zu sein!
Nicht umsonst rennen tausende Migranten uns jedes Jahr die Tür ein, um hier leben zu dürfen. Was nicht immer zu unserer Freude geschieht!
Natürlich gibt es auch viel Luft nach oben, viele Dinge, die verbessert werden könnten u. auch sollten, aber im Großen u. Ganzen können wir mit unserem wunderschönen Land der Freiheit mehr als zufrieden sein!
Ich darf dazu wieder mal meinen Senf servieren. Über einen Kickl zu debattieren ist reine Zeitverschwendung. Diese Person gibt immer genau das von sich, was das anwesende Bierzeltpublikum zu hören wünscht. Und das Thema Zuwanderung ist nur mehr ausgeleiert. Warum eigentlich verlangt Herr Kickl nicht, dass alle Tschetschenen abgeschoben werden? Keine Produktivität, nur Messerstechereien und Gewalt.
Zur ÖVP: diese Partei hat leider auch viele Unsympathler in den Reihen, das „System Kurz“ ist nach wie vor akut, und dass die Partei nicht im Sinne der Bevölkerung arbeitet, sondern nur auf Wirtschaftsbund, Bauernbund und Industriellenvereinigung hört, ist bewiesen. Eigentlich müsste uns Herr Nehammer leid tun, kann er doch nie das tun, was er vielleicht im Sinne hat, ohne von den Herren Stocker, Sobotka oder auch Knill eins auf den Deckel zu kriegen.
Es kommt mir fast vor, dass die einzigen ehrlichen Parteien die Bierpartei und die Kommunisten sind.