Alois Schöpf
Parteibuchwirtschaft und Korruption
Apropos
Die Parteien haben ein so schlechtes Image, dass immer weniger Bürger in die Politik gehen und die Personaldecken entsprechend ausdünnen. Einer der Gründe, warum dem so ist, ergibt sich aus der sogenannten Parteibuchwirtschaft. Danach reicht es aus, nur das richtige „Büchel“ in der Tasche zu haben, um einen tollen Job zu ergattern, für den man, wenn es nach rechten Dingen zuginge, nie und nimmer in Frage käme.
So lautet zumindest das übliche Vorurteil, aus dem heraus nicht wenige dem derzeitigen ÖVP-Klubobmann August Wöginger eine Verurteilung an den Hals wünschen, weil er angeblich einem Parteifreund einen Leitungsposten in einem Finanzamt verschafft hat, wogegen eine Mitbewerberin geklagt hat.
Wie auch immer das Gericht entscheidet: Ohne moralische Schnappatmung sollte man realistisch und fair bleiben. Einen Parteifreund für einen Job vorzuschlagen, den man mit guten Gründen für fähig hält, ist kein Vergehen.
Ebenso ist es legitim, wenn jemand bevorzugt wird, der einem weltanschaulich nahesteht und oft auch den Mehrheitsverhältnissen in einer Gesellschaft entspricht. So wird kein Bischof einen Atheisten als Pressesprecher engagieren oder kein Metzgereibetrieb einen Veganer als Geschäftsführer, um nur zwei krasse Beispiele zu nennen.
Die Parteibuchwirtschaft ist dort korrupt, wo jemand wider besseren Wissens und trotz eindeutig höherer Qualifikation seiner Mitbewerber bevorzugt wird, um dadurch einen materiellen, einen ideologischen oder einen imagemäßigen Vorteil zu erzielen.
Dies bedeutet, dass nicht jeder, der durch eine Partei etwas wurde, deshalb unfähig sein muss. Es bedeutet allerdings sehr wohl, dass es tatsächlich zu viele gibt, bei denen das der Fall ist. Dafür aber ist nicht die abstrakte, sogenannte Parteibuchwirtschaft haftbar zu machen, sondern der ganz konkrete Politiker und seine unsachliche, korrupte Personalpolitik.
Erschienen in der Tiroler Tagesezitung am 24.05.2025
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Sehr geehrter Herr Schöpf,
nach Ihrem Apropos vom 24.5. ist es nicht verwunderlich, dass unser geliebtes Österreich im Korruptionsindex immer weiter zurückfällt. Es gab in dieser Causa noch den Satz: Jetzt schuldet der dir aber etwas.Preisfrage: Wie kann ein Finanzbeamter wohl seine Schuld abtragen ? Natürlich indem er am 2. November dem Gust Wöginger eine kleine Mon cherie zum Geburtstag schenkt.
Aber wie lautet der österreichische Leib- und Lebensspruch? Etwas geht immer. Vor über 60 Jahren klärte uns im Gymnasium ein Professor auf: Der Österreicher wird nicht geboren, er wird empfohlen !
Mit freundlichen Grüßen,
Richard Mayr
da gebe ich dir mal wirklich recht, lieber alois!