Alois Schöpf
Klingt gut: Staats-Sekretär für De-Regulierung!
Apropos

Nach der dritten Ablehnung der Einreichung zum Handwerkerbonus aufgrund eines nicht weiter durchschaubaren Formfehlers gab ich es auf und ärgerte mich nur noch. Als ich diesen Ärger zwecks psychischer Entlastung einer Bekannten erzählte, lachte sie bitter auf und meinte, ihr sei es beim Antrag für einen Zuschuss zur neuen Pellets-Heizung gleich ergangen, mit dem feinen Unterschied allerdings, dass hier eine wesentlich höhere Geldsumme im Spiel war.

Immerhin konnten wir uns damit trösten, dass wir die bürokratische Abwicklung zur Förderung einer PV-Anlage der beauftragten Firma überlassen hatten, was zwar gekostet, aber funktioniert hatte. Eher weniger tröstlich hingegen fanden wir, dass man heute schon bei der Anstellung eines Geringfügig-Beschäftigten einen eigenen Lohnverrechner benötigt, ganz abgesehen von dem jeweils supergünstigen, aber immer noch teuren Steuerberater, ohne den man im fiskalischen Sinn als krimineller Freigänger herumlaufen müsste.

Und nicht zu reden etwa von jener Nachhaltigkeitsprüfung der EU, von der Hannes Parth von der Silvretta Seilbahnen AG dieser Tage berichtete und für die 1.400 Einzelinformationen abgeliefert werden mussten.

Sepp Schellhorn, selbst erfolgreicher und redegewandter Hotelier, wofür er sich schon einmal beschimpfen lassen musste (Die Politik ist kein Hotel, Herr Schellhorn!) und zudem selbst Opfer zahlreicher Betriebsprüfungen während seiner politischen Tätigkeit, weiß also genau, was er zu tun hat, wenn er sich in der neuen Regierung als De-Regulierungs-Staats-Sekretär definiert.

Bleibt uns Bürgern nur die Hoffnung, dass er sich nicht in jenem Gewebe der gesellschaftlichen Selbstlähmung verfängt, das zu beseitigen er angetreten ist. Als Touristiker wird er nämlich von Kettensägen à la Elon Musk oder Javier Milei, Argentinien, nichts halten. 

Man darf gespannt sein, was ihm stattdessen einfällt.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 19.04.2025

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor, Journalist, Veranstalter, geb. 1950, lebt bei Innsbruck, schreibt seit 41 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 34 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Nach seiner Tätigkeit als ORF-Fernsehredakteur für Fernsehspiel und Unterhaltung verfasste Schöpf Romane, Erzählungen, Märchenbücher und in den letzten Jahren vor allem Essays zu relevanten gesellschaftlichen Themen. Daneben schrieb er Theaterstücke und vier Opernlibretti. Schöpf war auch als Blasmusikdirigent tätig und ist Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte, die er 25 Jahre lang bis 2019 leitete. Zuletzt gründete er 2020 das Online-Magazin schoepfblog, an dem 40 renommierte Autorinnen und Autoren mitarbeiten.

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