Alois Schöpf
Wenn Vorsichtl und Rücksichtl regieren.
Apropos
Die Zahl ist abstrakt und, da sie von Wirtschaft handelt, für viele uninteressant. Dennoch sollte man sie ernst nehmen. Österreich ist sowohl 2024 als auch laut Prognose für 2025 mit seinem Rückgang der Wirtschaftsleistung inzwischen das volkswirtschaftliche Schlusslicht in der EU.
Diese statistische Tatsache bedeutet auf der einen Seite Wohlstands- und Kaufkraftverlust, was sich für alle spürbar in den Preisen im Supermarkt und im Wirtshaus, aber auch bei den Mieten bemerkbar macht.
Eine stagnierende Wirtschaft hat aber auch noch eine andere Seite, die, so unangenehm es sein mag, endlich zur Kenntnis genommen werden sollte. Dass nämlich nichts weitergeht in einem Land, ganz konkret auch in Tirol. Dass überall dort, wo etwas Neues entstehen sollte, ein Kraftwerk, ein Lift, ein Hotel, ein Gewerbegebiet wie das Amen im Gebet eine Bürgerinitiative aufsteht, die, wenn sie etwas nicht verhindert, so doch unendlich verzögert.
Dazu kommt, dass wir von Politikern regiert werden, die es in erster Linie als ihre Aufgabe betrachten, dem Volk zu schmeicheln und es trotz gewaltigen eigenen Verkehrsaufkommens etwa in seiner Rolle als Transit-Opfer zu bestärken. Und die sich als beliebteste Problemlösung vor allem Verbote bis hin zu Enteignungen einfallen lassen.
Es ist schon langsam langweilig vom Transit über den Kraftwerksbau, die ungelöste Agrargemeinschaftsfrage, das MCI-Chaos, den sinnlosen Museumsumbau, Bettenbeschränkungen, eine uninspirierte Tirol Werbung, die gelähmte Lebensraum Tirol Holding bis hin zum siechenden Landestheater alles aufzuzählen, wo nur weiter verwaltet, aber ganz bestimmt nicht Wohlstand geschaffen wird.
Die Ausrede, wonach Österreich fiebert, wenn Deutschland Schnupfen hat, ist da zu einfach. Schuld an unserer wirtschaftlichen Schieflage ist auch eine Gesellschaft, die zu sehr auf Bewahren und Nichtveränderung aus ist.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 31.05.2025
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