Alois Schöpf
Europäischer Kniefall
auf Kosten der Frauen
Apropos
Vom erfolglosen Treffen der europäischen Außenminister mit dem Iranischen Außenminister in Genf gab es nur sehr wenige Bilder. Die paar Sekunden genügten aber, um uns wieder einmal zu vermitteln, wie die muslimische Welt zur Frau als der leibhaftigen Manifestation des Sündhaften bzw. des Eigentums eines anderen steht.
Die Herren gaben einander die Hand, die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Kaja Kallas musste sich jedoch damit begnügen, ihre Hände vor der Brust zu verschränken und sich freundlich vorzubeugen. Ein Handshake wäre für den Iraner wohl des zumindest kulturellen Teufels gewesen.
Ein ähnlicher Vorfall ging schon vor Monaten durch die Medien, als die damalige deutsche Außenministerin Annalena Baerbock den neuen syrischen Machthaber aufsuchte, um ihm europäisches Geld zu schenken, und sich ebenfalls mit einem ehrerbietigen Knickser begnügen musste. Immerhin konnte man damals noch zur Entschuldigung einräumen, dass der erst frisch ins Amt geputschte Regierungschef vor kurzem noch Radikalfundamentalist gewesen war.
Selbiges ist vom iranischen Diplomatie-Profi nicht zu behaupten.
Umso schwerer wiegt der Affront. Und zwar nicht nur aufgrund des Verhaltens des Iraners mit seinem Frauenbild, sondern vor allem aufgrund der Tatsache, wie die hochmögenden Herren aus dem freien Westen, die als Diplomaten bis ins kleinste Detail wissen müssen, wie man sich aufzuführen hat, ihre weibliche Kollegin im Regen stehen ließen.
Die einzig richtige Reaktion wäre nämlich auch im Sinne der europäischen Aufklärung und der daraus entwickelten Gleichheitsrechte gewesen, dem iranischen Außenminister gegenüber auf unverrückbaren Auffassungsunterschieden zu bestehen und ihm auch von europäisch-männlicher Seite den Handschlag zu verweigern.
Nach dem Grundsatz: Da wir alle gleich sind, wollen wir auch alle gleich behandelt werden.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung vom 28.06.2025
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Sehr geehrter Herr Schöpf,
Ich muß Ihnen – leider – wieder einmal vollinhaltlich zustimmen.
Das Verhalten der Außenminister-Kollegen bei diesem Treffen war letztklassig, letztklassig gegenüber Frau Kallas, und letztklassig gegenüber unserem Selbstwertgefühl als Europäer.
Wenn der Kollege Außenminister aus dem Iran nicht fähig ist, die einfachsten Höflichkeitsregeln einer gegenseitigen Begrüßung zwischen Diplomaten einzuhalten, so gibt es mit ihm auch nichts zu besprechen.
Wann erkennt Europa endlich, daß es von Leuten wie diesen immer wieder vorgeführt wird und gegenseitiger Respekt und Achtung nicht vorhanden sind.
Bemerkenswert auch, daß bei dieser öffentlichen Demütigung einer Frau die sonst so kritische Medienwelt dazu geschwiegen hat. Wenn ich denke, wie lange der mißglückte „Luder-Sager“ des Herrn LR Geisler in den lokalen Tiroler Medien breitgetreten wurde und die Erregung darüber am Köcheln gehalten worden ist, und hier …, das totale Schweigen. Erschreckend und entlarvend…!