Alois Schöpf
Trumps Ukraine-Deal zwischen Vernunft und Zumutung
Apropos
Für jeden konsequent denkenden Menschen ist Donald Trumps Deal mit Putin ein Skandal. Soll ein Aggressor, der vom internationalen Strafgerichtshof zur Verhaftung ausgeschrieben wurde, ungeschoren davon kommen und für seine Verbrechen auch noch mit Gebietsgewinnen belohnt werden?
Andererseits hat auch die Ansicht Trumps Gewicht, wenn er aus der Distanz des fernen Amerika meint, das sinnlose Abschlachten junger Männer auf beiden Seiten müsse sofort ein Ende haben.
Die beiden Positionen widersprechen einander schmerzhaft. Es sei denn, man verständigt sich darauf, das Ganze als einen Erbschaftsstreit nach dem Zerfall der Sowjetunion zu betrachten. Und da einen solchen Erbschaftsstreit in ziviler Ausformung die meisten, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben, aus dem persönlichen Umfeld kennen, eröffnet sich durch diese Sicht vielleicht auch ein besseres Verständnis für das ganze Dilemma des Ukrainekriegs.
Auch beim Erben nämlich, vor allem, wenn ausreichend Besitz vorhanden ist, gibt es meist einen Gierling (Putin), der aus tiefster Überzeugung, im Recht zu sein, z.B. die ukrainischen Gebiete mit mehrheitlich russischer Bevölkerung erobern zu dürfen, die anderen übervorteilt. Diesen, den Ukrainern, bleibt nur die Wahl, das Unrecht, das ihnen angetan wird, zu akzeptieren. Oder Widerstand zu leisten, bis alles, wofür man kämpft, irgendwann zerstört ist.
Als bittere Lösung der Vernunft bleibt da sowohl auf privater als auch auf weltpolitischer Ebene irgendwann nur noch, wie Trump es nennt, ein Deal. Zwangsweise ein als gerade noch erträglich ungerecht empfundener!
Dort stehen wir heute. Donald Trump hat Recht: das Morden muss ein Ende haben. Putin wird sich als Sieger feiern. Soll er! Solange es ihn und sein System gibt, werden allerdings, wie auch im Privaten, alle Beziehungen zu Europa auf Jahrzehnte hinaus zerstört sein. Auch eine Strafe!
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 03.05.2025
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