Alois Schöpf
Selbstzerstörung durch Bürokratie
Apropos
Europa verliert den Anschluss! So oder ähnlich dröhnt es uns speziell während des Jahreswechsels um die Ohren. Leider haben es derlei abstrakte Sätze an sich, dass sie ungehört vorbeigleiten, weshalb die Klage des Seilbahnpioniers Hannes Parth, der über Jahrzehnte für den Aufstieg Ischgls zu einem Tourismus-Hotspot verantwortlich zeichnete, eine breitere Wahrnehmung verdient.
Er erinnert im Branchenblatt SI-Magazin daran, dass vor 40 Jahren für die Genehmigung eines Lifts lediglich zwei Personen zur Begutachtung kamen und der Genehmigungsprozess nicht einmal 6 Monate dauerte.
Wenn heute ein Lift genehmigt werden soll, erscheinen 40 Personen und das Verfahren dauert bis zu 5 Jahren, weshalb es in vielen Fällen nicht einmal angegangen wird, weil bei abschlägigem Bescheid der Unternehmer auf enormen Unkosten sitzen bleibt.
Der entscheidende Punkt ist jedoch, wie auch von Kraftwerksgenehmigungen her bekannt, dass diese wahnhafte Bürokratie von einem erheblichen Teil der Bevölkerung unterstützt wird und besonders in städtischen Kreisen die Meinung vorherrscht, Seilbahnbetreiber seien ohnehin nur gierige Millionäre, das Land und die Natur vom Tourismus zu sehr ausgebeutet und die Touristen aus Sicht der Einheimischen eine lästige Plage.
Es ist gleichgültig, welche der beiden Seiten hier eher Recht hat. Eine Tatsache ist es jedenfalls, dass viele Zeitgenossen in ihrer Life-Work-Balance der Meinung zuneigen, dass nicht nur der Strom, sondern auch ihr Wohlstand aus der Steckdose kommt.
Wenn eine solch träumerische Sicht auf das Leben dann auch noch durch die Unlust der Unternehmerschaft ergänzt wird, es mit einer Bürokratie aufzunehmen, die aus Prinzip jeder Innovation vorerst einmal kriminelle Energie unterstellt, ist es ohnehin ein Wunder, wie gut es uns immer noch geht.
Und damit es so bleibt, muss für 2025 mehr Illusionslosigkeit unser Ziel sein.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 04.01.2025
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Im Normalfall bin ich auch ein absoluter Bürokratie-Gegner. Aber bei speziellen Projekten muss es unbedingt nötige und gründliche Vorbereitungen geben! Als aktuelles Beispiel darf ich das Kaunertal-Projekt der TIWAG nennen! Widerspruchslos Wasserableitungen und das Zerstören eines ruhigen, traumhaften Tales zu genehmigen geht absolut nicht!
Des weiteren Liftkaiser: ein gewisser Herr Schultz denkt, er braucht nur zu bestimmen und Zusammenschlüsse von Skigebieten und Riesen-Hotelanlagen gehen einfach über die Bühne. So nicht! Langsam reicht es mit dem Tourismus, die einheimische Bevölkerung hat bald nichts mehr zu melden und alle Straßen sind durch die sture Samstags-An- und Abreise verstopft bis zum Geht-nicht-mehr. Wobei dazu ja auch noch der aufgequollene Salvini kommt und ein Rund-um-die Uhr-Transit gefordert wird. Denken wir auch daran, dass ja gerade im Tourismus viele Billigarbeitskräfte schuften, um die Gewinne sicherzustellen! Folge daraus, dass Bürokratie manchmal auch nützlich und sinnvoll sein kann!