Alois Schöpf
Johannes Stecher zeigt, wie es geht.
Apropos
Letzten Samstag präsentierten über 200 Wiltener Sängerknaben und Sängermädchen unter der Leitung ihres charismatischen Dirigenten Johannes Stecher im vollbesetzten Saal Tirol des Congress Innsbruck ihr Muttertagskonzert. Stecher leitet die Wiltener übrigens seit 1991 und hat sie in dieser Zeit zu einem der besten Kinderchöre Österreichs aufgebaut.
Das Besondere an diesem dramaturgisch klug zusammengestellten und mit heiteren Showelementen aufgelockerten Abend bestand darin, dass hier ohne jede Anbiederung an das niedrigst mögliche Niveau hochwertige Musikliteratur aufgeführt wurde. Sie reichte von Volksmusik wie In die Berg bin i gern über Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn Bartholdy, Giuseppe Verdi und Johannes Brahms bis hin zu Johann Strauss und Franz Lehar.
Das in der Blasmusikszene, aber auch im Chorbereich übliche Argument, man müsse, um die Jugend zu begeistern, internationalen Kommerz oder gleich Zeltfestmusik programmieren, wurde hier vor einem begeisterten Publikum widerlegt.
Die Jugend, und die beginnt bei Stecher bei Fünfjährigen und reicht bis ins Erwachsenenalter, ist sehr wohl für Kunstmusik, die Meisterwerke der Vergangenheit und die großartige österreichische bzw. europäische Musiktradition zu begeistern und zu exzellenten Leistungen zu motivieren. Und wer das nicht kann, muss man hinzufügen, hat als künstlerischer Leiter von Vereinen, die massiv aus Steuergeld unterstützt werden, nichts verloren.
Man sollte Stechers Muttertagskonzert jedes Jahr speziell für die führenden Persönlichkeiten der Blasmusik- und Chorszene wiederholen. Dann wären die Programme bei den Frühjahrskonzerten, wie sie derzeit landauf landab stattfinden, vielleicht wieder mehr künstlerisch orientiert und Woodstock der Blasmusik könnte nicht wie eine musikalische Panzerarmee alles zu Biermusik flachwalzen.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 17.05.2025
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Griaßdi Herr Schöpf,
ich lese gerne und mit Interesse Ihre Kolumnen, dass Sie teilweise polarisieren sollten/möchten verstehe ich, aber zu Ihrer heutigen Kolumne muss ich doch auch mal meinen Kommentar abgeben, denn ich finde, sie klingt etwas von „oben herab“ – die Kulturmenschen in Stadt und die „unkultivierte“ Bevölkerung vom Land (habe ich den Eindruck) !!!!
1.) Ich finde es schön, dass Sie in der Stadt wohnen und sich kulturelle Ereignisse in vielen Richtungen aussuchen können (am Land ist man nicht so sehr gesegnet damit – mit zunehmendem Alter wird das Fahren in die Landeshauptstadt mühsamer – habe ich früher viel gemacht), und sich diese auch finanziell leisten können.
2.) Gehen Sie „landauf/landab“ in Konzerte ???
Ich schon – und ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass diese musikalisch sehr an „Niveau“ (was ja für jeden etwas anderes ist) zugenommen haben, es gibt immer mehr gut ausgebildete junge Menschen, die in den örtlichen Musikkapellen mit Begeisterung mitspielen oder in Chören mitsingen ( …. Tradition heißt, das Feuer weiter zu geben und NICHT die Asche anzubeten !!!) und diese Begeisterung zur Musik spürt man (Funke, der überspringt – Begeisterung zur Musik).
3.) Welche Art von Musik darf zur Begeisterung führen ???
Ich mag vieles an „volkstümlicher Musik“ (kommerzieller) auch nicht (aber Volksmusik ist schön), aber was gibt mir das Recht, diese abzuwerten (wer legt Werte fest ??? ob etwas gut ist oder nicht?) … außerdem gibt es meiner Meinung nach nur gut oder schlecht gespielte Musik – sobald Musik das Herz berührt, ist sie gut !
4.) Auch beim „Woodstock der Blasmusik“ gibt es sehr gute Gruppen.
Ich mag es, wenn verschiedene Stile der Musik gemixt werden (crossover) – aber eben nicht jeder mag das.
Ich persönlich mag z.B. die Musik von Richard Wagner größtenteils nicht (macht mich depressiv – oder ICH verstehe sie einfach nicht) – aber das sind meine besonderen Vorlieben oder Abneigungen – aber deshalb würde ich mir nie erlauben zu sagen, dass diese Musik nicht gut ist.
Vielleicht gehen Sie mal „landauf/landab“ auf einige der Konzerte, und geben dann Ihre Meinung dazu ab, sie werden nicht enttäuscht sein.
Danke für Ihre Zeit (falls Sie meine „Kolumne“ in Ruhe gelesen haben), ich werde weiterhin Ihre Kommentare mit Interesse lesen und ab und zu auch meinen „Senf“ dazu geben.
Mit freundlichen Grüßen
Waltraud Koidl
von „landauf/landab“
Lieber Herr Schöpf!
Vielen Dank für Ihre wertvollen Gedanken zum Muttertagskonzert der Sängerknaben.
Ich empfinde es genauso! Auch beim Instrumentalunterricht in den Musikschulen wird sehr auf das Spaßrepertoire zurückgegriffen…Die Kinder können fast keinen geraden Rhythmus spielen…fundierte Rhythmus- und Klangschulung erfordert aber das richtige Repertoire…wie Volkslieder und klassische Etüden…Deshalb mach ich im Ensemblespiel hauptsächlich Weisen,Lieder, Mozart, Schubert….
Sehr geehrter Herr Schöpf!
Wir freuen uns sehr über Ihre Kolumne in der Tiroler Tageszeitung von letztem Samstag.
Seit Jahrzehnten werden wir in Tirol von allen wesentlichen Medien und Verbänden, egal ob aus der alten Musik, der Volksmusik, der Chormusik, der Kinderstimmbildung oder dem klassischen Gesang ausgegrenzt, niedergemacht oder ignoriert.
Auswärts und in großen Teilen der (sich nicht als Fachleute verstehenden) Bevölkerung ist das anders.
Es musste nun offensichtlich eine Persönlichkeit kommen, die sich gegen den Mainstream der „Kenner“ etwas zu sagen traut! Dass Sie, der Sie ja nicht nur Schriftsteller, sondern auch Musiker sind, das nun so positiv gemacht haben, ist eine große Überraschung und Freude gleichermaßen! Es hat Gewicht und stärkt den Rücken! Endlich können sich auch die Kinder und Jugendlichen über ein Medium freuen!
Ich danke Ihnen herzlich und verbleibe als interessierter Leser Ihres Blogs
mit freundlichen Grüßen!